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MoR 04 - Caesars Frauen

Titel: MoR 04 - Caesars Frauen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Colleen McCullough
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Körperschaft vorher zu benachrichtigen, eine Volksversammlung einberufen und ihre Mitglieder wissen lassen — zumindest die wenigen, die anwesend waren —, wie man seiner Meinung nach der Freibeuterei ein Ende machen kann. Ohne uns um Rat zu fragen, ohne irgend jemanden um Rat zu fragen! Gebt einem einzigen Mann uneingeschränkte Befehlsgewalt, unbegrenzte Mittel und Streitkräfte, lautet sein Vorschlag. Er nennt keine Namen, aber wer von uns könnte den geringsten Zweifel daran haben, wessen Name ihm dabei durch den picentischen Schädel spukte? Dieser Aulus Gabinius und sein picentischer Landsmann, der Volkstribun Gaius Cornelius, der trotz seines Namens nicht aus vornehmer Familie stammt, haben uns, die wir schon von Geburt her eine Verantwortung für Rom tragen, bereits mehr als genug Ärger bereitet, seit sie ihr Amt angetreten haben. Ich zum Beispiel wurde gezwungen, ein Gesetz gegen die Bestechung bei kurulischen Wahlen zu erlassen. Ich zum Beispiel wurde auf hinterlistige Weise um meinen Kollegen beim diesjährigen Konsulat gebracht. Ich zum Beispiel wurde zahlloser Verbrechen der Wahlbestechung bezichtigt.
    Alle Anwesenden sind sich der ernsten Bedeutung der hier vorgeschlagenen lex Gabinia bewußt, sind sich bewußt, wie drastisch sie gegen jeden Aspekt des mos maiorum verstößt. Aber es ist nicht meine Aufgabe, die Debatte zu eröffnen, ich soll sie nur leiten. Da so früh im Jahr noch keine designierten Magistrate zur Verfügung stehen, wende ich mich mit der Bitte um einen Eröffnungsredner an die diesjährigen Prätoren.«
    Die Reihenfolge der Redner war bereits festgelegt, deshalb bot keiner der Prätoren seine Dienste an, auch keiner der Ädilen, weder ein kurulischer noch ein plebejischer. Nun wandte sich Gaius Piso an die Konsulare in den vordersten Reihen auf beiden Seiten des Hauses. Und dies bedeutete, daß das mächtigste Geschütz der gesamten rhetorischen Artillerie als erstes abgefeuert werden würde: Quintus Hortensius.
    »Ehrenwerter Konsul, Zensoren, Konsulare und Senatoren«, begann Hortensius, »es ist Zeit, daß wir diesen sogenannten militärischen Sonderkommandos ein für allemal einen Riegel vorschieben! Wir wissen alle, warum der Diktator Sulla diese Klausel in seine abgeänderte Verfassung aufgenommen hat: um sich die Dienste eines Mannes zu sichern, der dieser angesehenen und ehrwürdigen Körperschaft gar nicht angehört hat, eines Ritters aus Picenum, der es sich anmaßte, in Sullas Auftrag Truppen auszuheben und zu befehligen, als er kaum älter als zwanzig war, und der, nachdem er mit eklatanten Verfassungsbrüchen einmal begonnen hatte, nicht mehr damit aufhören wollte — nur in den Senat wollte er nicht! Als Lepidus aufbegehrte, hielt er das italische Gallien besetzt und besaß die Unverfrorenheit, die Hinrichtung eines Mitglieds einer der ältesten und vornehmsten Familien Roms anzuordnen — die des Marcus Junius Brutus. Dessen Hochverrat, wenn es denn einer war, wurde von dieser Körperschaft bestätigt, als sie Brutus’ Namen in das Dekret aufnahm, mit dem Lepidus zum Gesetzlosen erklärt wurde. Ein Dekret, das Pompeius noch lange nicht das Recht gab, einem seiner Lakaien den Auftrag zu erteilen, Brutus auf dem Marktplatz von Regium Lepidum den Kopf abzuschlagen, seinen Kopf und den Körper verbrennen zu lassen und die Asche dann mit einer lapidaren, kaum leserlichen Erklärung nach Rom zurückzuschicken!
    Und danach hielt Pompeius seine kostbaren picentischen Legionen in Mutina bereit, bis er den Senat gezwungen hatte, ihn — der weder Senator noch Magistrat war — mit einem prokonsularischen Imperium auszustatten und nach Spanien zu schicken, um die diesseitige Provinz im Namen des Senats zu regieren und Krieg gegen den Abtrünnigen Quintus Sertorius zu führen. Und dabei, Senatoren, hatten wir in der jenseitigen Provinz die ganze Zeit über einen bedeutenden Mann aus ehrenwerter Familie sitzen, den guten Quintus Caecilius Metellus Pius Pontifex Maximus, einen Mann, der bereits gegen Sertorius im Felde stand, einen Mann, der — wenn ich das hinzufügen darf — mehr für den Sieg über Sertorius getan hat als dieser außerordentliche Nichtsenator Pompeius! Aber Pompeius hat den Ruhm eingeheimst, Pompeius hat die Lorbeeren gesammelt!«
    Hortensius, ein gutaussehender Mann von imponierendem Auftreten, drehte ganz langsam den Kopf und schien dabei in jedes einzelne Augenpaar zu blicken, ein Trick, den er mit gutem Erfolg seit mehr als zwanzig Jahren vor Gericht

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