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MoR 05 - Rubikon

Titel: MoR 05 - Rubikon Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Colleen McCullough
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ein Opfer, das Caesar die Tränen in die Augen trieb, zumal als er erfuhr, daß unter den toten Zenturionen auch Lucius Fabius und Marcus Petronius von der Achten waren, die beide ihr Leben für ihre Männer geopfert hatten.
    »Das war gut, aber nicht gut genug«, sagte Caesar vor den angetretenen Legionären. »Wie ihr alle wißt, waren die Bodenverhältnisse ungünstig. Aber ihr seid Caesars Armee, und das heißt, daß von euch mehr erwartet wird als Tapferkeit und Wagemut. Natürlich, man darf sich von unüberwindlich scheinenden Mauern und bergigem Gelände nicht abschrecken lassen. Aber ich schicke euch nicht in die Schlacht, damit ihr euer Leben verliert! Ich opfere nicht meine wertvollen Soldaten und meine noch wertvolleren Zenturionen, nur um der Welt zu zeigen, daß mein Heer aus lauter Helden besteht! Tote Helden nützen niemandem. Tote Helden werden verbrannt, geehrt und dann vergessen. Heldenmut ist lobenswert, aber nicht alles im Leben eines Soldaten, erst recht nicht in Caesars Armee. Disziplin und Selbstbeherrschung sind für mich mindestens ebenso wichtig. Ich verlange von meinen Soldaten, daß sie mitdenken, daß sie einen klaren Kopf behalten, egal, wie heftig die Leidenschaft ist, die sie treibt. Denn mit einem klaren Kopf und klarem Denken werden mehr Schlachten gewonnen als mit Tapferkeit. Gebt mir keinen Grund zur Trauer, keinen Anlaß zu Tränen!«
    Schweigend standen die Legionäre da. Caesar weinte.
    Dann wischte er sich die Tränen aus den Augen und schüttelte den Kopf. »Aber es war nicht eure Schuld, Soldaten, und ich zürne euch nicht. Ich bin nur traurig. Wenn ich die Reihen abschreite, darf kein Gesicht fehlen. Ihr seid meine Soldaten, und ich brauche euch. Lieber will ich einen Krieg verlieren als einen einzigen Mann. Aber wir haben gestern nicht verloren, und wir werden auch diesen Krieg nicht verlieren. Gestern haben Gallier und Römer Teilsiege errungen. Wir haben Vercingetorix’ Lager erobert, er hat uns von den Mauern Gergovias gedrängt. Nicht der größere Mut der Gallier hat uns besiegt, sondern das Gelände und das Echo. Wenn ihr also an gestern denkt, gebt dem Echo die Schuld. Und wenn ihr an morgen denkt, vergeßt nicht die Lehre von gestern.«
    Anschließend verließen die Legionen das Lager und nahmen auf einem geeigneten Platz in Schlachtordnung Aufstellung, doch Vercingetorix dachte gar nicht daran, herunterzukommen und sich der Aufforderung zum Kampf zu stellen. Die treuen Germanen stießen jene markerschütternden Schreie aus, die jedem Gallier Schauer über den Rücken laufen ließen, und provozierten ein kleineres Reitergefecht.
    »Selbst hier, auf seinem Boden, läßt er sich nicht auf eine offene Schlacht ein«, stellte Caesar fest. »Wir werden auch morgen in Schlachtordnung aufmarschieren, obwohl er nicht herunterkommen wird. Danach ziehen wir aus Gergovia ab. Und damit wir hier mit heiler Haut rauskommen, sollen die Haeduer die Nachhut bilden.«

    Vier Tage nachdem Caesar Gergovia verlassen hatte, erreichte er Noviodunum Nevirnum am Nordufer des Liger, unweit der Einmündung des Elaver. Bei seiner Ankunft mußte er feststellen, daß sämtliche Brücken über den Liger zerstört waren und sich die Haeduer im offenen Aufstand befanden. Sie hatten Noviodunum Nevirnum besetzt und in Brand gesteckt, damit Caesar nichts Eßbares finden würde, und — als sie sahen, daß sich das Feuer nicht schnell genug ausbreitete — den Inhalt der Lagerhäuser und Kornspeicher in den Fluß gekippt, damit auch nicht das Geringste für Caesar übrigblieb. Die auf dem Gebiet der Haeduer lebenden Römer sowie alle mit den Römern sympathisierenden Haeduer waren umgebracht worden.
    Eporedorix und Viridomarus berichteten Caesar.
    »Litaviccus hat die Macht übernommen, Cotus ist wieder gut angeschrieben, und Convictolavus tut, was ihm befohlen wird«, sagte Eporedorix betrübt. »Viridomarus und mich hat man enteignet und verbannt. Und in Kürze will Vercingetorix eine pangallische Konferenz in Bibracte abhalten und danach das Heer aller Gallier in Carnutum versammeln.«
    Caesar hatte mit gesenktem Kopf zugehört. »Verbannung hin oder her, ich will, daß ihr zu eurem Volk zurückkehrt«, sagte er, als die Leidensgeschichte zu Ende war. »Erinnert die Haeduer daran, wer ich bin, was ich bin und wohin ich zu gehen beabsichtige. Sollten die Haeduer versuchen, sich mir in den Weg zu stellen, Eporedorix, werde ich sie wie einen Käfer zertreten. Die Haeduer haben Verträge mit Rom und

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