MoR 05 - Rubikon
Brückenaufbau zerstört, aber die Pfeiler standen noch, und das genügte. Während vier von Caesars Legionen in Richtung Süden weitermarschierten, versteckte sich Caesar mit den beiden anderen am Ostufer im Wald und wartete, bis Vercingetorix vorbeigezogen war. Sodann schlugen die beiden Legionen eine neue Holzbrücke über den Elaver und marschierten ans Westufer, wohin ihnen kurze Zeit später die anderen vier folgten.
Vercingetorix zog im Eilmarsch nach Gergovia. Das große oppidum der Arverner lag auf einem kleinen Plateau inmitten hoch aufragender Felsen. Ein Ausläufer der Cebenna mit einigen der höchsten Gipfel des Massivs umgab Gergovia schützend. Der König von Gallien rückte jedoch nicht in die Stadt ein, sondern ließ seine hunderttausend Männer auf den zerklüfteten Höhen um das oppidum lagern und erwartete dort Caesars Ankunft.
Der Anblick war wahrhaft furchterregend. Auf den Felsen wimmelte es von Galliern, und schon ein kurzer Blick auf Gergovia überzeugte Caesar davon, daß die Stadt nicht im Sturm genommen werden konnte. Die einzige Möglichkeit war eine Blockade, was freilich wertvolle Zeit und, schlimmer noch, kostbaren Proviant verschlingen würde. Wenn der Nachschub der Haeduer nicht bald eintraf, hatte Caesar ohnehin nicht genügend Verpflegung für seine Truppen. Einige Dinge konnten in der Zwischenzeit allerdings erledigt werden. So wollte Caesar einen kleinen, steil abfallenden Hügel direkt unterhalb des Plateaus von Gergovia besetzen.
»Wenn der Hügel in unserer Hand ist, können wir ihnen fast ihre gesamte Wasserzufuhr abschneiden«, sagte Caesar. »Und wir verhindern, daß sie sich Proviant beschaffen.«
Gesagt, getan. Ohne Schwierigkeiten besetzte Caesar zwischen Mitternacht und Morgengrauen den Hügel. Anschließend errichtete er dort ein stark befestigtes Lager, das er durch einen langen Doppelgraben mit seinem Basislager verband. Dann bezog Gaius Fabius das Lager mit zwei Legionen.
Zwei Tage später ereignete sich ein entscheidender Vorfall. Wieder um Mitternacht kam der Haeduer Eporedorix in Caesars Basislager geritten. Begleitet wurde er von Viridomarus, einem Mann einfacher Herkunft, der es dank Caesars Einfluß zu einem Sitz im Senat der Haeduer gebracht hatte.
»Litaviccus ist zu Vercingetorix übergelaufen«, berichtete Eporedorix zitternd. »Und was noch schlimmer ist, die Armee ist ihm gefolgt. Sie sind bereits im Anmarsch auf Gergovia, angeblich um sich mit dir zu vereinigen, doch gleichzeitig haben sie Vercingetorix verständigt. Sobald sie in deinem Lager sind, wollen sie es besetzen, während Vercingetorix von außen angreift.«
»Dann bleibt mir nicht einmal mehr Zeit, die Lager zusammenzulegen«, stieß Caesar zwischen den Zähnen hervor. »Fabius, du mußt mit zwei Legionen das große und das kleine Lager halten. Ich kann dir keinen einzigen zusätzlichen Mann überlassen. Ich bin in einem Tag wieder da, aber so lange mußt du ohne mich durchhalten.«
»Ich werde es schaffen«, sagte Fabius.
Wenig später rückten vier Legionen und die gesamte Reiterei im Schnellschritt aus dem Lager aus. Im Morgengrauen stießen sie fünfundzwanzig Meilen weiter am Elaver auf die anrückenden Haeduer. Caesar ließ zunächst die vierhundert Germanen angreifen, dann folgte er selbst. Zwar konnte er die Haeduer in die Flucht schlagen, doch dann verließ ihn das Glück, denn es gelang Litaviccus, sich mit dem größten Teil der Armee und leider auch sämtlichen Vorräten nach Gergovia durchzuschlagen. Folglich würde die Besatzung Gergovias zu essen haben, Caesar dagegen nicht.
Auf dem Rückweg kamen den Römern zwei Reiter entgegen, die dem Feldherrn berichteten, daß beide Lager heftigen Angriffen ausgesetzt seien, Fabius sie bisher aber noch halten könne.
»Also gut, Soldaten, legen wir den Rest des Wegs im Schnellschritt zurück!« rief Caesar den Umstehenden zu und begann sofort zu laufen.
Erschöpft trafen sie im Lager ein.
»Die meisten Verluste haben uns die Pfeile zugefügt«, erklärte Fabius, während er Blut abwischte, das ihm aus einer Wunde am Ohr tropfte. »Anscheinend hat Vercingetorix beschlossen, wo immer er kann, Bogenschützen einzusetzen. Sie sind wirklich schlimm, und ich begreife langsam, wie dem armen Marcus Crassus zumute gewesen sein muß.«
»Dann bleibt uns wohl nichts anderes übrig, als uns zurückzuziehen«, sagte Caesar grimmig. »Die Frage ist nur, wie. Wenn wir einfach davonlaufen, fallen sie wie die Wölfe über uns her. Nein,
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