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MoR 05 - Rubikon

Titel: MoR 05 - Rubikon Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Colleen McCullough
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stürzten alle zwölf Tiere heraus, und das Opfertier konnte erst nach einer wilden Hetzjagd schmutzig und erschöpft wieder eingefangen und geopfert werden. Ein schlechtes Omen! Die Soldaten waren nervös geworden, und Pompeius hatte nach dem Opfer seine liebe Mühe, sie wieder zu beruhigen: Die Leber des Opfertieres sei ausgezeichnet gewesen wie überhaupt alles, also kein Grund zur Aufregung!
    Doch dann passierte etwas noch Schlimmeres. Während die Männer immer noch unruhig nach Osten auf Caesars Lager sahen, schoß auf einmal ein gleißender Feuerball mit einem langen Schweif über den dunkelblauen Himmel. Er kam immer näher, fiel aber nicht auf Caesars Lager, was natürlich ein gutes Omen gewesen wäre, sondern verschwand jenseits davon im Dunkel. Erneut kam Unruhe auf, und diesmal konnte Pompeius sie nicht zerstreuen.
    In sein Schicksal ergeben, ging er schließlich zu Bett. Was immer der morgige Tag bringen mochte, es würde letztlich zu seinem Guten sein. War ein solcher Feuerball denn ein schlechtes Omen? Vielleicht hatte er bei den Etruskern, die im Unterschied zu den Römern alle möglichen Erscheinungen deuteten, ja als gutes Omen gegolten.
    In der Nacht brach ein Gewitter los, und der Donner schreckte ihn aus dem Schlaf. Der Traum, den er soeben geträumt hatte, stand ihm noch lebhaft vor Augen. Er war im Tempel der Venus Victrix in seinem Theater gewesen; die Statue der Venus hatte Julias Gesicht und ihren schlanken Körper. Er hatte den Raum mit Beutestücken seiner Schlachten geschmückt, und auf den Rängen des Theaters hatten die Menschen begeistert applaudiert. Ein gutes Omen! Doch stammten die Beutestücke von ihm selbst und seinen Mitstreitern: sein prächtiger Silberpanzer, auf dem der Sieg der Götter über die Titanen abgebildet war, Faustus Sullas Locke von der rotgoldenen Haarpracht seines Vaters, Scipios Helm, der einst dessen Vorfahren Scipio Africanus gehört hatte und immer noch dieselben mottenzerfressenen, ausgebleichten Reiherfedern als Helmbusch trug, und schließlich die entsetzlichste aller Trophäen, Ahenobarbus’ glänzender und blumenbekränzter kahler Schädel, aufgespießt auf einem germanischen Speer.
    Pompeius wurde abwechselnd heiß und kalt. Er legte sich wieder hin, schloß die Augen vor den gleißend hellen Blitzen draußen und lauschte, wie der Donner über die Hügel hinter dem Lager rollte. Erst als sintflutartig der Regen einsetzte und auf das Zeltdach prasselte, fiel er wieder in einen unruhigen Schlaf, der freilich immer wieder von Bildern seines schrecklichen Traumes gestört wurde.

    Als der Morgen anbrach, war es windstill und neblig. In Caesars Lager herrschte rührige Betriebsamkeit. Maultiere wurden beladen, Wagen angeschirrt, und alle machten sich marschbereit.
    »Er wird nicht angreifen!« hatte Caesar gerufen, als er Marcus Antonius eine Stunde vor Tagesanbruch geweckt hatte. »Nach diesem Regen ist der Fluß reißend und der Boden morastig, und die Soldaten sind naß. Der gute alte Pompeius wird schon einen Vorwand finden. Wir ziehen nach Scotussa, Antonius, bevor Pompeius uns daran hindern kann. Bei den Göttern, er ist eine Schnecke! Kann ihn denn nichts, aber auch gar nichts zur Schlacht verleiten?«
    Pompeius’ Lager war durch den dichten, grauen Nebel nicht zu sehen. Eifrig rissen die Legionäre weiter die Pfähle des Lagers heraus.
    Plötzlich galoppierte ein haeduischer Kundschafter zu dem Beobachtungsposten, von dem aus Caesar den geordneten, lautlosen Abzug seiner neun Legionen und tausend Reiter überwachte.
    »Feldherr!« keuchte der Mann und sprang vom Pferd. »Pompeius hat das Lager verlassen und stellt seine Truppen auf — in Schlachtordnung! Es sieht tatsächlich so aus, als wolle er kämpfen.«
    »Cacat!« entfuhr es Caesar. Doch dann sprudelten die Befehle aus seinem Mund wie ein Sturzbach.
    »Calenus, die Leute vom Troß sollen alle Tiere ans hintere Ende des Lagers bringen, und zwar doppelt so schnell wie sonst! Sabinus, die Legionäre sollen den vorderen Wall einreißen und den Schanzgraben auffüllen, aber schneller, als die capite censi die Tribünen im Circus füllen können! Antonius, die Reiter sollen sich zum Kampf bereitmachen! Und ihr anderen, ihr stellt die Legionen auf wie besprochen! Wir kämpfen genau nach Plan!«
    Als der Nebel sich hob, stand Caesars Armee kampfbereit auf der Ebene, als sei von einem Abmarsch nie die Rede gewesen.
    Pompeius hatte seine Truppen in einer eineinhalb Meilen langen Linie zwischen Fluß

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