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MoR 05 - Rubikon

Titel: MoR 05 - Rubikon Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Colleen McCullough
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Rhenus niedergelassen hatten, für den Fall, daß die germanischen Sueben versuchten, den Fluß zu überqueren, wurde er unterwegs weder behelligt noch von mißtrauischen Stammesführern gefragt, wie ein Haeduer mit einem Packpferd als einzigem Begleiter dazu kam, durch das Gebiet eines Volkes zu reiten, mit dem er eben noch verfeindet gewesen war.
    Doch hörte Litaviccus, als er in weitem Bogen Vesontio umritt, das oppidum der Sequaner, wie über ein Feld gerufen wurde, Caesar habe vor Alesia gesiegt und Vercingetorix sich ergeben.
    Hätte er nicht Cathbad und Gutruatus belauscht, wäre auch er als Befehlshaber der Haeduer dort gewesen. Dann wäre auch er jetzt Gefangener der Römer und auf dem Weg nach Rom, um in Caesars Triumphzug mitzumarschieren. Aber wie konnte der König von Gallien unter diesen Umständen noch sechs Jahre leben? Denn Vercingetorix mußte nach Caesars Triumphzug doch auf alle Fälle sterben. Hieß das vielleicht, daß Caesar weitere fünf Jahre Statthalter Galliens blieb und deshalb erst in sechs Jahren einen Triumph abhalten konnte? Aber es war doch vorbei! Eine dritte Statthalterschaft war nicht nötig. Im nächsten Jahr würde Caesar Gallien endgültig unterwerfen, und die, die ihm entkamen, würden sich in alle Winde zerstreuen. Nichts konnte mehr den Sieg Caesars aufhalten. Trotzdem war Litaviccus überzeugt, daß
    Cathbad die Wahrheit gesehen hatte. Noch sechs Jahre also für Vercingetorix. Wie war das möglich?
    Da Litaviccus’ Ländereien östlich und südlich von Matisco lagen, mied er auch dieses oppidum , obwohl es den Haeduern gehörte und obwohl, was noch wichtiger war, seine Frau und seine Kinder für die Dauer des Krieges dort lebten. Es war besser, sie nicht zu besuchen. Sie würden auch so überleben. Sein eigenes Überleben hatte für ihn jetzt Vorrang.
    Obwohl aus Holz errichtet und mit Schiefer gedeckt, war sein großes und behagliches Haus im römischen Stil in zwei Stockwerken um einen riesigen Säulenhof gebaut. Seine Sklaven und Leibeigenen waren glücklich, ihn zu sehen, und schworen, seine Anwesenheit niemandem zu verraten. Eigentlich hatte er nur so lange bleiben wollen, wie er für das Ausräumen der Kammer brauchte, in der er seine Schätze aufbewahrte, aber der Sommer am träge dahinfließenden Arar war herrlich, und Caesar war weit weg und hatte keinen Grund, einen seiner berühmten Blitzmärsche in diese Gegend zu unternehmen. Was hatte Caesar einmal gesagt? Der Arar fließe so langsam, daß er in Wirklichkeit rückwärts fließe? Hier jedenfalls war er zu Hause, und plötzlich hatte es Litaviccus nicht mehr eilig, in die Ferne aufzubrechen. Seine Leute waren ihm vollkommen ergeben, und sonst hatte ihn niemand gesehen. Wie wunderbar, einen letzten Sommer in der Heimat zu verbringen! Zwar hieß es, Galatien sei ein schönes Land — Berge, weite Ebenen, wunderbar geeignet für Pferde. Aber es war nicht seine Heimat. Die Galater sprachen Griechisch, Pontisch und einen gallischen Dialekt, der in Gallien seit zweihundert Jahren nirgends mehr zu hören war. Na ja, wenigstens konnte er Griechisch, auch wenn er es wieder aufpolieren mußte.
    Zu Beginn des Herbstes, als Litaviccus erneut daran dachte, abzureisen, und seine Sklaven und Leibeigenen eine reiche Ernte einbrachten, erschien unerwartet sein Bruder Valetiacus an der Spitze von hundert Reitern, die zu Litaviccus’ Gefolgschaft gehörten.
    Die Brüder begrüßten sich freudig und konnten sich gar nicht aneinander sattsehen.
    »Leider kann ich nicht bleiben«, sagte Valetiacus. »Aber was für eine Überraschung, dich hier anzutreffen! Eigentlich bin ich nur gekommen, um mich davon zu überzeugen, daß deine Leute die Ernte einbringen.«
    »Was ist beim Kampf gegen die Allobroger passiert?« fragte Litaviccus und schenkte Wein ein.
    »Nicht viel.« Valetiacus verzog das Gesicht. »Sie haben, ich zitiere Caesar, >besonnen und tüchtig< gekämpft.«
    »Caesar?«
    »Er ist in Bibracte.«
    »Weiß er, daß ich hier bin?«
    »Niemand weiß, wo du bist.«
    »Was hat Caesar mit den Haeduern vor?«
    »Wir werden wie die Arverner relativ ungeschoren davonkommen. Wir sollen den Kern eines neuen, durch und durch römischen Gallien bilden. Unseren Status als Freunde und Verbündete Roms werden wir behalten, vorausgesetzt allerdings, wir unterschreiben einen langen Vertrag mit Rom und nehmen eine große Zahl von Caesars Anhängern in unseren Senat auf. Viridomarus wurde verziehen, dir jedoch nicht. Auf deinen Kopf ist sogar

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