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MoR 05 - Rubikon

Titel: MoR 05 - Rubikon Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Colleen McCullough
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worden, und hinter der Festung kam noch ein mit gewaltigen Verteidigungsanlagen versehenes Heerlager.
    Der Platz innerhalb der Mauern war geräumig, wenngleich wenig attraktiv. Normalerweise wohnte hier niemand, die Festung diente lediglich der Lagerung von Nahrungsmitteln und der Aufbewahrung des Stammesschatzes. Es gab keine Straßen, sondern nur willkürlich über das Gelände verstreute fensterlose Lagerhallen und große Getreidespeicher. Das einzige Haus war aus Holz erbaut und zwei Stockwerke hoch; in Kriegszeiten wohnten dort der Stammeshäuptling und die Würdenträger, sonst diente es als Versammlungsort des Stammes. Hier war im zweiten Stock Caesar untergebracht, auf sehr viel weniger komfortable Weise als Trebonius, der sich während eines früheren Aufenthaltes ein Haus aus Stein erbaut hatte; dort heizte ein Kohleofen den Fußboden und das große Bad, das Trebonius sich zusammen mit einer ambianischen Geliebten eingerichtet hatte.
    Keine der beiden Unterkünfte besaß eine richtige Latrine über einem Bach, dessen Wasser die Exkremente zu einem Abwasserkanal oder Fluß hätte befördern können. In dieser Hinsicht ging es den Soldaten besser; jedes Winterlager Caesars verfügte über solche Einrichtungen. Einfache Latrinengruben waren für Feldlager zwar auch eine annehmbare Lösung, vorausgesetzt, sie waren tief genug und ihr Boden wurde täglich mit einer dünnen Schicht Erde und Kalk bedeckt; wenn man sie allerdings über einen längeren Zeitraum benützte, konnten sie sogar im Winter Krankheiten verursachen, weil sie das Grundwasser verseuchten. Und Soldaten durften nicht krank sein. Die Gallier kannten dieses Problem nicht, da sie nicht in Städten lebten, sondern in kleinen Dörfern oder einzelnen Gehöften. Sie zogen jeweils einige Tage am Stück in den Krieg und nahmen dann Frauen und Knechte mit, um allen körperlichen Bedürfnissen Rechnung zu tragen. Nur die Sklaven und die im Wald hausenden Druiden blieben daheim.
    Die aus Holzdielen gezimmerte Treppe zum Versammlungssaal im Oberstock führte an der Außenseite des Gebäudes hinauf und war vor den Elementen durch den überhängenden Dachtrauf ein wenig geschützt. Unter der Treppe ließ Caesar eine Latrine graben, die mehr aussah wie ein Brunnen und tief unten auf einen unterirdischen Bach stieß, den er durch einen Tunnel bis zum Fluß führen ließ. Es war keine optimale Konstruktion, aber unter den Umständen die beste. Auch Trebonius benutzte die Latrine, als gerechten Ausgleich dafür, wie Caesar meinte, daß er Trebonius’ Bad benutzte.
    Das Dach war mit Stroh gedeckt gewesen, wie es die Gallier bei Gebäuden jeder Größe zu tun pflegten, doch Caesar hatte die Angst des Römers vor Feuer und dazu noch eine persönliche Abscheu vor Ratten und Läusen, die Strohdächer in so großer Zahl bevölkerten, daß man hätte annehmen können, sie seien nur für sie erfunden worden. Das Stroh kam also herunter und wurde durch Dachziegel aus Schiefer ersetzt, die Caesar von den Ausläufern der Pyrenäen mitgebracht hatte. Im Haus war es kalt, feucht und muffig, da vor den kleinen Fenstern Fensterläden aus massivem Holz hingen, nicht die durchbrochenen italischen Läden, die immer für frische Luft sorgten. Caesar hatte sich bisher damit abgefunden, weil er nur den kleinsten Teil des sechsmonatigen Urlaubs, den die Jahreszeiten seinen Soldaten gaben, in Gallien zu verbringen pflegte. Unter normalen Umständen blieb er nur einige Tage in dem als Winterquartier erwählten oppidum und begab sich dann ins italische Gallien und nach Illyricum, zwei durch und durch römische Provinzen, wo er sich vom jeweils reichsten Mann der Stadt, die er besuchte, erlesen bewirten und unterbringen ließ.
    Diesen Winter würde es allerdings anders sein. Er würde nicht ins italische Gallien und nach Illyricum reisen, sondern in Samarobriva bleiben. Keine Beileidsbekundungen, erst recht nicht jetzt, da er wußte, daß auch seine Mutter tot war. Wer würde als dritter sterben? Obwohl in seinem Leben die Todesfälle immer paarweise auftraten, nicht dreifach. Gaius Marius und sein Vater, Cinnilla und Tante Julia und jetzt Julia und Mutter, immer zu zweit. Wer wäre auch noch übrig gewesen?
    Sein Freigelassener Gaius Julius Thrasyllus erwartete ihn lächelnd und sich verbeugend an der Tür am oberen Ende der Treppe.
    »Ich bleibe den ganzen Winter hier, Thrasyllus. Wie können wir diesen Ort etwas wohnlicher gestalten?« Caesar gab ihm seinen scharlachroten Mantel. Zwei

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