MoR 05 - Rubikon
Ehefrau haben muß.
Nun aber zu Dir, der Du seit siebzehn Monaten Witwer bist. Am liebsten würde ich dir eine zweite Tochter anbieten, doch leider habe ich keine. Ich habe nur eine Nichte, Atia. Als ich Philippus schrieb und fragte, ob er sich vorstellen könnte, sich von ihr scheiden zu lassen, antwortete er, er würde sie gerne behalten, sie sei ein Juwel und habe einen makellosen Ruf. Gäbe es eine zweite Atia, ich würde es auch bei ihr versuchen, aber Atia ist meine einzige Nichte. Sie hat zwar von dem verstorbenen Gaius Octavius eine Tochter, doch auch bei ihr versagte mein sonstiges Glück; Octavia ist gerade dreizehn Jahre alt oder sogar noch jünger. Gaius Octavius freilich hatte mit seiner ersten Frau Ancharia auch eine Tochter, und diese Octavia ist im heiratsfähigen Alter. Die Octavier stammen aus Velitrae und sind eine alteingesessene Senatorenfamilie, die Konsuln und Prätoren stellte. Aber das weißt Du selbst. Philippus und Atia würden sich jedenfalls freuen, Dir Octavia zur Frau zu geben.
Bitte denke gut darüber nach, Magnus. Ich vermisse Dich als Schwiegersohn sehr. Dein Schwiegersohn zu werden wäre ein schöner Ausgleich.
Meine dritte Bitte kannst Du sicher leicht erfüllen. Mein Prokonsulat in Gallien und Illyricum endet vier Monate vor den Wahlen, bei denen ich zum zweitenmal für das Konsulat kandidieren will. Wir waren beide schon die Zielscheibe der boni und mögen sie beide nicht, angefangen bei Cato bis zu Bibulus, und ich möchte ihnen deshalb nicht die Möglichkeit geben, mich vor ein Gericht zu stellen, dessen Richter sie so unter ihrer Kontrolle haben, daß ich keine Chance hätte. Sobald ich die heilige Stadtgrenze überschreite, um meine Kandidatur anzumelden, würde ich automatisch mein Imperium verlieren, und ohne Imperium kann ich angeklagt werden. Dank Cicero kann niemand in absentia für das Konsulat kandidieren — aber genau das muß ich. Sobald ich Konsul bin, werde ich die falschen Anklagen der boni gegen mich abschmettern.
Doch während dieser vier Monate muß ich mein Imperium behalten. Wie ich höre, Magnus, wirst Du bald Diktator sein.
Niemand ist dafür besser geeignet als Du. Du wirst dem Amt, das Sulla so schamlos beschmutzt hat, wieder zu Glanz und Ansehen verhelfen. Unter dem guten Gnaeus Pompeius Magnus braucht Rom weder Mord noch Verbannung zu fürchten! Ich wäre Dir unendlich dankbar, wenn Du für mich ein Gesetz durchsetzen könntest, das mir erlaubt, in Abwesenheit für das Konsulat zu kandidieren.
Erst kürzlich bekam ich eine Abschrift von Gaius Cassius Longinus’ Bericht an den Senat über die Geschehnisse in Syrien. Ein bemerkenswertes Dokument und in einer Sprache gehalten, der ich außer Cassius Revilla keinen Cassier für fähig hielt. Der Nachruf auf Marcus Crassus war herzzerreißend.
Laß es Dir gutgehen, mein lieber Magnus, und schreibe mir gleich. Sei meiner liebenden Freundschaft versichert, Caesar.
Pompeius ließ den Brief fallen und schlug die Hände vors Gesicht. Wie konnte Caesar es wagen! Für wen hielt er sich eigentlich? Ihm, der mit drei der vornehmsten Töchter Roms vermählt gewesen war, ein Mädchen anzubieten, das noch unbekannter war als Antistia! Tja, Magnus, leider habe ich keine zweite Tochter, und Philippus — Philippus, bah! — will sich wegen dir auch nicht von meiner Nichte scheiden lassen, aber da mein Hund schon einmal in deinen Hof gepinkelt hat, warum heiratest du nicht diese Octavia, die niemand kennt! Eine Octavierin benützt auch keine andere Latrine als eine Julierin!
Pompeius knirschte mit den Zähnen und ballte die Fäuste. Kurz darauf hörten seine Diener bestürzt, was seit Julias Ankunft in Pompeius’ Haus nicht mehr zu hören gewesen war: einen seiner Wutausbrüche. Später würden sie das Zimmer wieder instand setzen und Scherben, Haarbüschel und zerfetzte Polster wegräumen und Blutspritzer beseitigen müssen. Was hatte bloß in Caesars Brief gestanden?
Nach dem Anfall fühlte sich Pompeius besser. Er setzte sich an seinen mit Tintenflecken übersäten Schreibtisch, suchte eine Feder und ein Blatt, das er in seinem Anfall nicht zerrissen hatte, und entwarf ein Antwortschreiben an Caesar.
Tut mir leid, alter Knabe, auch ich liebe Dich, aber ich fürchte, keiner der beiden Heiratspläne läßt sich in naher Zukunft verwirklichen. Ich habe eine andere Braut im Auge, und Pompeia ist mit Faustus Sulla überglücklich. Ich habe Verständnis für Dein Problem mit Calpurnia, aber ich kann Dir beim
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