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MoR 05 - Rubikon

Titel: MoR 05 - Rubikon Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Colleen McCullough
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Pferde lagerten, soweit das Auge reichte.
    »Ich gehe von hier weg.« Litaviccus wischte sich die Tränen aus den Augen.
    »Ich komme mit.«
    »Das verlange ich nicht von dir, Surus. Rette, was du kannst. Caesar wird die Haeduer brauchen, um Galliens Wunden zu schließen. Wir werden nicht so leiden müssen wie die Belgen oder die keltischen Aremoricer.«
    »Nein, das soll Convictolavus tun! Ich glaube, ich gehe zu den Treverern.«
    »Mir ist jede Richtung recht, wenn du nichts gegen Gesellschaft hast.«

    Die Treverer hatten sich trotz der Bedrängnis durch die Römer nicht gebeugt.
    »Der schreckliche Labienus hat so viele unserer Krieger getötet, daß wir niemanden nach Alesia schicken konnten«, klagte Cingetorix, der noch immer bei den Treverern herrschte.
    »Die Rettung von Alesia wird nicht gelingen«, sagte Surus.
    »Daran habe ich sowieso nie geglaubt. All das Geschwätz von einem vereinigten Gallien! Als ob wir ein Volk wären. Das sind wir nicht. Für wen hält Vercingetorix sich eigentlich? Bildet er sich ernsthaft ein, ein Arverner könne sich König der Belgen nennen? Oder wir Belgen würden uns einem Kelten beugen? Die Treverer würden ohnehin Ambiorix wählen.«
    »Nicht Commius?«
    »Er hat sich an die Römer verkauft«, sagte Cingetorix abschätzig. »Er hat die Seiten nur wegen einer persönlichen Kränkung gewechselt, nicht wegen des Elends der Belgen.«
    Wenn das oppidum Treves für die Zustände bei dem großen Volk der Belgen bezeichnend war, hatte Labienus in der Tat verheerende Zerstörungen angerichtet. Wenn auch das eigentliche oppidum nie als Wohnstätte gedient hatte, so war es doch einstmals — vor noch nicht allzu langer Zeit — von einer blühenden kleinen Stadt umgeben gewesen. Doch nur wenige Menschen waren übriggeblieben, um sie erneut zu besiedeln. Sämtliche Krieger, die Cingetorix noch zusammenbringen konnte, befanden sich nördlich von Treves und verteidigten dort die kostbaren Pferde gegen Raubüberfälle der Ubier vom anderen Ufer der Rhenus.
    Seit Caesar begonnen hatte, die Germanen mit erstklassigen Pferden auszustatten, war das Verlangen der Ubier nach guten Pferden unersättlich geworden. Der ubische Herrscher Arminius sah plötzlich eine ganz neue Perspektive für sein Volk: Von jetzt an würden die Ubier Rom die benötigten berittenen Hilfstruppen zur Verfügung stellen. Die Germanen konnten die Lücke ausfüllen, die nach dem Bruch Caesars mit den Haeduern entstanden war. Arminius hatte deshalb auch prompt die angeforderten sechzehnhundert zusätzlichen Männer geschickt, und er plante, ihnen weitere folgen zu lassen. Reichtum zu erwerben war für ein Hirtenvolk, in dessen Gebiet es keinerlei Bodenschätze gab, sehr schwer, zu Pferd zu kämpfen dagegen ein Geschäft, auf das sich Arminius bestens verstand. Wenn er ein Wort mitzureden hatte, würden die Römer bald keine gallischen Reiter, sondern nur noch Germanen einsetzen.
    Aus diesem Grund kämpften die Treverer und die Ubier in der grauen, trostlosen Weite der bewaldeten Ardennen mit ihren wenigen, in Flußtälern gelegenen Weiden und Feldern erbittert um die Vorherrschaft.
    »Ich hasse diesen Ort«, sagte Litaviccus nach einigen Tagen.
    »Ich finde ihn nicht so schlimm«, entgegnete Surus.
    »Dann wünsche ich dir alles Gute.«
    »Ich dir auch. Wohin willst du gehen?«
    »Nach Galatien.«
    Verblüfft riß Surus den Mund auf. »Galatien? Aber das ist ja am Ende der Welt!«
    »Genau. Aber die Galater sind Gallier und reiten gute Pferde. König Deiotarus ist immer auf der Suche nach fähigen Befehlshabern.«
    »Er ist Klient der Römer, Litaviccus.«
    »Ich weiß. Aber ich trete dort nicht als Litaviccus auf, sondern als Cabachius von den Tectosagen. Ich komme nach Galatien, um Verwandte zu besuchen, verliebe mich in das Land und beantrage das Bleiberecht.«
    »Wo willst du einen Mantel in den richtigen Farben auftreiben?«
    »In der Gegend von Tolosa haben sie schon lange aufgehört, solche Mäntel zu tragen, Surus. Ich kleide mich wie ein Gallier aus Gallia Narbonensis.«

    Zuerst wollte Litaviccus allerdings noch nach seinen Ländereien und seinem Haus in der Nähe von Matisco sehen. Offiziell war das gallische Land zwar Gemeineigentum des Volkes, aber in Wirklichkeit hatten einflußreiche Adlige wie Litaviccus große Gebiete in ihre »Obhut« genommen.
    So ritt er die Mosella abwärts, bis er ins Land der Sequaner kam. Da sich die Sequaner, die nicht zur Heeresversammlung nach Carnutum gezogen waren, näher am

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