MoR 05 - Rubikon
davon, Caesar seine Befehlsgewalt, die Provinzen und das Heer abzuerkennen, obwohl das von Gaius Trebonius durchgebrachte Gesetz, das Caesar weitere fünf Jahre in Gallien bewilligte, ausdrücklich verbot, daß über diese Angelegenheit vor März nächsten Jahres, also in fünfzehn Monaten, gesprochen wurde. Aber Verfassungstreue war etwas für Kleingeister, die boni scherten sich, wenn sie es auf Caesar abgesehen hatten, einen Dreck um die Verfassung.
Und Caesar, dessen Leben zu jener Zeit von Trauer überschattet wurde, kam nicht zur Ruhe, um das zu tun, was er eigentlich hätte tun müssen: nämlich Männer wie Balbus oder Gaius Vibius Pansa, seinen wichtigsten Volkstribunen, nach Bibracte kommen zu lassen, sich mit ihnen zu besprechen und ihnen Anweisungen für ihr weiteres Vorgehen zu geben. Natürlich hätten seine Anhänger die eine oder andere Taktik versuchen können, doch dazu wäre ein Treffen mit Caesar persönlich notwendig gewesen. Pompeius sonnte sich weiterhin in der Anerkennung der boni und war glücklicher Mann einer Frau von höchstem Adel, aber wenigstens war er nicht mehr im Amt, und Servius Sulpicius, der neue erste Konsul, war ein zugängliches und besonnenes Mitglied der boni und kein unbeherrschter Hitzkopf wie Marcus Marcellus.
Anstatt sich mit Rom zu befassen, brach Caesar auf, um die Biturigen zu unterwerfen, und begnügte sich damit, auf dem Marsch einen Briet an den Senat zu diktieren. Angesichts seines beispiellosen Erfolgs in Gallien, so schrieb er, sei es nur recht und billig, wenn er genauso wie Pompeius als Statthalter von Spanien behandelt würde.
Pompeius’ »Wahl« zum Konsul ohne Kollegen habe ja bekanntlich in absentia stattgefunden, während Pompeius die spanischen Provinzen verwaltet habe, was er im übrigen noch immer tue und auch während seines gesamten Konsulats getan habe. Sollten die eingeschriebenen Väter des Senats also nicht auch seine, Caesars, Dienstzeit in Gallien und Illyricum verlängern, bis er in drei Jahren das Konsulat übernehmen könne? Was Pompeius zugestanden würde, solle auch Caesar zugestanden werden. Auf Pompeius’ neues Gesetz, nach dem man sich persönlich um das Amt des Konsuls zu bewerben hatte, ging Caesar gar nicht erst ein. Sein Schweigen in diesem Punkt gab deutlich genug zu verstehen, daß er voraussetzte, daß Pompeius’ Gesetz nicht für ihn galt.
Mindestens drei nundinae würden verstreichen, bevor er auf dieses Schreiben eine Antwort erhalten würde; Caesar verwendete sie dazu, die Biturigen in um Gnade winselnde Bittsteller zu verwandeln. Sein Feldzug bestand aus einer Reihe von Gewaltmärschen, bei denen am Tag fünfzig Meilen zurückgelegt wurden. Kaum hatte er einen Ort niedergebrannt und geplündert und die Bewohner getötet oder versklavt, tauchte er auch schon, noch bevor irgend jemand durch Zurufe hätte gewarnt werden können, fünfzig Meilen weiter auf. Inzwischen wußte er, daß die Gallier sich noch längst nicht geschlagen gaben. Ihre neue Strategie bestand darin, überall im Lande gleichzeitig kleinere Aufstände aufflackern zu lassen, die Caesar zwangen, vorzugehen wie jemand, der zehn Feuer an zehn verschiedenen Stellen gleichzeitig austreten muß.
Caesar konterte, indem er der Reihe nach einige der mächtigsten Stämme niederwarf, angefangen bei den Biturigen, die darüber empört waren, daß Biturgo nach Rom geschickt worden war, um in Caesars Triumphzug zu marschieren. Caesar setzte nur zwei Legionen ein, die Dreizehnte und die neue Fünfzehnte; die Dreizehnte, weil sie die Unglückszahl trug, und die Fünfzehnte, weil sie aus unerfahrenen Rekruten bestand. In dieser Legion mit der höchsten Nummer konnten die Legionäre Erfahrung sammeln, bis sie zum Auffüllen anderer Legionen gebraucht wurden. Die gegenwärtige Fünfzehnte war das Ergebnis eines von Pompeius Anfang letzten Jahres erwirkten Gesetzes, demzufolge alle männlichen römischen Bürger zwischen siebzehn und vierzig Jahren Militärdienst leisten mußten; ein nützliches Gesetz für Caesar, der zwar nie Schwierigkeiten hatte, genügend Freiwillige zu bekommen, jedoch häufig mit dem Senat in Konflikt geriet, weil er mehr Männer rekrutierte, als ihm genehmigt worden waren.
Am neunten Tag des Februar kehrte Caesar nach Bibracte zurück. Das Land der Biturigen war verwüstet, die meisten ihrer Krieger tot und Frauen und Kinder gefangen. In Bibracte erwartete ihn die Antwort des Senats auf seine Bitte um Verlängerung seiner Statthalterschaft. Er
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