MoR 05 - Rubikon
Dinge. Er mußte Proviant für seine Legionen auftreiben, dafür sorgen, daß das Leben seiner Männer nicht unnötig aufs Spiel gesetzt wurde und nicht zuletzt Vercingetorix niederringen. Und auch wenn seine Agenten wie Balbus, Oppius und Rabirius Postumus sich nach Kräften bemühten, das Schlimmste abzuwenden, hatten sie doch weder Caesars politische Weitsicht noch seine unbestreitbare Autorität. Kostbare Zeit wurde mit dem Hin-- und Herschicken von Briefen und dem Warten auf Antworten verschwendet.
Kurz nachdem Pompeius Konsul ohne Amtskollege geworden war, heiratete er Cornelia Metella und wechselte vollständig ins Lager der boni über. Den ersten Beweis für seinen Gesinnungswandel lieferte er Ende März, als er einen Beschluß des Senats vom Vorjahr in geltendes Recht verwandelte. Oberflächlich betrachtet handelte es sich um eine harmlose Sache, ein unbedeutendes Gesetz, doch als Caesar den Brief von Balbus las, erkannte er sofort, was in Wirklichkeit dahintersteckte. Von nun an mußte jeder amtierende Prätor oder Konsul fünf Jahre warten, bevor er Statthalter einer Provinz werden konnte, ein Ärgernis, das noch dadurch verschlimmert wurde, daß dadurch eine Gruppe potentieller Statthalter geschaffen wurde, die jederzeit mit der Verwaltung einer Provinz betraut werden konnten: jene Männer nämlich, die es nach Ablauf ihrer Amtszeit als Prätor oder Konsul abgelehnt hatten, eine Provinz zu übernehmen. Jetzt waren sie gesetzlich verpflichtet, Statthalter zu werden, sobald der Senat es ihnen befahl.
Noch schlimmer als dieses Gesetz war ein anderes, das Pompeius durchsetzte und das vorschrieb, daß alle Kandidaten für das Amt eines Prätors oder Konsuls ihre Bewerbung persönlich in Rom anmelden mußten. Sämtliche Mitglieder von Caesars überaus mächtiger Partei protestierten heftig — es sei eine Ungerechtigkeit gegenüber Caesar, ein Verstoß gegen das Gesetz der Zehn Volkstribunen, nach dem Caesar in absentia für sein zweites Konsulat kandidieren durfte! Pompeius tat daraufhin, als habe er das ganz vergessen, und fügte seiner lex Pompeia de iure magistratuum eine Ergänzung hinzu, die Caesar von dieser Vorschrift ausnahm. Dumm war nur, daß er die Ergänzung nicht mit auf die Bronzetafel schrieb, auf der sein Gesetz stand, weshalb sie keine Gesetzeskraft erlangte.
Caesar erhielt die Nachricht, daß ihm eine Kandidatur in absentia verwehrt wurde, während er die Belagerungsterrasse in Avaricum baute. Auf Avaricum folgte Gergovia, auf Gergovia der Aufstand der Haeduer. Als sich Caesar in Decetia mit den Haeduern auseinandersetzte, erfuhr er, daß der Senat die Zuteilung der Provinzen für das kommende Jahr, von der die gegenwärtigen Prätoren und Konsuln für die nächsten fünf Jahre ausgeschlossen waren, auf die Tagesordnung gesetzt hatte. Die Senatoren überlegten ratlos, woher sie die Statthalter für das nächste Jahr nehmen sollten, doch Pompeius lachte nur. Dann mußten eben jetzt die Männer Statthalter werden, die das nach Ablauf ihrer Amtszeit abgelehnt hatten, ob es ihnen gefiel oder nicht. Daraufhin entsandte man Cicero als Statthalter nach Kilikien und Bibulus als Statthalter nach Syrien — Aussichten, die die beiden Stubenhocker mit Schrecken erfüllten.
Vor Alesia erhielt Caesar einen Brief aus Rom, in dem ihm mitgeteilt wurde, daß Pompeius erfolgreich die Wahl seines neuen Schwiegervaters Metellus Scipio zum Mitkonsul für das restliche Jahr betrieben hatte. Und — eine weitaus erfreulichere Nachricht — daß Cato, der sich für das kommende Jahr um das Amt des Konsuls beworben hatte, eine schmähliche Niederlage hatte hinnehmen müssen. Trotz seiner vielbewunderten Unbestechlichkeit hatte er die Wähler nicht überzeugen können, vermutlich deshalb, weil die Mitglieder der Ersten Klasse in den Zenturiatkomitien lieber einen Mann zum Konsul wählten, von dem sie sich (gegen eine kleine finanzielle Zuwendung) die eine oder andere Gefälligkeit erhofften.
Zum Jahreswechsel weilte Caesar immer noch im Land der langhaarigen Gallier. Er konnte unmöglich die Alpen überqueren, um von Ravenna aus das Geschehen in Rom zu verfolgen. Mit Servius Sulpicius Rufus und Marcus Claudius Marcellus würden in Kürze zwei feindlich gesinnte Konsuln ihr Amt antreten, eine Aussicht, die Caesar reichlich verdroß. Immerhin war es ein schwacher Trost, daß nicht weniger als vier der neuen Volkstribunen gekaufte Parteigänger Caesars waren. Marcus Marcellus, der zweite Konsul, sprach bereits
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