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MoR 05 - Rubikon

Titel: MoR 05 - Rubikon Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Colleen McCullough
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seiner purpurgeränderten Toga verhüllte und die reinigenden Worte sprach.

    Von Portus Itius nach Samarobriva waren es achtzig Meilen leichten Marsches, am ersten Tag auf einer ausgefahrenen Wagenspur durch einen großen Eichenwald, am zweiten durch weite, frisch umgegrabene Felder und saftige Weiden, auf denen die geschorenen Schafe und zotteligen Rinder der Gallier weideten. Trebonius war mit der Zwölften bereits einige Zeit zuvor aufgebrochen, Caesar ging als letzter. In Portus Itius blieb Fabius mit der Siebten zurück; er hatte die Verteidigungsanlagen des ursprünglichen, für acht Legionen erbauten Lagers bereits eingerissen und an ihrer Stelle ein kleineres Lager errichtet, das bequem von einer Legion gehalten werden konnte. Caesar hatte sich von der Verteidigungsbereitschaft des Außenpostens überzeugt und war dann mit der Zehnten nach Samarobriva aufgebrochen.
    Die Zehnte war seine Lieblingslegion, mit der er am liebsten arbeitete, und sie war trotz ihrer relativ hohen Zahl die erste römische Legion im Gallien jenseits der Alpen gewesen. Als er damals im März vor fast fünf Jahren von Rom nach Gallien geeilt war — siebenhundert Meilen hatte er in acht Tagen zurückgelegt, auf einem Ziegenpfad die Alpen durchquert —, hatte er in Genava bei Pomptinus die Zehnte vorgefunden. Als später noch die Fünfte Alauda und die Siebte eingetroffen waren, die unter Labienus den längeren Weg genommen hatten, hatte er mit der Zehnten schon Bekanntschaft geschlossen, allerdings, typisch für ihn, nicht in der Schlacht. Ein beliebter Witz der Legionäre über Caesar war, daß man unter ihm für jede Schlacht zuerst zehntausend Wagenladungen Erde und Felsen bewegen mußte. Das war auch in Genava so gewesen. Dort hatte die Zehnte, später mit Hilfe der Fünften Alauda und der Siebten, einen sechzehn Fuß hohen und neunzehn Meilen langen Wall errichtet, um die aus ihrem Land auswandernden Helvetier am Betreten der Provinz Gallia Narbonensis zu hindern. Schlachten, so hieß es in der Armee, waren Caesars Belohnung für das viele Schaufeln, Bauen und Bäumefällen. Und keine Legion hatte davon mehr geleistet als die Zehnte, noch in den Schlachten tapferer und besonnener gekämpft. Viele Schlachten waren es allerdings nicht gewesen; Caesar kämpfte nur, wenn er mußte.
    Marschlieder singend und im Gleichschritt marschierend zog die lange Kolonne der Zehnten durch das Gebiet der Moriner um Portus Itius. Auch hier hatte Caesars Armee bereits Spuren hinterlassen; die ausgetretene Spur durch den Eichenwald war befestigt. Auf beiden Seiten ragte in hundert Schritt Entfernung ein hoher Wall gefällter Eichen auf, und die zweihundert Schritt breite Schneise war mit Baumstümpfen übersät.
    Vor zwei Jahren hatte Caesar drei Legionen und einige Kohorten gegen die Moriner geführt, um den Weg für die geplante Expedition nach Britannien zu ebnen. Er brauchte einen Hafen an der Küste der Moriner, in der Nähe der geheimnisvollen Insel. Doch obwohl er Boten ausgeschickt hatte, um einen Vertrag zu schließen, hatten die Moriner nicht reagiert.
    Statt dessen hatten sie ihn mitten beim Bau eines Lagers überfallen. Hätten sie bessere Feldherrn gehabt, der Krieg in Gallien wäre damals zu Ende gewesen und Caesar und seine Soldaten tot. Doch statt zum entscheidenden Schlag auszuholen, wie Caesar es getan hätte, zogen die Moriner sich in ihre Eichenwälder zurück. Und als Caesar seine Wunden geleckt und die Toten verbrannt hatte, hatte ihn auf die kalte und leidenschaftslose Art, die er sich zu eigen gemacht hatte, eine schreckliche Wut erfaßt. Wie konnte man die Moriner lehren, daß Caesar immer siegte? Daß jeder tote Legionär mit schrecklichen Leiden bezahlt werden mußte?
    Er beschloß, nicht zurückzuweichen, sondern bis zu den Salzmarschen an der Küste weiterzuziehen, allerdings nicht auf einem schmalen, von alten Eichen überhangenen Weg, an dem sich die belgischen Horden wunderbar verstecken konnten. Nein, er würde mit seinen Truppen auf einer breiten, sicheren Straße in hellem Sonnenschein vorrücken.
    »Die Moriner sind Druiden, Männer!« rief er vor den angetretenen Soldaten. »Sie glauben, daß jeder Baum einen animus hat — einen Geist, eine Seele! Und der Geist welchen Baumes ist der heiligste? Nemer! Die Eiche! Welcher Baum wächst in ihren Tempelhainen, den nemeton? Nemer! Die Eiche! Auf welchen Baum klettert weißgewandet der Hohepriester der Druiden, um mit seiner goldenen Sichel Mistelzweige zu ernten?

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