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MoR 05 - Rubikon

Titel: MoR 05 - Rubikon Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Colleen McCullough
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sich schon wieder die scheußliche Augenentzündung ankündigte, beschloß Cicero weiterzukämpfen. Hatte es der alte Scaurus einst nicht auch ganz allein geschafft, den gesamten Senat, der geschlossen gegen ihn gestanden hatte, auf seine Seite zu ziehen? Und Scaurus war keineswegs der größte Redner in den Annalen Roms! Diese Ehre gebührte allein ihm, Marcus Tullius Cicero. Das Problem war nur, daß Pompeius seit seiner Krankheit in Neapolis geradezu anmaßend selbstsicher geworden war. Persönlich miterlebt hatte Cicero den Wandel zwar nicht, weil er außer Landes gewesen war, aber alle hatten ihm davon erzählt, in Briefen und später mündlich. Jetzt erkannte er etwas von jener Selbstgefälligkeit wieder, die Pompeius bereits im Alter von siebzehn Jahren im Überfluß zur Schau getragen und auch später nicht abgelegt hatte, als er auszog, um Sulla bei dessen Eroberungen zu helfen. Erst Spanien und Quintus Sertorius hatten sie ihm ausgetrieben, obwohl er zuletzt als Sieger aus diesem Krieg hervorgegangen war, und bis vor kurzem hatte sie sich nicht mehr gezeigt. Bildete sich Pompeius etwa ein, er könnte in der zerstörerischen Konfrontation mit einem anderen militärischen Genie — Caesar — an seine Jugend anknüpfen und sich für alle Zeiten ein Denkmal setzen als der bedeutendste Mann, den Rom je hervorgebracht hatte? Aber war er das wirklich? Verlieren konnte er eigentlich nicht (und zu diesem Schluß mußte er selbst gekommen sein, sonst wäre er nicht derart entschlossen zum Bürgerkrieg), schließlich war er Caesar zahlenmäßig mindestens zwei zu eins überlegen. Und anschließend würde man ihn natürlich als Retter Roms feiern, weil er sich geweigert hatte, auf römischem Boden zu kämpfen.
    »Magnus, was kann es denn schaden, ihm ein kleines Zugeständnis zu machen? Wenn er nun einverstanden wäre, nur eine Legion und Illyricum zu behalten?«
    »Keine Zugeständnisse«, beharrte Pompeius.
    »Aber haben wir denn nicht alle unser eigentliches Ziel aus den Augen verloren? Hat nicht alles damit angefangen, daß Caesar das Recht verweigert wurde, in absentia für das Konsulat zu kandidieren? Wäre es nicht vernünftiger, ihm das zu erlauben? Dann könnte er sein Imperium behalten und einem Prozeß wegen Hochverrats aus dem Weg gehen. Nimm ihm alles außer Illyricum — nimm ihm all seine Legionen! Laß ihn nur sein Imperium behalten und in absentia für das Konsulat kandidieren!«
    »Keine Zugeständnisse«, fuhr Pompeius wütend auf.
    »In einem haben Caesars Anhänger recht, Magnus. Man hat dir viele Zugeständnisse gemacht, die größer waren. Warum jetzt nicht Caesar eines machen?«
    »Weil Caesar selbst als privatus ohne Provinzen, Armee und Imperium noch den Umsturz planen würde, du Dummkopf!«
    Cicero ignorierte die Beleidigung und versuchte es noch einmal und noch einmal. Immer wieder. Doch die Antwort blieb stets dieselbe: Niemals würde Caesar freiwillig sein Imperium abgeben, er würde Armee und Provinzen in jedem Fall behalten. Ein Bürgerkrieg sei unvermeidbar.
    Gegen Ende des Tages wechselten sie das Thema und widmeten sich statt dessen der Rede des Marcus Antonius.
    »Ein Gespinst aus Halbwahrheiten«, lautete Pompeius’ abschließendes Urteil. Naserümpfend schnippte er gegen das Papier. »Was meinst du, wie Caesar sich erst aufführt, sollte er Erfolg haben, wenn schon ein aufgeblasener Speichellecker wie Antonius es wagt, derartige Dinge zu behaupten.«
    Cicero war heilfroh, als sein Gast das Haus verließ, und wollte sich schon betrinken, als ihm etwas Schreckliches einfiel: Er schuldete Caesar noch Millionen! Millionen, die er jetzt auftreiben und zurückzahlen müßte. Denn einem politischen Gegner Geld zu schulden war der Gipfel der Geschmacklosigkeit.

VII. Der Rubikon
    1. Januar bis 5. April 49 v. Chr.
Rom
    In den Morgenstunden des Neujahrstages traf Gaius Scribonius Curio wieder in seinem Haus auf dem Palatin ein. Seine Frau begrüßte ihn überschwenglich.
    »Ist ja gut, ist ja gut!« sagte er, während er sie leidenschaftlich an sich drückte, so froh war er, sie wiederzusehen. »Wo ist mein Sohn?«
    »Du kommst gerade rechtzeitig — ich wollte ihn gleich stillen.« Fulvia nahm ihn bei der Hand und führte ihn ins Kinderzimmer. »Ist er nicht wunderschön?« fragte sie stolz und hob den schlummernden kleinen Curio aus der Wiege. »Ich wollte schon immer ein rothaariges Baby. Er ist dir wie aus dem Gesicht geschnitten und wird wahrscheinlich ein genauso frecher

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