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MoR 05 - Rubikon

Titel: MoR 05 - Rubikon Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Colleen McCullough
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mochte mit dieser Antwort gerechnet haben, hatte sie sich aber trotzdem nicht wirklich vorstellen können, allein schon deshalb, weil die Ablehnung seines Gesuchs den Gipfel der Dummheit bedeutete.
    Die Antwort lautete nein; der Senat sei nicht bereit, Caesar in gleicher Weise wie Pompeius zu behandeln. Wenn Caesar in drei Jahren Konsul werden wolle, gelte für ihn dasselbe wie für jeden anderen römischen Statthalter: Er müsse sein Imperium, seine Provinzen und sein Heer abgeben und sich persönlich in Rom als Kandidat aufstellen lassen. Worauf die Antwort nicht einging, war Caesars stillschweigende Annahme, er würde zum ersten Konsul gewählt werden. Jeder wußte, daß das ohnehin geschehen würde, denn bisher hatte Caesar noch bei jeder Wahl, an der er teilgenommen hatte, die meisten Stimmen erhalten. Dazu brauchte er niemanden zu bestechen, was er auch gar nicht gewagt hätte. Zu viele Feinde lauerten darauf, ihn anklagen zu können.

    Caesar sah auf das kurz angebundene Schreiben in seiner Hand und beschloß, sich für alle Eventualitäten zu wappnen.
    Sie wollen mir nicht geben, was mir zusteht. Aber einem halben Römer wie Pompeius kommen sie entgegen und verbeugen sich tief vor ihm. Tragen ihn auf Händen, reden ihm ein, wie wichtig er sei, während sie sich gleichzeitig hinter vorgehaltener Hand über ihn lustig machen. Hm, das ist sein Problem. Eines Tages wird er erkennen, was sie wirklich von ihm halten. Zu gegebener Zeit werden sie die Maske fallen lassen, und Pompeius wird aufwachen. Es ist genau wie bei Cicero, als Catilina das Konsulat schon sicher schien. Die boni machten sich plötzlich für den Bauerntölpel aus Arpinum stark, um einen Mann aus vornehmstem Patriziergeschlecht auszuschalten. Jetzt ergreifen sie Partei für Pompeius, um mich auszuschalten. Aber das werde ich nicht zulassen. Ich bin kein Catilina! Sie wollen mir nur deshalb ans Leder, weil meine Vortrefflichkeit ihnen das ganze Ausmaß ihrer eigenen Unzulänglichkeit vor Augen führt. Sie bilden sich ein, sie könnten mich zwingen, wegen der Kandidatur für das Konsulat das pomerium , die geheiligte Stadtgrenze von Rom, zu überschreiten und damit mein Imperium, das mich vor strafrechtlicher Verfolgung schützt, abzugeben. In Rom würden alle nur darauf warten, sich mit einem Dutzend erfundener Anklagen wegen Landesverrats, Erpressung, Bestechung und Unterschlagung auf mich zu stürzen — auch wegen Mordes, wenn sie jemanden auftreiben könnten, der bezeugt, daß ich mich in die Lautumiae geschlichen habe, um Vettius zu erdrosseln. Es würde mir wie Gabinius oder Milo ergehen. Ich würde von so vielen Gerichten für so viele Verbrechen verurteilt, daß ich mich nie wieder in Italia sehen lassen könnte. Man würde mir die Bürgerrechte aberkennen, meine Erfolge würden aus den Geschichtsbüchern getilgt, und Männer wie Ahenobarbus und Metellus Scipio würden in meine Provinzen kommen, um die Früchte meiner Arbeit zu ernten, so wie Pompeius es bei Lucullus getan hat.
    Doch das wird nicht geschehen. Ich werde es nicht zulassen, egal was ich tun muß, um es zu verhindern. Inzwischen werde ich mich weiter um die Erlaubnis für eine Kandidatur in absentia bemühen, damit ich mein Imperium behalten kann, bis ich das Imperium des ersten Konsuls übernehme. Man soll mir nicht nachsagen können, ich würde gegen die Verfassung verstoßen. Alles muß streng nach dem mos maiorum geschehen. Mein größter Ehrgeiz besteht darin, mein zweites Konsulat auf legalem Weg zu erlangen. Sobald ich erst Konsul bin, werde ich mit den erfundenen Beschuldigungen schon fertig. Das wissen sie, und das fürchten sie. Aber sie können nicht verlieren. Denn wenn sie verlieren, käme das dem Eingeständnis gleich, daß ich ihnen in jeder denkbaren Hinsicht überlegen bin. Wenn ich sie auf legalem Weg schlage, werden sie keinen anderen Ausweg sehen, als sich den nächsten Felsen hinabzustürzen.
    Doch ich muß auch mit dem Schlimmsten rechnen. Ich muß Vorkehrungen treffen, daß ich mein Ziel notfalls auch außerhalb des Gesetzes erreiche. Diese Narren! Immer unterschätzen sie mich.
    Jupiter Optimus Maximus, wenn das der Name ist, auf den du hörst, Jupiter Optimus Maximus, welchem Geschlecht auch immer du den Vorzug gibst, Jupiter Optimus Maximus, der du sämtliche Götter und Naturgewalten Roms in dir vereinst, Jupiter Optimus Maximus, steh mir bei, auf daß ich siege! Wenn du das tust, werde ich dir opfern und die größte Ehre erweisen. . .

    Der Feldzug

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