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MoR 04 - Caesars Frauen

Titel: MoR 04 - Caesars Frauen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Colleen McCullough
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Das südliche Reich des Tigranes zerfiel, und Lucullus sorgte dafür, daß Rom sein Erbe war. Es gab nämlich noch einen dritten König im Osten, der für Rom eine Bedrohung war, Phraates, der König des Partherreiches. Sulla hatte mit dessen Vater einen Vertrag geschlossen, in dem festgelegt worden war, daß alle Gebiete westlich des Euphrat an Rom fielen und alles, was östlich des Euphrat lag, zum Königreich der Parther gehörte.
    Lucullus hatte die dreißig Millionen Scheffel Weizen, die er in Tigranokerta gefunden hatte, an die Parther verkauft, damit die Armenier sich damit nicht die Bäuche füllen konnten. Doch während nun Frachtkahn auf Frachtkahn den Tigris abwärts nach Mesopotamien und in das Königreich der Parther fuhr, sandte ihm König Phraates eine Nachricht und forderte ihn auf, den Vertrag mit Rom zu denselben Konditionen zu erneuern. Er lautete: Alles, was westlich des Euphrat lag, gehört Rom, die Gebiete östlich davon gehören König Phraates. Doch dann erfuhr Lucullus, daß Phraates auch mit dem flüchtigen Tigranes verhandelte, der die Rückgabe der siebzig Täler in Media Atropatene versprach, falls die Parther sich mit ihm gegen Rom verbündeten. Sie waren hinterhältige Gesellen, diese östlichen Könige; man durfte ihnen nicht über den Weg trauen. Für sie galten die Werte des Ostens, und diese Werte waren unstet wie Wüstensand.
    Auf einmal hatte Lucullus Visionen von unermeßlichen Reichtümern, wie noch kein Römer sie sich erträumt hatte. Wenn man sich vorstellte, was es in Seleuceia am Tigris, in Ctesiphon, in Babylon und in Susa alles zu finden gab! Wenn zwei römische Legionen und nicht einmal dreitausend galatische Reiter ein armenisches Großheer buchstäblich auslöschen konnten, dann müßten doch vier römische Legionen und die galatische Reiterei den ganzen Osten bis hin nach Mesopotamien und an das Kaspische Meer erobern können! Was sollten ihm die Parther an Widerstand entgegensetzen, nach allem, was Tigranes mobilisiert hatte? Von den Kataphrakten bis zum zoroastrischen Feuer, Lucullus’ Armee war damit fertig geworden. Er brauchte nur noch die beiden cilicischen Legionen aus Pontus.
    Lucullus entschied sich rasch. Im Frühling würde er nach Mesopotamien marschieren und das Königreich der Parther niederwerfen. Das wäre ein Schock für den Ritterstand und seine Parteigänger im Senat! Lucius Licinius Lucullus würde es ihnen zeigen! Der ganzen Welt würde er es zeigen!
    Er sandte eine Botschaft nach Zela: Schickt mir auf der Stelle die cilicischen Legionen nach Tigranokerta. Wir marschieren nach Babylon und Elymais. Wir werden unsterblich sein! Wir werden Rom den ganzen Osten zu Füßen legen und seine letzten Feinde vernichten.
    Natürlich erfuhr Clodius von diesen Plänen, als er den Flügel des Palastes besuchte, in dem Lucullus sein Quartier aufgeschlagen hatte. Lucullus hegte seinem Schwager gegenüber freundlichere Gefühle, seit dieser ihm aus dem Weg ging und auch nicht mehr versuchte, seine jungen Militärtribune zu allerlei Schabernack anzustiften, wie er es im vergangenen Jahr, auf dem Marsch von Pontus, noch versucht hatte.
    »Ich mache Rom reicher, als es jemals war«, sagte Lucullus glücklich. Sein langes Gesicht war sanfter geworden. »Marcus Crassus schwafelt vom Reichtum, der in Ägypten zu holen sei, aber gegen das Königreich der Parther ist Ägypten ein Armenhaus. Vom Indus bis zum Euphrat treibt König Phraates seinen Tribut ein. Und wenn ich Phraates besiegt habe, werden diese Abgaben direkt in unser geliebtes Rom fließen. Wir werden neue Schatzkammern bauen müssen, um sie verwahren zu können!«
    Clodius eilte zu Silius und Corrnficius.
    »Was haltet ihr von seiner Idee?« fragte Clodius scheinbar arglos.
    Die beiden Zenturios hielten sehr wenig davon, und Silius machte es ihm klar.
    »Du kennst die Ebene nicht«, erklärte er Clodius, »aber wir. Wir waren schon überall. Ein Sommerfeldzug am Tigris entlang, den ganzen Weg bis nach Elymais? Bei der Hitze und der Feuchtigkeit? Die Parther sind in Hitze und Feuchtigkeit aufgewachsen. Wir gehen dabei drauf.«
    Clodius hatte an Beute gedacht, nicht an das Klima. Jetzt dachte er an das Klima. Unter Lucullus zu marschieren, sich mit Hitzschlägen und Schweißkrämpfen herumzuplagen? Schlimmer als alles, was er bis jetzt ertragen mußte!
    »Gut«, sagte er kühl, »dann laßt uns dafür sorgen, daß dieser Feldzug nicht stattfindet.«
    »Die cilicischen Legionen!« sagte Silius sofort. »Ohne

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