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MoR 05 - Rubikon

Titel: MoR 05 - Rubikon Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Colleen McCullough
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Quintus Cicero, Fabius und Titus Sextius. »Wir haben bisher viel zu wenig Gebrauch von unseren Geschützen gemacht.« Fröstelnd zog er den scharlachroten Feldherrnmantel fester um sich. »Der Regen will anscheinend nicht mehr aufhören. Na ja, wenigstens drohen dann keine weiteren Brände. Laßt die Legionäre mit den Reparaturen anfangen.«
    Am fünfundzwanzigsten Tag war das Werk vollendet. Die Terrasse war achtzig Fuß hoch und maß dreihundertdreißig Fuß von einem Turm zum anderen und zweihundertfünfzig Fuß von der Stadtmauer bis zur römischen Seite jenseits des Grabens. Ein eisiger, sintflutartiger Regen prasselte gnadenlos auf die Männer nieder, als sie den rechten Turm vorwärtsschoben, bis er sich auf einer Höhe mit dem linken befand. Es war genau der richtige Zeitpunkt für den Sturm auf die Stadt, denn die Wachen auf der Stadtmauer waren überzeugt, daß bei diesem Wetter kein Angriff der Römer erfolgen würde, und hatten Schutz vor den Elementen gesucht. Während die für die Gallier sichtbaren römischen Legionäre mit eingezogenen Köpfen ihrer üblicher Arbeit nachgingen, füllten sich Sturmdächer und Belagerungstürme mit Soldaten. Polternd schlugen die Zugbrücken der beiden Türme auf der Stadtmauer auf, und hinter einer auf dem römischen Querwall aufgestellten Palisade aus Schilden strömten Soldaten hervor, lehnten Leitern an die Mauer und warfen Enterhaken hinüber.
    Die Überraschung war perfekt. Die Gallier wurden so schnell von der Mauer gefegt, daß sie kaum Gegenwehr leisten konnten. Wild entschlossen, so viele Römer wie möglich mit in den Tod zu nehmen, nahmen sie auf dem Marktplatz und anderen Plätzen keilförmig Aufstellung.
    Noch immer regnete es in Strömen, und die Kälte nahm weiter zu. Doch die römischen Soldaten stiegen nicht in die Stadt hinunter. Stattdessen verteilten sie sich auf der Mauer und starrten nur zu den Galliern hinunter. Das genügte, um diese in Panik zu versetzen. Kopflos rannten sie in alle Richtungen — zu den Toren, der Mauer oder wo immer sie sich einen Fluchtweg erhofften — und wurden niedergemetzelt. Von den vierzigtausend Männern, Frauen und Kindern der Stadt gelang es nur etwa achthundert, sich zu Vercingetorix durchzuschlagen. Alle anderen starben. Nach fünfundzwanzig entbehrungsreichen Tagen waren Caesars Legionäre nicht in der Stimmung, jemanden zu schonen.
    »Gut gemacht, Soldaten«, rief Caesar seinen auf dem Marktplatz von Avaricum angetretenen Truppen zu. »Jetzt können wir endlich wieder Brot essen! Bohnensuppe mit Speck! Erbseneintopf! Wenn ich jemals wieder ein zähes, altes Stück Rindfleisch sehe, besohle ich meine Stiefel damit! Ich danke euch! Jeder von euch hat zum Sieg beigetragen!«

    Zuerst befürchtete Vercingetorix, die Ankunft der achthundert Überlebenden des Gemetzels von Avaricum könnte eine noch schlimmere Krise auslösen als die Herausforderung durch Gutruatus. Was würden seine Krieger denken? Daher griff er zu einer List, teilte die Flüchtlinge in kleine Gruppen auf und schmuggelte sie an seiner Armee vorbei zu ihren Landsleuten im Lager, die sich ihrer annahmen. Am nächsten Morgen versammelte er den Kriegsrat und schenkte ihm reinen Wein ein.
    »Ich hätte nicht gegen meine innere Stimme handeln sollen«, sagte er, und sah Biturgo scharf an. »Es war aussichtslos, Avaricum zu verteidigen. Die Stadt war nicht uneinnehmbar, und weil wir sie nicht niedergebrannt haben, hat Caesar jetzt genügend Proviant, obwohl die Haeduer ihm nichts geliefert haben. Vierzigtausend unersetzliche Menschen sind tot, darunter die Krieger der kommenden Generation samt ihren Müttern und Großeltern. Es war nicht mangelnde Tapferkeit, die Avaricum zu Fall brachte, sondern die Erfahrung der Römer. Offenbar brauchen sie einen Ort, den wir für uneinnehmbar halten, nur einmal anzusehen, um zu wissen, wie sie ihn erobern können. Nicht weil die Verteidiger zu schwach wären, sondern weil sie so stark sind. Wir haben vier unserer wichtigsten Stützpunkte an Caesar verloren, drei davon innerhalb von acht Tagen und den vierten nach fünfundzwanzig Tagen, in denen die Römer so Gewaltiges geleistet haben, daß mir beim Gedanken daran fast das Herz stehenbleibt. Sie leisten körperlich mehr als wir. Sie können tagelang ununterbrochen marschieren und kommen schneller vorwärts als wir zu Pferd. Sie schichten einen Wald zu einer Terrasse auf, von der sie Avaricum stürmen. Sie töten unsere Männer mit ihren Bolzen. Sie sind

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