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MoR 04 - Caesars Frauen

Titel: MoR 04 - Caesars Frauen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Colleen McCullough
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abgehangen hätte!
    »Mir soll es recht sein«, sagte Publius Clodius selbstgefällig. »Auch Rex ist mein Schwager, vergiß das nicht. Ich bin wie eine Katze — ich falle immer auf die Beine! Wenn du mich nicht mehr willst, Lucullus, dann schließe ich mich Rex in Tarsus an.«
    »Nur nicht so eilig!« knurrte Lucullus. »Ich vergaß zu erwähnen, daß Rex nicht so bald nach Osten aufbrechen kann. Zuerst ist der Zweite Konsul gestorben und dann auch noch der Ersatzkonsul; Rex muß bis zum Ende seines Konsulats in Rom bleiben.«
    »Aha!« sagte Clodius, drehte sich um und ging hinaus.
    Nach Marschbeginn war es für Clodius unmöglich geworden, unbemerkt nach Silius oder Comificius Ausschau zu halten; in dieser Anfangsphase versteckte er sich lieber zwischen den Militärtribunen, ohne etwas zu sagen oder zu tun. Er war davon überzeugt, daß sich im Laufe der Zeit genügend Gelegenheiten ergeben würden, denn ein Gefühl sagte ihm, daß Lucullus das Glück abhanden gekommen war. Er war nicht der einzige, der so etwas dachte; die Tribunen und sogar die Legaten murmelten hinter vorgehaltener Hand von Lucullus’ Pechsträhne.
    Seine Späher hatten ihm geraten, am Canirites entlangzumarschieren, einem Seitenarm des Tigris, der nahe an Tigranokerta vorbeifloß und in einem Felsmassiv südöstlich des Thospitissee entsprang. Leider waren seine Späher Araber aus der Ebene; Lucullus hatte in Tigranokerta niemanden auftreiben können, der aus dieser Gegend südöstlich des Thospitissees stammte. Eigentlich hätte ihm das eine Warnung vor dem Land sein müssen, in das er sich wagte, aber die Weigerung der cilicischen Legionen hatte ihn so tief getroffen, daß er noch immer keinen kühlen Kopf hatte. Immerhin war er geistesgegenwärtig genug gewesen, ein paar der galatischen Reiter vorauszuschicken. Sie kehrten schon bald zurück und teilten ihm mit, daß der Canirites einen kurzen Lauf habe und in einer schroffen Felswand ende, die keine Armee der Welt überqueren könne, nicht einmal zu Fuß.
    »Wir sind einem nomadischen Schäfer begegnet«, berichtete der Kommandant des Trupps. »Der Mann hat uns empfohlen, bis zum Lycus zu marschieren, dem nächsten großen Nebenfluß des Tigris, etwas weiter südlich. Er ist länger und schlängelt sich durch dasselbe Felsmassiv hindurch. Er glaubt, daß sein Quellgebiet nicht so schroff ist und wir von dort aus in die Ebene am Thospitissee hinunterklettern können. Und ab da ist der Weg leichter, meint der Mann.«
    Ob dieser Verzögerung machte Lucullus ein finsteres Gesicht und schickte seine Araber zurück. Als er nach dem Schäfer fragte, mit dem Hintergedanken, ihn zum Späher zu machen, berichteten ihm seine Galater mit Bedauern, der Halunke sei ihnen samt seinen Schafen entwischt und nirgends mehr zu finden.
    »Also gut, marschieren wir zum Lycus«, befahl der Feldherr.
    »Wir haben achtzehn Tage verloren«, wagte Sextilius schüchtern zu bemerken.
    »Das ist mir klar.«
    Und so folgten die Fimbrianer und die Reiterei dem Lauf des Lycus in immer höhere Regionen, in ein immer schmaler werdendes Tal. Keiner von ihnen war dabeigewesen, als Pompeius eine neue Route über die westlichen Alpen entdeckt hatte, sonst hätte er den anderen erzählen können, daß Pompeius’ Unternehmung, verglichen mit diesem Marsch, ein Kinderspiel war. Und die Armee kletterte weiter, quälte sich zwischen riesigen Felsbrocken hindurch, die der Fluß abgeworfen hatte, der inzwischen ein reißender Bach war, durch den man nicht mehr waten konnte; er wurde immer schmaler, tiefer, wilder.
    Hinter einer Kante kamen sie auf einen mit spärlichem Gras bewachsenen Felsrücken, nicht gerade eine Mulde, aber wenigstens bot er den Pferden, die immer magerer und immer hungriger geworden waren, ein wenig Futter. Doch die Männer konnte er nicht aufheitern, denn das andere Ende — dort verlief offensichtlich die Wasserscheide — sah abschreckend aus. Und mehr als drei Tage Rast wollte Lucullus ihnen nicht gewähren; sie waren nun seit einem Monat unterwegs und noch nicht viel weiter nördlich als Tigranokerta.
    Als sie in diese furchterregende Wildnis heinmarschierten, erhob sich rechts von ihnen ein riesiger Fünftausender; sie befanden sich selbst schon in dreitausend Meter Höhe; sie keuchten unter dem Gewicht ihrer Tornister, wunderten sich darüber, daß sie Kopfschmerzen bekamen, und wußten nicht mehr, wie sie ihre Lungen mit der kostbaren Luft füllen sollten. Ein anderer Bach war ihr einziger Ausweg, auf

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