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MoR 05 - Rubikon

Titel: MoR 05 - Rubikon Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Colleen McCullough
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gleich umbringen, wo es doch andere Wege gibt, mit ihm fertigzuwerden? Mord ist nicht die römische Art! Mord zieht immer noch viel häßlichere Dinge nach sich! Ein Mord, Quiriten, ist der erste Schritt auf dem Weg zum Staatsstreich! Dies ist Milos erster Mord, aber wird es sein letzter sein? Das ist die Frage, die wir uns stellen müssen. Wer von uns hat denn eine so große und gut ausgerüstete Leibwache, wie Milo sie auf der Via Appia dabeihatte? Publius Clodius hatte zwar auch eine dabei, sie konnte es aber nicht mit Milos professionellen Schlägern aufnehmen! Ich behaupte, Milo will den Staat stürzen! Er hat ein Klima der Gewalt geschaffen, er hat mit dem Morden angefangen! Wer ist sein nächstes Opfer? Plautius, ebenfalls Kandidat für das Konsulat? Metellus Scipio? Oder Pompeius Magnus, der größte von allen? Ich bitte euch, Quiriten, macht seinem wahnsinnigen Treiben ein Ende, sorgt dafür, daß er nicht weiter mordet!«
    Zwar gab es die Treppe vor der Curia nicht mehr, auf der die Senatoren sonst gestanden hatten, aber viele Senatoren hatten sich trotzdem eingefunden, um die Reden zu verfolgen. Als Sallustius seine Rede beendet hatte, rief Gaius Claudius Marcellus Major laut: »Ich berufe den Senat unverzüglich ein! Im Tempel der Bellona auf dem Marsfeld!«
    »Aha, jetzt geht es los!« sagte Bibulus zu Cato. »Wir treffen uns an einem Ort vor der Stadt, an den auch Pompeius Magnus kommen kann.«
    »Sie werden vorschlagen, ihn zum Diktator zu ernennen«, sagte Cato. »Ohne mich, Bibulus!«
    »Ich will es auch nicht. Aber ich glaube nicht, daß es darum gehen wird.«
    »Worum sonst?«
    »Um ein senatus consultum ultimum. Wir brauchen das Kriegsrecht. Und wer könnte es besser durchsetzen als Pompeius? Allerdings nicht als Diktator.«
    Bibulus behielt recht. Wenn Pompeius erwartete, daß man ihn diesmal offiziell auffordern würde, die Diktatur zu übernehmen, ließ er es sich zumindest nicht anmerken, als der Senat sich eine Stunde später im Tempel der Bellona versammelte. In seiner toga praetexta saß er in der ersten Reihe neben den anderen Konsularen und verfolgte die Debatte mit freundlichem Interesse.
    Als Messalla Rufus vorschlug, ein senatus consultum ultimum zu beschließen, das Pompeius zwar nicht zum Diktator ernannte, aber ihn befugte, Truppen auszuheben und den Staat zu schützen, nahm Pompeius huldvoll an, ohne Ärger zu zeigen.
    Dankbar überließ ihm Messalla Rufus den Vorsitz. Als Erster Konsul vom Vorjahr hatte er die Senatssitzungen notgedrungen geleitet, aber abgesehen von den Vorbereitungen zur Ernennung eines Interrex, mit denen er dann auch gescheitert war, hatte er nichts ausrichten können.
    Pompeius war erfolgreicher. Die großen, mit Wasser gefüllten Krüge, in denen die Holzkugeln für die Losung lagen, wurden gebracht und die Namen aller patrizischen Präfekte der senatorischen Dekurien auf die Holzkugeln geschrieben. Sie paßten in einen Krug. Der Krug wurde mit einem Deckel verschlossen und schnell gedreht, bis aus dem Ausguß eine Kugel sprang. Auf ihr stand der Name Marcus Aemilius Lepidus, der damit erster Interrex war. Anschließend wurde weiter gelost, bis alle Holzkugeln aus dem Krug gesprungen waren — auch wenn sich kein Senator eine endlose Reihe von Interreges wünschte, wie dies im vergangenen Jahr der Fall gewesen war. Es ging lediglich darum, den Vorschriften Genüge zu tun. Alle erwarteten, daß Messalla Niger, der zweite Interrex, erfolgreich Wahlen abhalten würde.
    »Ich schlage vor, daß das Priesterkollegium nach dem diesjährigen Februar zusätzliche zweiundzwanzig Tage in den Kalender einfügt. Mit einem solchen intercalaris haben die Konsuln fast ein ganzes Amtsjahr. Ist das möglich, Niger?« Pompeius sah den designierten zweiten Interrex Messalla Niger an, der zugleich Pontifex war.
    »Ja, wird gemacht!« sagte Niger strahlend.
    »Des weiteren schlage ich vor, für ganz Italia und Gallia Cisalpina anzuordnen, daß kein römischer Bürger zwischen siebzehn und vierzig vom Militärdienst befreit werden darf.«
    Auch dieser Vorschlag wurde mit einem Chor zustimmender Rufe begrüßt.
    Pompeius beendete die Sitzung und kehrte zufrieden in seine Villa zurück, wo kurz darauf Plancus Bursa zu ihm stieß.
    »Nur ein paar Dinge«, sagte Pompeius und streckte sich genüßlich auf seiner Liege aus.
    »Was du willst, Magnus.«
    »Was ich nicht will, Bursa, sind Wahlen. Du kennst sicher Sextus Cloelius.«
    »Gut genug. Er hat die Menge aufgehetzt, als Clodius

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