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MoR 05 - Rubikon

Titel: MoR 05 - Rubikon Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Colleen McCullough
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wollen, doch nach der Niederlage seiner helvetischen Bundesgenossen — das Bündnis war durch Heirat besiegelt worden — hatte er sich auf sein Anwesen in der Nähe von Matisco zurückgezogen, um seine Wunden zu lecken. Caesar hatte ihn auf dem Rückweg ins italische Gallien, wo er seine Pläne überdenken und seine Armee neu organisieren wollte, dort aufgespürt. Der Verwalter hatte ihn willkommen geheißen, ihm einige Räume zugewiesen und dann sich selbst überlassen, bis er Dumnorix im Empfangsraum aufzusuchen wünschte.
    Caesar war dann allerdings im denkbar schlechtesten Moment dort aufgetaucht. Eine stattliche Frau hatte unter wilden Flüchen mit ihrem mächtigen weißen Arm ausgeholt und Dumnorix einen solchen Kinnhaken versetzt, daß Caesar seine Zähne aufeinanderschlagen hörte. Der Gallier ging zu Boden, und die Frau begann, von einer gewaltigen Mähne roter Haare umwallt wie von einem Feldherrnmantel, auf ihn einzutreten. Dumnorix kam torkelnd wieder hoch und wurde ein zweites Mal niedergeschlagen und wieder schonungslos getreten. Eine zweite, nicht minder große, doch jüngere Frau eilte herein, doch erging es ihr nicht besser. Die Rothaarige stellte sich ihr in den Weg und versetzte ihr einen solchen Aufwärtshaken, daß sie ohnmächtig zu Boden stürzte.
    Höchst amüsiert lehnte Caesar sich an eine Wand und sah zu.
    Dumnorix kroch auf allen Vieren aus der Reichweite der schrecklichen Füße, stützte sich mit haßerfülltem Blick auf ein Knie und bemerkte dann den Besucher.
    »Laßt euch nicht stören«, sagte Caesar.
    Doch war damit wenn nicht der Kampf, so doch die Runde beendet. Die Rothaarige versetzte ihrem leblos vor ihr liegenden Opfer noch einen letzten Stoß und trat dann mit heftig wogenden Brüsten und blitzenden Augen zurück und starrte die merkwürdige Erscheinung vor ihr an: einen Römer in purpurgeränderter Toga als Zeichen seines hohen Ranges.
    »Ich habe — dich nicht — so früh erwartet!« keuchte Dumnorix.
    »Das habe ich bereits vermutet. Die Dame boxt besser als die Athleten bei den Spielen. Wenn du willst, kehre ich in meine Zimmer zurück und lasse dich den häuslichen Streit in Frieden regeln. Wenn Frieden das richtige Wort ist.«
    »Nein, nein!« Dumnorix strich sein Hemd glatt und hob seinen Umhang auf. Er war so heftig weggezogen worden, daß die Brosche, mit der er an seiner linken Schulter befestigt gewesen war, den am Hemd angenähten Ärmel abgerissen hatte. Finster starrte er die Rothaarige an und hob die Faust. »Ich bring’ dich um, Weib!«
    Sie kräuselte nur verächtlich die Oberlippe und sagte nichts.
    »Darf ich vermitteln?« Caesar drückte sich von der Wand ab und trat zwischen Dumnorix und die Rothaarige.
    »Danke, nicht nötig, Caesar. Ich habe mich von dieser Wölfin gerade scheiden lassen.«
    »Wölfin. Romulus und Remus wurden von einer Wölfin gesäugt. Ich schlage vor, du schickst sie ins Feld. Sie wird die Germanen mühelos bezwingen.«
    Die Frau hatte mit aufgerissenen Augen zugehört. Jetzt trat sie dicht an Caesar heran und schob das Kinn vor. »Er hat mir Unrecht getan!« sagte sie laut. »Meine Angehörigen nützen ihm nach ihrer Niederlage und Rückkehr in ihr Land nichts mehr, deshalb hat er sich von mir getrennt! Aus purem Egoismus! Ich war ihm nicht untreu, ich bin nicht arm, und ich bin nicht seine Sklavin! Er hat keinen Grund, sich von mir scheiden zu lassen! Er hat mir Unrecht getan.«
    »Ist sie deine Rivalin?« Caesar zeigte auf die am Boden liegende junge Frau.
    Die Oberlippe kräuselte sich wieder. »Bah!« fauchte die Rothaarige.
    »Hast du mit dieser Frau Kinder, Dumnorix?«
    »Nein, sie ist unfruchtbar!« rief Dumnorix, seine Chance witternd.
    »Ich bin nicht unfruchtbar! Glaubst du denn, Babies tauchen aus dem Nichts auf einem Druidenaltar auf? Du hast doch neben deinen Huren und dem Wein gar keine Kraft mehr für deine Frauen, Dumnorix!« Sie hob die Faust.
    Dumnorix wich zurück. »Rühr mich an, Weib, und ich schneide dir die Kehle durch!« Er zückte ein Messer.
    »Na, na«, sagte Caesar vorwurfsvoll. »Das ist Mord, und der wird besser nicht in Gegenwart eines römischen Prokonsuls verübt. Wenn ihr euch allerdings weiter schlagen wollt, bin ich bereit, den Schiedsrichter zu machen. Gleiche Waffen für beide, Dumnorix. Es sei denn, die Dame will auch ein Messer?«
    »Ja!« zischte die Rothaarige.
    Zu weiteren Worten oder Taten kam es nicht, da in diesem Augenblick das Mädchen auf dem Boden zu stöhnen begann. Dumnorix,

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