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MoR 05 - Rubikon

Titel: MoR 05 - Rubikon Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Colleen McCullough
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Diener warteten darauf, ihm den Lederpanzer und den äußeren Rock aus Lederstreifen abzuschnallen, aber zuerst mußte er noch die scharlachrote Schärpe abnehmen, das Abzeichen seines hohen Imperiums, das niemand außer ihm berühren durfte. Er knotete sie auf, faltete sie sorgfältig zusammen und legte sie in das edelsteinbesetzte Kästchen, das Thrasyllus ihm entgegenhielt. Sein Unterkleid aus scharlachrotem Leinen war mit dicker Wolle wattiert, die den Schweiß aufsaugte und im Winter genügend wärmte (viele Feldherrn trugen auf dem Marsch lieber eine Tunika, auch wenn sie im offenen Einspänner reisten, aber da die Soldaten im zehn Kilo schweren Kettenpanzer marschieren mußten, trug Caesar auch seinen Panzer). Die Diener zogen ihm die Stiefel aus und streiften leichte Schuhe aus ligurischem Filz über seine Füße, dann entfernten sie sich mit seiner Rüstung.
    »Ich schlage vor, du baust wie Gaius Trebonius ein richtiges Haus, Caesar«, sagte Thrasyllus.
    »Du hast recht, das mache ich. Morgen sehe ich mich nach einem geeigneten Platz um.«
    Caesar lächelte kurz, dann verschwand er in dem großen Zimmer, in dem verstreut Liegen und andere römische Möbel standen.
    Sie war nicht da, aber er hörte sie im Nachbarzimmer mit Orgetorix reden. Um so besser, wenn sie beschäftigt war, konnte sie ihn nicht mit ihrer Liebe erdrücken. Manchmal mochte er das, aber nicht heute abend. Er war in niedergedrückter Stimmung.
    Da stand sie, über das Kinderbettchen gebeugt. Ihre prachtvollen, feuerroten Haare waren nach vorn gefallen, so daß er von seinem Sohn lediglich die purpurroten Socken sah. Warum beharrte sie darauf, das Kind purpurrot zu kleiden? Er hatte sein Mißfallen schon viele Male geäußert, aber sie hatte ihn nicht verstanden. Schließlich war sie die Tochter eines Königs. Für sie war das Kind der künftige König der Helvetier, deshalb stand ihm Purpur zu.
    Sie spürte ihn mehr, als daß sie ihn sah, fuhr hoch und strahlte ihn überglücklich an. Doch als sie den Bart sah, runzelte sie die Stirn.
    »Tata!« krähte der kleine Junge und streckte die Arme aus.
    Er ähnelte mehr Tante Julia als Caesar, und schon das reichte, um Caesars Herz zu schmelzen. Dieselben großen, grauen Augen, dieselbe Form des Gesichts und zum Glück dieselbe bräunliche Haut und nicht die rosige, sommersprossige Haut der Gallier. Die Haare des Jungen dagegen waren ganz die Caesars, von derselben Farbe, die Sullas Haare gehabt hatten, zwischen rot und goldblond. Sie versprachen auch, dem Beinamen Caesar gerecht zu werden, der soviel wie üppiges Haupthaar bedeutete. Wie seine Feinde ihn wegen seiner schütter werdenden Haare verspottet hatten! Schade, daß der kleine Junge nie den Namen Caesar tragen würde. Seine Mutter hatte ihn nach ihrem Vater, dem ehemaligen König der Helvetier, Orgetorix genannt.

    Sie war die Hauptfrau von Dumnorix gewesen, als dieser noch im Schatten seines verhaßten Bruders gestanden hatte, des ersten Vergobreten der Haeduer.
    Caesar war, nachdem die überlebenden Helvetier in ihr Herkunftsland in den Alpen zurückgedrängt worden waren und er König Ariovistus von den germanischen Sueben geschlagen hatte, durch das Land der Haeduer gereist, um dieses Volk besser kennenzulernen, das in seinen Plänen eine immer größere Rolle spielte. Die Haeduer waren romanisierte Kelten und das größte und reichste Volk Galliens. Sie trugen den Titel Freund und Verbündeter des römischen Volkes, und ihre adligen Anführer sprachen Latein. Außerdem versorgten sie Rom mit tüchtigen Reitern.
    Als Caesar so schnell nach Genava geeilt war, war seine ursprüngliche Absicht gewesen, die Wanderung der Helvetier und die Übergriffe der Germanen über den Rhenus zu beenden. Danach wollte er die Eroberung des Danubius von der Quelle bis zur Mündung in Angriff nehmen. Doch nach jenem ersten Feldzug im Land der langhaarigen Gallier hatten seine Pläne sich geändert. Der Danubius konnte warten. Zuerst wollte er im Westen Italias für Sicherheit sorgen, indem er das ganze Gallien jenseits der Alpen befriedete und zu einem romtreuen Puffer zwischen Mittelmeer und Germanen machte. Verursacht hatte diesen radikalen Wandel seiner Pläne der Germane Ariovistus; wenn Rom nicht alle gallischen Stämme besiegen und romanisieren konnte, würde Gallien den Germanen in die Hände fallen. Anschließend würden die Germanen in Italia einfallen.
    Dumnorix hatte seinen Bruder stürzen und ihm als mächtigster Mann der Haeduer nachfolgen

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