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MoR 05 - Rubikon

Titel: MoR 05 - Rubikon Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Colleen McCullough
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Situation im italischen Gallien — meiner Provinz, Decimus! Wie kann Marcus Marcellus es wagen, in meiner Provinz Leute auszupeitschen?«
    »Du hast kein volles imperium maius« , sagte Trebonius.
    »Natürlich, ein solches Imperium bekommt nur Pompeius«, stieß Caesar ungehalten hervor.
    »Fragt sich, was du dagegen tun kannst«, meinte Antonius.
    »Eine ganze Menge«, sagte Caesar. »Ich habe Labienus geschrieben, er soll die Fünfzehnte und Publius Vatinius abkommandieren. Er kann statt dessen die Sechste haben.«
    Trebonius straffte sich. »Die Fünfzehnte hat inzwischen einige Kampferfahrung«, sagte er, »auch wenn die Soldaten erst seit einem Jahr im Feld stehen. Und wenn ich mich recht erinnere, stammen sie alle aus dem Gebiet jenseits des Padus. Viele von ihnen kommen aus Novum Comum.«
    »Richtig«, sagte Caesar.
    »Und Publius Vatinius ist dein treuester Gefolgsmann«, meinte Decimus Brutus nachdenklich.
    Caesar mußte unwillkürlich lächeln. Er sah Trebonius und Decimus an. »Nicht treuer als ihr zwei, hoffe ich doch.«
    »Und ich?« fragte Antonius entrüstet.
    Trebonius grinste. »Du gehörst zur Familie, also halt den Mund.«
    »Demnach willst du die Fünfzehnte unter Publius Vatinius in Gallia Cisalpina stationieren«, sagte Decimus Brutus.
    »Richtig.«
    »Ich weiß zwar, daß es kein Gesetz gibt, das dich daran hindern könnte, Caesar«, sagte Trebonius, »aber glaubst du nicht, daß
    Marcus Marcellus und der Senat das als Kriegserklärung auffassen werden? Ich meine nicht einen richtigen Krieg, sondern einen, der im Kopf stattfindet.«
    »Ich habe eine gute Ausrede«, entgegnete Caesar, der langsam seine gewohnte Ruhe wiederfand. »Letztes Jahr sind die Japuden in Tergeste eingefallen und haben die illyrische Küste bedroht. Es war nichts Ernstes, die dortige Miliz konnte sie zurückschlagen, aber ich werde Publius Vatinius und die Fünfzehnte nach Gallia Cisalpina schicken, um — ich zitiere — >die Kolonien mit römischem Bürgerrecht jenseits des Padus vor einer Invasion der Barbaren zu schützen<.«
    »Dabei ist der einzige Barbar weit und breit Marcus Marcellus«, sagte Antonius entzückt.
    »Ich nehme an, er wird die Formulierung richtig verstehen, Antonius.«
    »Was soll Vatinius tun?« wollte Trebonius wissen.
    »Vatinius wird mich in Gallia Cisalpina und Illyricum vertreten. Er soll verhindern, daß römische Bürger ausgepeitscht werden, und Recht sprechen, also die Provinz regieren, wie ich selbst es täte, wenn ich dort wäre.«
    »Und wo willst du die Fünfzehnte stationieren?« fragte Decimus Brutus. »In der Nähe der illyrischen Grenze? In Aquileia vielleicht?«
    »Nein, in Placentia.«
    »Ein Steinwurf von Novum Comum entfernt.«
    »Genau.«
    »Ich wüßte zu gern, was Pompeius von der Auspeitschung hält«, sagte Antonius. »Schließlich hat er im italischen Gallien ja auch Kolonien mit römischem Bürgerrecht gegründet, und deren Bürger sind durch Marcus Marcellus genauso gefährdet wie die aus deinen Kolonien.«
    Caesar verzog den Mund. »Pompeius hat nichts gesagt und nichts getan. Gegenwärtig ist er in Tarentum — Privatangelegenheiten, soviel ich weiß. Aber er hat zugesagt, an einer Senatssitzung außerhalb des pomerium teilzunehmen, die später im Monat stattfinden soll. Vorwand der Sitzung ist eine Debatte über die Bezahlung der Legionäre.«
    »Daß ich nicht lache!« rief Decimus Brutus. »Die Legionäre haben doch seit hundert Jahren keine Solderhöhung mehr bekommen.«
    »Stimmt«, sagte Caesar, »darüber habe ich auch schon nachgedacht.«

    Die Zermürbungstaktik wurde fortgesetzt. Die Belgen wurden noch einmal überfallen, ihre Häuser niedergebrannt, das angebaute Getreide herausgerissen oder untergepflügt, das Vieh getötet, Frauen und Kinder zu Obdachlosen gemacht. Stämme wie die Nervier, die in den Anfangs Jahren von Caesars Gallienfeldzug noch fünfzigtausend Mann in den Kampf geschickt hatten, konnten kaum noch tausend aufstellen. Die meisten Frauen und Kinder waren in die Sklaverei verkauft worden, Belgica war zu einem Land von Alten, Druiden, Krüppeln und Schwachsinnigen geworden. Am Ende konnte Caesar sicher sein, daß niemand übriggeblieben war, der Ambiorix oder Commius in Versuchung geführt hätte, und daß deren eigene Stämme aus Angst vor den Römern nichts mehr von ihren früheren Königen wissen wollten. Ambiorix allerdings war wieder einmal entwischt; er wurde nie aufgespürt und gefangengenommen. Und Commius, genauso hartnäckig wie

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