MoR 05 - Rubikon
Bengel!«
»Frech? Er ist doch ganz friedlich.«
»Seine Welt ist ja auch noch in Ordnung; seine Mutter hält alle Sorgen von ihm fern.« Fulvia entließ das Kindermädchen mit einem Nicken und streifte ihr Kleid von Schultern und Armen.
Zum Vorschein kamen ihre drallen Brüste, aus den Warzen perlte Milch. Für Curio war dies der schönste Anblick, den er sich vorstellen konnte — und alles war sein Werk! Seine Lenden schmerzten vor Begehren, aber als Fulvia sich setzte, um dem immer noch schlummernden Baby die Brust zu geben, holte er sich auch einen Stuhl. Sobald der kleine Curio die Brustwarze im Mund spürte, begann er mit großen, schmatzenden Schlucken zu saugen, und seine kleinen Hände schmiegten sich zufrieden an die braune Haut seiner Mutter.
»Jetzt, wo ich das gesehen habe, könnte ich beruhigt sterben«, sagte Curio mit belegter Stimme. »All die Jahre, die du mit Clodius zusammen warst, habe ich gar nicht bemerkt, was für eine gute Mutter du bist. Du brauchst keine Ammen, du kannst das alles allein. Das Muttersein sein scheint deine zweite Natur zu sein.«
Fulvia sah ihn überrascht an. »Babys sind etwas so Entzückendes, Curio. Sie sind der höchste Ausdruck der Verbindung von Mann und Frau. In gewisser Hinsicht sind sie anspruchslos, aber sie brauchen sehr viel Zuwendung. Es macht mir Freude, mich um sie zu kümmern, und es ist ein so wunderbares Gefühl, wenn sie meine Milch trinken. Meine Milch, Curio, Milch, die ich produziere!« Sie lächelte verschmitzt. »Trotzdem lasse ich das Kindermädchen gerne die Windeln wechseln, und die Waschfrau darf sie waschen.«
»Gut so.« Curio lehnte sich zurück, um die beiden zu betrachten.
»Er ist heute genau vier Monate alt«, sagte Fulvia.
»Ja, und ich habe ihn drei Wochen lang nicht gesehen.«
»Wie ging es in Ravenna?«
Er zuckte mit den Achseln und verzog das Gesicht.
»Oder hätte ich lieber fragen sollen, wie geht es Caesar?«
»Ich weiß es nicht, Fulvia.«
»Hast du nicht mit ihm gesprochen?«
»Stundenlang jeden Tag, drei Wochen lang.«
»Und du weißt es trotzdem nicht?«
»Er spricht über alles sachlich und nüchtern, aber seine eigene Meinung behält er für sich«, sagte Curio stirnrunzelnd. Er lehnte sich vor und strich seinem Sohn über den unbestreitbar roten Flaum auf dem hin und her ruckelnden Kopf. »Caesar stellt jeden griechischen Logiker in den Schatten, so ausgewogen und klar argumentiert er.«
»Und?«
»Am Ende hat man alles verstanden, außer der Sache, die einen am brennendsten interessiert.«
»Die wäre?«
»Was er zu tun gedenkt.«
»Er wird doch nicht nach Rom marschieren?«
»Ich würde es dir gerne sagen, wenn ich es wüßte, aber ich habe keine Ahnung.«
»Pompeius und die boni glauben nicht, daß er es tut.«
»Fulvia!« rief Curio und setzte sich auf. »Pompeius kann doch nicht so naiv sein wie Cato!«
»Und ob!« Sie nahm den kleinen Curio von der Brust und setzte ihn nach vorn geneigt auf ihren Schoß, bis er laut aufstieß. Dann legte sie ihn an die andere Brust und nahm das Gespräch auf, als sei es gar nicht unterbrochen worden: »Weißt du, sie erinnern mich an diese kleinen Tiere, die keinen wirklichen Kampfgeist haben und nur zum Schein angreifen, weil sie herausgefunden haben, daß das wirkt — bis dann ein Elefant kommt und sie zertrampelt, weil er sie gar nicht sieht.« Sie seufzte. »Die Spannung in Rom ist unerträglich, Curio. Alle warten wie gelähmt darauf, was passiert. Trotzdem benehmen die boni sich weiter wie diese kleinen Tiere. Sie stellen sich auf das Forum und schwingen große Reden, bis der Senat und die achtzehn Ritterzenturien vor Angst fast den Verstand verlieren. Pompeius predigt Angsthasen wie dem armen Cicero von der Unvermeidlichkeit eines Bürgerkrieges, aber er glaubt selbst nicht, was er sagt. Er weiß schließlich, daß Caesar nur eine Legion diesseits der Alpen hat, und nichts weist darauf hin, daß es mehr werden; sonst müßten die Legionen ja schon in Gallia Cisalpina sein. Die boni wissen das auch. Je mehr Wirbel sie machen und je mehr Aufregung sie verursachen, desto größer wird ihr Sieg erscheinen, wenn Caesar aufgibt.«
»Und wenn er nicht aufgibt?«
»Dann haben sie Pech gehabt.« Sie sah ihn aufmerksam an. »Du mußt doch irgendein Gefühl haben, Curio. Was sagt es dir?«
»Daß Caesar immer noch versucht, das Problem auf legale Weise zu lösen.«
»Klein beigeben wird er nicht.«
»Ich weiß.«
»Er hat sich sicher schon eine Strategie
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