MoR 05 - Rubikon
zwingen, und das werden wir tun, indem wir nach Gergovia marschieren. Gergovia ist seine Stadt, folglich wird ihm nichts anderes übrigbleiben, als sie zu verteidigen. Denn wenn Gergovia fällt, stürzen die Arverner ihn womöglich.«
»Es gibt allerdings ein Problem«, sagte Trebonius kummervoll.
»Ja?«
»Ich habe von Litaviccus erfahren, daß die Haeduer in sich gespalten sind. Cotus ist Convictolavus als Vergobret nachgefolgt und drängt die Haeduer, sich Vercingetorix anzuschließen.«
»Langsam habe ich von den Haeduern die Nase voll!« Caesar ballte die Fäuste. »Ich kann weder einen Aufstand in meinem Rücken noch eine Verzögerung gebrauchen. Egal, jetzt kann ich es sowieso nicht mehr ändern. Trebonius, nimm die Fünfzehnte und bringe sämtliche Vorräte von Avaricum nach Noviodunum Nevirnum. Was ist mit den Haeduern los? Habe ich ihnen etwa nicht Noviodunum Nevirnum und das gesamte Umland geschenkt, nachdem ich es den Senonen zur Strafe weggenommen hatte?« Caesar wandte sich an Aulus Hirtius. »Hirtius, bestelle alle Haeduer auf der Stelle zu einer Besprechung nach Decetia. Bevor ich etwas anderes unternehme, muß ich persönlich herausfinden, was bei ihnen los ist, und sie zur Ruhe bringen, sonst bricht am Ende noch ein Aufstand bei ihnen aus.«
Er sah Labienus an. Das Thema Commius mußte er vorläufig zurückstellen, denn er brauchte Labienus noch, und zwar ruhig und gefügig.
»Titus Labienus, ich werde das Heer aufteilen. Du übernimmst die Siebte, die Neunte, die Zwölfte und die Vierzehnte, außerdem die Hälfte der Reiterei — allerdings nicht die Haeduer. Nimm die Remer. Ich will, daß du die Länder der Senonen, Suessionen, Melder, Parisier und Aulercer mit Krieg überziehst. Halte alle Stämme entlang der Sequana so in Atem, daß sie gar nicht auf die Idee kommen, Vercingetorix Verstärkung zu schicken. Wie du das machst, überlasse ich dir. Mache Agedincum zu deiner Basis.« Er trat neben Trebonius und legte ihm den Arm um die Schultern. »Mach kein so trauriges Gesicht, Gaius Trebonius! Ich gebe dir mein Wort, daß du noch vor Jahresende genug zu tun bekommst. Im Moment lautet dein Befehl jedoch, Agedincum zu halten. Nimm die Fünfzehnte Legion aus Noviodunum Nevirnum dorthin mit.«
»Ich breche morgen früh bei Tagesanbruch auf«, sagte Labienus befriedigt. Er sah Caesar wachsam an. »Du hast noch gar nichts zu meiner Auseinandersetzung mit Commius gesagt.«
»Schade, daß du Commius hast entkommen lassen«, sagte Caesar. »Er wird uns noch zu schaffen machen.«
Die Besprechung mit den Haeduern in Decetia erwies sich als so kompliziert, daß Caesar am Ende keine Ahnung hatte, wer die Wahrheit sagte und wer log. Das einzig Gute an der ganzen Sache war, daß er auf diese Weise Gelegenheit hatte, persönlich zu den versammelten Haeduern zu sprechen, was vielleicht genau das war, was sie am dringendsten brauchten. Cotus war aus dem Amt gejagt, Convictolavus wieder eingesetzt und der junge, tatendurstige Eporedorix zum zweiten Vergobreten befördert worden. Auch die Druiden des Stammes waren anwesend und verbürgten sich für die Treue von Convictolavus, Eporedorix, Valetiacus, Viridomarus, Cavarillus und vor allem Litaviccus.
»Ich brauche zehntausend Fußsoldaten und jeden Reiter, den die Haeduer auftreiben können«, verlangte Caesar. »Sie werden bei Gergovia zu mir stoßen, und sie werden Getreide mitbringen, ist das klar?«
»Ich werde sie persönlich anführen«, sagte Litaviccus lächelnd. »Du kannst ganz beruhigt sein, Caesar. Die Haeduer werden nach Gergovia kommen.«
Mitte Juni konnte Caesar endlich zum Elaver und nach Gergovia aufbrechen. Inzwischen war es Frühjahr geworden, und das Schmelzwasser hatte die Bäche in reißende Ströme verwandelt, die die Soldaten nur noch auf Brücken überqueren konnten.
Als Vercingetorix von Caesars Plänen erfuhr, wechselte er sofort vom östlichen ans westliche Ufer des Elaver und zerstörte anschließend die Brücke, was Caesar dazu zwang, am Ostufer entlangzumarschieren. Vercingetorix beschattete ihn vom anderen Ufer aus und ließ sämtliche Brücken abreißen, an denen Caesar vorbeikam, kein besonders zeitraubendes Unterfangen, da die Gallier, die keine guten Steinmetze waren, nur Holzbrücken gebaut hatten. Tosend schoß der Fluß zu Tal; an eine Überquerung war nicht zu denken. Doch dann fand Caesar endlich, wonach er die ganze Zeit gesucht hatte: die Trümmer einer auf Steinpfeilern errichteten Holzbrücke. Zwar war der
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