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MoR 05 - Rubikon

Titel: MoR 05 - Rubikon Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Colleen McCullough
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zuerst müssen wir gegen sie kämpfen und Vercingetorix so erschrecken, daß er uns beim Rückzug nicht sofort folgt.«
    Die Entscheidung zum Rückzug wurde noch unausweichlicher, als Viridomarus mit der Nachricht zurückkehrte, die Haeduer befänden sich im offenen Aufstand.
    »Sie haben den Tribunen Marcus Aristius aus Cabillonum gejagt und dann überfallen, gefangengenommen und seiner gesamten Habe beraubt. Es gelang ihm jedoch, sich mit ein paar römischen Bürgern in eine kleine Festung zurückzuziehen, wo er durchhielt, bis einige meiner Landsleute ihre Meinung änderten und ihn um Vergebung baten. Aber viele römische Bürger sind tot, Caesar, und zu essen gibt es auch nichts mehr.«
    »Das Glück hat mich verlassen«, sagte Caesar, als er Fabius in dem kleinen Lager aufsuchte. Achselzuckend starrte er auf die große Zitadelle von Gergovia, dann straffte er sich. »Wir müssen Vercingetorix zur Schlacht zwingen.«
    Die Reiter waren zu wertvoll, um verschwendet zu werden; außerdem handelte es sich bei den meisten um Haeduer, deshalb mußte man damit rechnen, daß sie die eigene Haut nicht aufs Spiel setzen würden. Das war zwar ärgerlich, aber Caesar hatte ja noch die vierhundert Germanen, die keine Angst kannten und sich begeistert in jede Gefahr stürzten; zur Verstärkung gab er ihnen als Soldaten verkleidete Maultiertreiber auf Maultieren mit. Die Reiter sollten die Gegend auskundschaften und dabei tüchtig Lärm machen.
    Von Gergovia aus konnte man beide Lager der Römer einsehen, aufgrund der Entfernung jedoch keine Einzelheiten erkennen. So sahen die gallischen Wachposten nur geschäftiges Treiben: Reiter ritten auf und ab, zum Kampf gerüstete Legionäre marschierten hin und her, und allem Anschein nach wurde sämtliches Gerät aus dem größeren in das kleinere Lager verlegt.
    Ein besonderes Problem für Caesar waren die scharenweise aus dem Heer des Litaviccus und Vercingetorix desertierenden Haeduer. Caesar blieb nichts anderes übrig, als sie mit den von Anfang an loyalen Haeduern zu vereinigen. Gemeinsam sollten sie am rechten Flügel angreifen. Da die meisten von ihnen nicht die traditionellen Kettenhemden der Haeduer mit entblößter rechter Schulter trugen, sondern typisch gallische Kettenhemden, und zudem in Kampfkleidung auf ihre charakteristischen, rotblau gestreiften Umhänge verzichteten, waren sie von Vercingetorix’ Männern nicht zu unterscheiden.
    Wie so oft, hing der Erfolg auch dieses Unternehmens, das auf die Erstürmung der Zitadelle abzielte, von Hornsignalen ab. Jedes Manöver wurde von einem bestimmten Signal eingeleitet, und die Soldaten waren darin geübt, die jeweiligen Signale unverzüglich zu befolgen.
    Zunächst ging alles gut. Die Achte Legion kämpfte an vorderster Front, und Caesar, der die Zehnte anführte, überwachte persönlich den Einsatz der Hornsignale. Die Römer eroberten drei feindliche Lager, und König Teutomarus von den Nitiobrigen, der schlafend in seinem Zelt gelegen hatte, war gezwungen, halbnackt auf einem verwundeten Pferd die Flucht zu ergreifen.
    »So, das reicht«, sagte Caesar zu Quintus Cicero. »Hornist, laß zum Rückzug blasen.«
    Die Zehnte trat auf das Signal hin geordnet den Rückzug an. Doch niemand, auch Caesar nicht, hatte die akustischen Eigenheiten des unübersichtlichen Geländes bedacht. Der blecherne Klang des Horns war zwar über dem Gefechtslärm deutlich zu hören, doch warfen die zerklüfteten Felsen sein Echo von allen Seiten zurück, so daß die Legionen, die weiter entfernt waren, nicht wußten, was das Signal bedeuten sollte. Weder die Achte noch die anderen Legionen traten deshalb den Rückzug an. Und schon kamen die Gallier, die die Rückseite Gergovias gesichert hatten, zu Tausenden herbeigestürzt, um die Vorhut der Achten von der Stadtmauer herunterzuwerfen.
    Verschlimmert wurde das Durcheinander noch dadurch, daß die Haeduer auf dem rechten Flügel aufgrund ihrer Kettenhemden von den Römern für Feinde gehalten wurden. Legaten, Tribunen und Caesar rannten brüllend über das Schlachtfeld, rissen die Legionäre zurück und zwangen sie mit Gewalt, von den Haeduern abzulassen. Erst als Titus Sextius mit den Reserve-Kohorten der Dreizehnten Legion aus dem kleinen Lager anrückte, legte sich das Chaos allmählich. Schließlich erreichten die Legionen das Lager und überließen den Galliern das Feld.
    Sechsundvierzig Zenturionen, größtenteils aus der Achten Legion, und fast siebenhundert Legionäre waren gefallen —

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