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MoR 05 - Rubikon

Titel: MoR 05 - Rubikon Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Colleen McCullough
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ganz offensichtlich in sie verknallt, stürzte zu ihr und kniete sich hin.
    Die Rothaarige beobachtete die Szene, und Caesar beobachtete die Rothaarige. Sie war eine Frau, wie er sie noch nie gesehen hatte! Groß und kräftig und zugleich schlank und weiblich, zwischen mächtigen Brüsten und Hüften eine schmale, mit einem goldenen Gürtel gegürtete Taille und lange Beine. Doch am meisten faszinierten ihn ihre Haare. Sie ergossen sich in feurigen Strömen über die Schultern und den Rücken hinab bis unter die Knie, dick und reich und von einem eigenen Leben beseelt. Die meisten Gallierinnen hatten schöne Haare, doch nicht entfernt so dicke und glänzende wie diese Frau.
    »Du bist Helvetierin?« fragte er.
    Sie fuhr herum und schien plötzlich mehr zu sehen als eine purpurgeränderte Toga. »Du bist Caesar?«
    »Ja. Aber du hast meine Frage nicht beantwortet.«
    »Mein Vater war König Orgetorix.«
    »Ach so. Er brachte sich um, bevor die Helvetier loszogen.«
    »Man zwang ihn dazu.«
    »Heißt das, du wirst zu deinem Volk zurückkehren?«
    »Das kann ich nicht.«
    »Warum nicht?«
    »Ich bin eine geschiedene Frau. Niemand will mich haben.«
    »Das erklärt die Schläge.«
    »Er hat mir Unrecht getan! Ich habe das nicht verdient!«
    Dumnorix hatte der jungen Frau inzwischen aufgeholfen und den Arm um ihre Hüfte gelegt. »Verschwinde aus meinem Haus!« brüllte er die Rothaarige an.
    »Erst, wenn du mir meine Mitgift zurückgibst!«
    »Ich habe mich von dir scheiden lassen, deshalb darf ich sie behalten!«
    »Dumnorix«, drängte Caesar freundlich, »du bist doch reich, du brauchst ihre Mitgift nicht. Die Dame sagt, sie könne nicht zu ihrem Volk zurück, deshalb mußt du ihr wenigstens ermöglichen, daß sie anderswo standesgemäß leben kann.« Er wandte sich an die Rothaarige. »Wieviel schuldet er dir?«
    »Zweihundert Kühe, zwei Bullen, fünfhundert Schafe, mein Bett samt Bettzeug, meinen Tisch, meinen Stuhl, meinen Schmuck, mein Pferd, meine Diener und eintausend Goldstücke«, zählte sie auf.
    »Du gibst ihr die Mitgift zurück, Dumnorix«, sagte Caesar in einem Ton, der keinen Widerspruch zuließ. »Ich begleite sie nach Gallia Narbonensis und bringe sie irgendwo unter, wo sie weit von den Haeduern entfernt ist.«
    Dumnorix schien unschlüssig. »Ich möchte dir keine Umstände machen, Caesar!«
    »Das machst du nicht, bestimmt nicht. Ich war sowieso auf dem Weg dorthin.«
    Und so wurde es beschlossen. Caesar verließ das Land der Haeduer in Begleitung von zweihundert Kühen, zwei Bullen, fünfhundert Schafen, einer Wagenladung Möbel und Kisten, einer kleinen Schar Sklaven und der Rothaarigen auf ihrem feurigen italischen Roß.
    Was Caesars Gefolgsmänner von diesem Aufzug hielten, sagten sie nicht, dankbar dafür, daß der Feldherr wenigstens diesmal nicht bei vollem Galopp von einem schwankenden Einspänner aus zwei Sekretären Briefe diktierte. Statt dessen trabte er gemächlich neben der Dame her und unterhielt sich den ganzen Weg von Matisco bis Arausio mit ihr. Dort ließ er Land kaufen, auf dem zweihundert Kühe, zwei Bullen und fünfhundert Schafe weiden konnten, und brachte die Rothaarige samt ihrer Dienerschaft in dem dazugehörigen, geräumigen Haus unter.
    »Aber ich habe keinen Ehemann, der mich beschützen kann!« sagte sie.
    »Brauchst du auch nicht!« sagte er lachend. »Dies ist eine römische Provinz, sie gehört Rom. Glaubst du nicht, daß hier alle wissen, wer dich hergebracht hat? Ich bin hier Statthalter. Niemand wird dich belästigen, im Gegenteil, alle werden dir ihre Hilfe andienen. Du wirst mit Hilfsangeboten geradezu überschwemmt werden.«
    »Ich gehöre dir.«
    »Das werden sie glauben, sicher.«
    Unterwegs hatte die Rothaarige noch mehr gezürnt und gewütet als gelächelt, doch jetzt lächelte sie, und ihr breiter Mund zeigte makellose Zähne. »Und was glaubst du?«
    »Ich würde deine Haare gern als Toga verwenden.«
    »Ich kämme sie.«
    »Nein, wasche sie.« Er bestieg sein Pferd. »Deshalb habe ich dafür gesorgt, daß dein Haus eine richtige Badewanne hat. Lerne sie täglich zu gebrauchen. Dann bis Frühjahr, Rhiannon.«
    Sie runzelte die Stirn. »Rhiannon? So heiße ich nicht, Caesar. Du weißt doch, wie ich heiße.«
    »Zu viele x für meine Zunge. Rhiannon.«
    »Was bedeutet das?«
    »Betrogene Frau. Also.«
    Er gab seinem Pferd die Sporen und trabte weg, doch im Frühjahr kam er wieder, wie er versprochen hatte.
    Was Dumnorix empfand, als seine Frau in Caesars

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