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MoR 05 - Rubikon

Titel: MoR 05 - Rubikon Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Colleen McCullough
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gewaltige Proviantzug machte auf dem Rückweg zwölf Meilen vor Uxellodunum Halt. Unter dem Befehl von Drappes, der beim Zug bleiben und ihn vor einem möglichen römischen Angriff schützen sollte, wurde ein Lager aufgeschlagen. Boten aus Uxellodunum versicherten Drappes und Lucterius, daß die Römer nichts von der Existenz des Lagers ahnten. Die Aufgabe, die Nahrungsmittel in die Stadt zu bringen, wurde Lucterius übertragen, der die Gegend kannte. Lucterius riet davon ab, weiter Karren zu verwenden. Für die letzten Meilen sollte alles auf Maultiere gepackt werden, und die letzten paar hundert Schritt würde man in tiefster Nacht und in möglichst großer Entfernung von den römischen Lagern zurücklegen.
    Durch den Wald zwischen dem Lager des Proviantzuges und Uxellodunum führten zahlreiche Wege. Lucterius führte die Maultiere so nah an die Festung heran, wie er es wagte, und wartete dann. Vier Stunden nach Mitternacht gab er das Signal zum erneuten Aufbruch. Die Männer zogen den Maultieren dickgepolsterte Leinenschuhe über die Hufe und hielten ihnen die Mäuler zu. So waren sie verblüffend leise, und Lucterius war guten Mutes. Die Posten auf den Wachtürmen des nächstgelegenen römischen Lagers — das allerdings näher lag, als Lucterius lieb war — würden sicher nicht bei ihrem Nickerchen gestört werden.
    Doch römische Posten auf Wachtürmen machten im Dienst kein Nickerchen. Für derartige Vergehen wurde man zu Tode geprügelt, und die Kontrollen der Wachen waren hart und erfolgten ohne vorherige Ankündigung.
    Bei Wind oder Regen wäre Lucterius durchgekommen, doch die Nacht war so still, daß sogar das Rauschen des Oltis auf der anderen Seite von Uxellodunum deutlich zu hören war. Und genauso deutlich waren andere, seltsame Geräusche zu hören — dumpfe Tritte, Scharren, gedämpftes Flüstern, Rascheln.
    »Weck den Feldherrn auf«, befahl der Chef der Wache einem seiner Männer. »Aber mach dabei nicht solchen Lärm wie die Leute da draußen.«
    Rebilus, der einen Überraschungsangriff befürchtete, schickte Kundschafter aus und machte schnell und geräuschlos mobil. Im Morgengrauen schlug er zu — so lautlos, daß die Maultierführer nicht wußten, wie ihnen geschah. In Panik flohen sie ohne die Maultiere nach Uxellodunum. Warum Lucterius ihnen nicht in die Festung folgte, blieb ein Rätsel; er konnte zwar in den Wald fliehen, versuchte aber nicht, zu Drappes zurückzukehren und ihm von dem Vorfall zu berichten.
    Nachdem Rebilus von einem Gefangenen den Standort des Proviantzuges erfahren hatte, schickte er seine Germanen dorthin. Die ubischen Reiter wurden diesmal von ubischen Fußsoldaten begleitet — eine tödliche Kombination. Ihnen folgte im Schnellschritt eine der beiden Legionen von Rebilus. Der Kampf war für die Römer ein Kinderspiel. Drappes und seine Männer wurden gefangengenommen, der gesamte Proviant fiel in die Hände der Römer.
    »Darüber freue ich mich besonders!« sagte Rebilus am nächsten Tag, als er Fabius herzlich die Hand zur Begrüßung schüttelte. »Obwohl wir jetzt noch zwei Legionen mehr haben, brauchen wir nicht mehr auf Proviantsuche zu gehen.«
    »Dann laß uns mit der Belagerung anfangen«, meinte Fabius.

    Als Caesar von Rebilus’ Erfolg hörte, beschloß er, sofort mit seinen Reitern nach Uxellodunum aufzubrechen; Quintus Fufius Calenus sollte mit zwei Legionen im normalen Marschtempo nachkommen.
    »Denn ich glaube nicht, daß Rebilus und Fabius in Gefahr sind«, sagte Caesar zu Calenus. »Wenn du unterwegs auf Widerstand stößt, merze ihn gnadenlos aus. Es wird höchste Zeit, daß die Gallier sich der römischen Herrschaft beugen.«
    Bei seiner Ankunft in Uxellodunum stellte Caesar fest, daß die Arbeiten an den Belagerungsanlagen bereits weit gediehen waren. Weder Rebilus noch Fabius hatten mit seinem Kommen gerechnet, doch waren sie froh, daß er da war.
    »Wir sind beide keine Techniker, und die Techniker, die wir haben, verdienen diesen Namen nicht«, klagte Fabius.
    »Ihr wollt ihnen also die Wasserzufuhr abschneiden«, sagte Caesar.
    »Uns bleibt nichts anderes übrig. Andernfalls müssen wir warten, bis der Hunger sie hinaustreibt, und alles deutet darauf hin, daß sie trotz Lucterius’ gescheitertem Versuch, zusätzlichen Proviant zu besorgen, genügend zu essen haben.«
    »Ich bin ganz deiner Meinung, Fabius.«
    Sie standen auf einer felsigen Anhöhe, von der aus sie die Wasserversorgung von Uxellodunum überblicken konnten: den Weg von der

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