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MoR 05 - Rubikon

Titel: MoR 05 - Rubikon Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Colleen McCullough
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Schande bestand nicht darin, bestechlich zu sein, sondern darin, es nicht zu bleiben. Wer Bestechungsgelder annahm, sich dann aber nicht an die Abmachung hielt, wurde von diesem Tag an von der Gesellschaft geächtet. Caesars Glück war, daß sich ihm ein Volkstribun von Curios Kaliber anbot. Ob sich Curio wirklich als so gut erwies, wie er sagte, war nebensächlich, auch halb so gut war er immer noch eine Perle von unschätzbarem Wert.
    Caesar setzte sich an seinen Schreibtisch, griff zur Feder, tauchte sie ins Tintenfaß und begann zu schreiben.
    Mein lieber Curio, ich bin überwältigt. Nichts würde mir größere Freude bereiten, als Dir aus Deiner mißlichen finanziellen Lage heraushelfen zu dürfen. Bitte glaube mir, wenn ich sage, daß ich für dieses Privileg keinerlei Gegenleistung von Dir verlange. Die Entscheidung liegt ganz allein bei Dir.
    Falls Du allerdings die Herausforderung annehmen möchtest, Dich als Roms fähigster Volkstribun auszuzeichnen, wäre es mir eine Ehre, Dich auf meiner Seite wissen zu dürfen. Wie Du schon sagst, hängen mir die boni am Hals wie die Schlangen der Medusa. Auch ich habe keine Ahnung, warum sie sich seit nunmehr fast so vielen Jahren, wie ich im Senat bin, auf mich als Zielscheibe eingeschossen haben. Aber das Warum ist nicht wichtig. Was zählt, ist die Tatsache, daß ich ihr Opfer bin.
    Damit es uns gelingt, die boni an den Kalenden des nächsten März zu besiegen, sollte unser kleiner Pakt allerdings ein Geheimnis bleiben. Außerdem solltest Du Deine Kandidatur für das Volkstribunat nicht ankündigen. Suche Dir doch irgendeinen Bedürftigen — nicht aus dem Senat natürlich —, der gewillt ist, sich als Kandidat aufstellen zu lassen, gleichzeitig aber bereit, im allerletzten Moment zurückzutreten. Für ein schönes Honorar selbstverständlich. Das überlasse ich Dir. Wende Dich wegen des nötigen Kleingelds an Balbus. Wenn der bedürftige Kollege dann unmittelbar vor den Wahlen zurücktritt, trittst Du einfach vor und bietest Dich als Ersatzkandidat an, als wärst Du gerade erst auf diese Idee gekommen. So wird Dich niemand verdächtigen, im Interesse eines anderen zu handeln.
    Auch wenn Du Volkstribun bist, mußt Du so tun, als würdest Du unabhängig handeln. Wenn Du eine Liste mit nützlichen Gesetzen benötigst, lasse ich Dir gern eine zukommen, obwohl ich annehme, daß Dir auch ohne meine Anleitung einige einfallen werden. Wenn Du dann an den Kalenden des März Dein Veto gegen die Debatte über meine Provinzen einlegst, werden die boni dastehen wie vom Skorpionbolzen getroffen.
    Ich überlasse es Dir, eine geeignete Strategie zu entwickeln. Es gibt nichts Schlimmeres als einen Mann, der seinem Mitarbeiter keine Freiheit läßt. Wenn Du eine Strategie mit mir besprechen willst, stehe ich Dir zur Verfügung, sei aber versichert, daß ich das nicht erwarte.
    Sei jedoch gewarnt, daß die boni ihre Munition noch lange nicht verschossen haben. Noch bevor Du offiziell Dein Amt antrittst, werden sie sich bereits einiges überlegen, um Dir die Arbeit schwerzumachen. Das kann auch gefährlich sein. Was einen wirklich großen Volkstribunen unter anderem auszeichnet, ist die Bereitschaft zum Märtyrer. Aber ich mag Dich, Curio, und ich will nicht erleben, daß auf dem Forum die Messer gegen Dich gezückt werden oder Du vom Tarpejischen Felsen gestürzt wirst.
    Reichen zehn Millionen, um einen freien Mann aus Dir zu machen? Wenn ja, sollst Du sie haben. Ich schicke Balbus im selben Postsack einen Brief, so daß Du, wenn Du diesen erhältst, jederzeit mit ihm sprechen kannst. Obwohl er als Klatschmaul gilt, ist er die Diskretion in Person. Was Balbus herumerzählt, hat er sich vorher gründlich überlegt.
    Ich gratuliere Dir zur Wahl Deiner künftigen Gattin. Fulvia ist eine interessante Frau, und interessante Frauen sind selten. Sie tritt mit aufrichtiger Leidenschaft für ihre Überzeugungen ein und wird absolut treu zu Dir und Deinen Zielen halten. Aber das weißt Du besser als ich. Bitte richte ihr meine besten Grüße aus, und sage ihr, daß ich mich darauf freue, sie zu sehen, wenn ich nach Rom zurückkehre.
    So, damit waren zehn Millionen sinnvoll angelegt. Aber wann konnte er nach Gallia Cisalpina zurückkehren? Inzwischen war es Juni, und die Aussicht, Gallia Transalpina verlassen zu können, war, sofern das überhaupt noch möglich war, in noch weitere Ferne gerückt. Die Belgen würden sich vermutlich nicht mehr von ihrer Niederlage erholen, aber Ambiorix und

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