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MoR 05 - Rubikon

Titel: MoR 05 - Rubikon Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Colleen McCullough
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handeln. Wenn die Senatoren nicht in der Lage sind, in der Volksversammlung ein Gesetz durchzusetzen, das Caesar seiner Macht beraubt, müssen sie eben durch ein senatus consultum ultimum den Ausnahmezustand erklären! Den Rest erledige ich!«
    Er klatschte dreimal in die Hände, das Zeichen für seinen Hausdiener.
    »Ich will, daß alle Senatoren in Rom unverzüglich benachrichtigt werden, daß sie sich in zwei Stunden hier einzufinden haben«, befahl er ihm kurz angebunden.
    Metellus Scipio sah ihn besorgt an. »Findest du das klug, Pompeius?« fragte er. »Zensoren und Konsulare herzubestellen?«
    »Ja! Ich bin es leid, Scipio. Ich will das Thema Caesar endlich vom Tisch haben!«
    Pompeius war ein Mann der Tat; unentschiedene Situationen lagen ihm nicht. Er wollte sich nicht von einem Haufen unfähiger, zögerlicher Senatoren gängeln lassen, von denen ihm, wie er wußte, keiner das Wasser reichen konnte. Es war zum Verzweifeln!
    Warum hatte Caesar nicht nachgegeben? Und da er nicht nachgegeben hatte, warum saß er immer noch mit nur einer Legion in Ravenna? Warum unternahm er nichts? Er konnte unmöglich vorhaben, nach Rom zu marschieren, aber was hatte er dann vor?
    Er sollte doch endlich nachgeben! Aber nein, das würde Caesar nicht tun. Aber was plante er dann? Wollte er die Pattsituation im Senat noch bis zu den Nonen des Quinctilis und den Konsulatswahlen verlängern? Aber er würde nie die Erlaubnis bekommen, in absentia zu kandidieren, auch wenn er es schaffte, sein Imperium zu behalten! Oder wollte er ein paar tausend ihm treu ergebene Soldaten zur Wahlzeit sozusagen auf Heimaturlaub nach Rom schicken? Vor sechs Jahren hatte er das schon einmal getan, um Pompeius und Crassus das Konsulat zu sichern. Aber in absentia war nichts zu wollen. Wollte er den Senat mit den Soldaten unter Druck setzen und eine Kandidatur in Abwesenheit erzwingen?
    In quälenden Gedanken ging Pompeius auf und ab, bis sein Diener schüchtern eintrat und ihm mitteilte, daß im Atrium die Senatoren warteten.
    »Ich habe es satt!« schrie er, als er mit großen Schritten den Raum betrat. »Satt, satt, satt!«
    Etwa hundertfünfzig Männer starrten ihn erschrocken an. Wütend ließ Pompeius den Blick über die Reihen der Senatoren schweifen: Es fehlten der Zensor Lucius Calpurnius Piso, beide Konsuln, viele Konsulare, sämtliche Anhänger Caesars und einige Senatoren, die zwar nicht hinter Caesar standen, denen es aber mißfiel, von einem Mann herbestellt zu werden, der dazu überhaupt nicht befugt war. Trotzdem waren für seine Zwecke genügend Senatoren da.
    »Ich habe es satt!« sagte Pompeius noch einmal und stieg auf eine Bank aus wertvollem rosafarbenen Marmor. »Ihr seid Feiglinge! Dummköpfe! Wankelmütige Schlappschwänze! Ich bin der Erste Mann Roms, und ich schäme mich dafür! Seht euch doch an! Zehn Monate dauert das Theater um die Provinzen und die Armee Caesars nun schon, und was habt ihr erreicht? Nichts! Überhaupt nichts!«
    Er verbeugte sich vor Cato, Favonius, Ahenobarbus, Metellus Scipio und zwei der drei Marcelli. »Ihr, verehrte Kollegen, seid damit nicht gemeint. Ich habe euch gerufen, damit ihr Zeugen seid. Die Götter wissen, daß ihr lange und unerbittlich gegen den unrechtmäßigen Aufstieg Caesars gefochten habt. Aber bisher hat euch im Grunde niemand geholfen, und das soll sich heute abend ändern.«
    Er wandte sich wieder an die anderen, von denen ihn einige, darunter Appius Claudius Pulcher, inzwischen eher feindselig anstarrten. »Ich sage es nochmal: Dummköpfe! Feiglinge! Nichtsnutze! Ihr jämmerlicher Haufen von Schwächlingen und Ewiggestrigen! Ich habe es satt!« Er atmete zischend ein. »Ich habe alles versucht. Ich war geduldig, ich habe mich zurückgehalten. Was habe ich nicht alles mit euch durchgemacht! Ich habe euch den Arsch geputzt und den Kopf gehalten, wenn ihr gekotzt habt. Sieh mich nicht so beleidigt an, Varro! Das mußt du dir schon sagen lassen! Der Senat von Rom sollte ein Vorbild für alle anderen politischen und öffentlichen Institutionen des Römischen Reiches sein, doch in Wirklichkeit ist er eine Schande! Jeder einzelne von euch ist eine Schande! Seht euch doch an: Seit zehn Monaten laßt ihr euch von einem Mann — einem einzigen Mann! — auf der Nase herumtanzen! Ihr schwankt und zögert, heult und debattiert und stimmt immer wieder ab. Und was habt ihr erreicht? Nichts! Caesar lacht sich ins Fäustchen. Bei den Göttern!«
    Die Senatoren waren wie vom Donner gerührt. Nur

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