MoR 05 - Rubikon
klein, die des Pompeius, der sechstausend Mann verloren hatte, hätten weitaus schlimmer sein können.
»Sie haben es so gewollt!« sagte er traurig zu Antonius, Publius Sulla, Calvinus und Calenus, als die Männer begannen, das Schlachtfeld aufzuräumen. »Nach all meinen großen Taten hätten sie mich verurteilt, wenn ich nicht bei meinen Soldaten Hilfe gesucht hätte.«
»Tüchtige Männer!« sagte Antonius liebevoll.
»Das waren sie immer«, bestätigte Caesar. Dann verzog er den Mund. »Außer den Männern der Neunten.«
Der Großteil der pompeianischen Armee war geflohen, und Caesar machte sich nicht die Mühe, sie zu verfolgen. Bei Sonnenuntergang fand er endlich Zeit, Pompeius’ Lager zu inspizieren.
»Bei den Göttern!« stieß er hervor. »Waren sie sich ihres Sieges denn so sicher?«
Alle Zelte, auch die der einfachen Soldaten, waren geschmückt. Offenbar hatte eine große Feier stattfinden sollen, denn es gab bergeweise Gemüse, Fische, die am Morgen frisch von der Küste gebracht worden sein mußten und die man vor der Schlacht noch in den Schatten gelegt hatte, Hunderte von frisch geschlachteten Lämmern, Stapel von Broten, große Kessel mit Eintopf, Amphoren mit in Öl und Knoblauch eingelegten Kichererbsen und gemahlenen Sesamkörnern, ellenlange Würste, Wannen mit Oliven, außerdem die verschiedensten Käse und vor Honig tropfende Kuchen.
Caesar wandte sich an den jungen Legaten Gaius Asinius Pollio. »Pollio, es hat keinen Wert, das ganze Essen in unser Lager hinüberzutragen. Rufe die Männer her, sie sollen hier ein Siegesfest feiern, das unsere Gegner für sie ausgerichtet haben. Aber es muß noch heute abend sein, denn morgen wird das meiste Essen schon verdorben sein, und ich will keine kranken Soldaten.«
Die Zelte der Legaten des Pompeius waren noch entlarvender.
Kopfschüttelnd stand Caesar in dem des Lentulus Crus. »Hier sieht es aus wie in einem Palast. Kein Wunder, daß er sich nicht die Mühe gemacht hat, die Schatzkammern zu leeren — man könnte annehmen, daß er sie schon längst für sich selbst geplündert hat.«
Überall lagen goldene Teller, die Sofas waren mit Purpurstoff aus Tyrus überzogen, die Kissen mit Perlen bestickt, die Ecktische aus unbezahlbarem Zitronenholz gearbeitet. In Crus’ Schlafgemach stand eine gewaltige Badewanne aus kostbarem rotem Marmor, deren Füße in Löwenpranken endeten. In der Küche, einem offenen Bereich hinter dem Zelt, standen Fässer voller Schnee, in denen erlesene Fische und Krustentiere lagerten — Garnelen, Seeigel, Austern und Meeräschen; weitere schneegefüllte Fässer enthielten verschiedene Kleinvögel, mit Kräutern gewürzte Würste und Lebern und Nieren von Lämmern. Daneben standen Töpfe mit Soßen bereit, die nur noch warm gemacht zu werden brauchten.
»Mmm!« Caesar leckte sich die Lippen. »Hier werden wir also heute abend feiern! Endlich kannst du nach Herzenslust essen und trinken, Antonius! Aber«, fügte er lachend hinzu, »morgen abend gibt es wieder das Übliche. Ich nehme an, Crus hat den Schnee vom Olymp herbringen lassen.«
Anschließend begab Caesar sich nur in Begleitung von Calvinus ins Feldherrnzelt, um die dort entdeckten Truhen mit Briefen und Dokumenten zu untersuchen.
»Pompeius hat die Briefe seines Gegners verbrannt, damals in Osca, nach Sertorius’ Tod. Aber wer sie nicht zuerst liest, ist ein Narr.«
»Wirst du die Papiere verbrennen?«
»Natürlich! In aller Öffentlichkeit, wie Pompeius damals. Aber zuerst sichte ich sie. Wir machen das systematisch. Ich werfe einen ersten Blick darauf, und wenn etwas dabei ist, das sich ausführlich zu lesen lohnt, gebe ich es dir.«
Unter den interessanten Papieren fanden sie auch das Testament des verstorbenen Königs Ptolemaios Auletes von Ägypten.
»Sieh mal einer an!« sagte Caesar nachdenklich. »Ich glaube, dieses Dokument sollte ich nicht dem Feuer opfern, es könnte mir in der Zukunft noch nützlich sein.«
Am nächsten Morgen erwachte das Lager erst spät. Auch Caesar, der bis in den frühen Morgen hinein Dokumente gesichtet hatte, stand spät auf.
Während die Legionäre die Leichen der Gefallenen verbrannten und andere Arbeiten verrichteten, die ein Sieg mit sich brachte, ritten Caesar und seine Legaten nach Larissa. Dort trafen sie auf einen großen Teil der römischen Truppen des Pompeius, dreiundzwanzigtausend Männer, die um Gnade baten — eine Gnade, die Caesar ihnen auch gerne gewährte. Außerdem bot er ihnen an, in seinen
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