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MoR 05 - Rubikon

Titel: MoR 05 - Rubikon Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Colleen McCullough
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Rücken.
    Pompeius antwortete nicht und bewegte sich nicht.
    »Du mußt aufstehen, Pompeius!« rief Lentulus Spinther. »Es ist vorbei, wir sind besiegt.«
    »Caesar wird bald in das Lager eindringen, du mußt fliehen!« krächzte Lentulus Crus zitternd.
    Pompeius ließ die Hände sinken und hob den Kopf. »Wohin soll ich denn fliehen?« fragte er teilnahmslos.
    »Das weiß ich nicht! Irgendwohin! Pompeius, bitte, komm mit!« Lentulus Crus’ Stimme klang flehend.
    Pompeius sah, daß die drei sich wie griechische Händler gekleidet hatten — in Chiton, Chlamys, breitkrempigen Hut und knöchellange Stiefel. »So?« fragte er. »Warum verkleidet?«
    »Zur Vorsicht«, sagte Favonius, der eine weitere Garnitur griechischer Kleidungsstücke in der Hand hielt. »Steh auf, Pompeius, ich helfe dir aus deiner Rüstung, und dann ziehst du das hier an.«
    Pompeius stand auf, und aus dem römischen Feldherrn wurde ein griechischer Händler. Währenddessen starrte er benommen vor sich hin. Dann kam er wieder zu sich, kicherte und folgte den anderen aus dem Zelt.
    Auf ihren Pferden verließen sie das Lager durch das Tor, das der Straße nach Larissa am nächsten lag. Larissa war nur dreißig Meilen entfernt und somit nahe genug, um die Pferde nicht wechseln zu müssen. Als sie durch das scotussische Tor ritten, waren die Pferde freilich schweißbedeckt.
    Die Kunde von Caesars Sieg bei Pharsalus war ihnen bereits vorausgeeilt. Die Einwohner Larissas, überzeugte Anhänger des Pompeius, drängten sich auf den Straßen und fragten, was jetzt mit ihnen geschehen würde.
    »Caesar wird euch nichts tun«, beschwichtigte sie Pompeius, als er auf der Agora abstieg und den Hut abnahm. »Geht wieder an eure Geschäfte. Caesar wird Gnade walten lassen.«
    Natürlich wurde er erkannt, aber, den Göttern sei Dank, nicht für die Niederlage geschmäht. Was hatte er damals auf der Straße nach Beneventum zu Sulla gesagt? Damals, als er so betrunken gewesen war? Daß die Menschen lieber die aufgehende Sonne anbeten als die untergehende.. . Ja, das hatte er gesagt. Caesars Sonne war am Aufgehen, seine war untergegangen.
    Dreißig galatische Reiter scharten sich um Pompeius und seine Begleiter und boten an, sie zu begleiten, wohin sie wollten, vorausgesetzt allerdings, es ging nach Osten, in Richtung Galatien.
    Die Reiter waren alle Gallier, hauptsächlich Treverer, die in der langen Abwesenheit von der Heimat etwas Griechisch gelernt hatten — ein Teil jener tausend Männer, die Caesar damals Deiotarus geschenkt hatte, um sie nicht umbringen zu müssen, um gleichzeitig aber auch sicherzustellen, daß sie nicht gegen ihn aufbegehren würden.
    Mit neuen Pferden und in Begleitung der Reiter verließen Pompeius, Favonius und die beiden Lentuli Larissa durch das thessalonische Tor. Als sie den Peneus erreichten, fanden sie an dessen Ufer ein Boot vor, das mit Gemüse zum Markt in Dium unterwegs war. Der Kapitän bot an, die vier Flüchtlinge bis dort mitzunehmen. Pompeius und seine Kollegen verabschiedeten sich von den gallischen Reitern und gingen an Bord.
    »Gut gemacht!« bemerkte Lentulus Spinther, der sich offenbar schneller von der Katastrophe erholte als die anderen. »Caesar hält bestimmt auf der Straße nach Thessalonike nach uns Ausschau. Auf einem Schiff mit Gemüse wird er uns nicht vermuten.«
    Die vier hatten auch in Dium Glück, das nur wenige Meilen von der Mündung des Peneus entfernt an der Küste lag: Dort ankerte ein römisches Handelsschiff unter einem römischen Kapitän namens Marcus Peticius, der gerade eine Ladung Hirse und Kichererbsen gelöscht hatte.
    »Ich weiß schon, wer du bist!« sagte er und schüttelte Pompeius freundlich die Hand. »Wohin willst du?«
    Wie sich herausstellte, hatte Lentulus Crus wenigstens einmal etwas Richtiges getan: Bevor er das Lager verlassen hatte, hatte er jeden Denar und jeden Sesterz eingesteckt, den er finden konnte. Vielleicht hatte er wiedergutmachen wollen, daß er damals vergessen hatte, Roms Schatzkammern zu leeren. »Nenne uns deinen Preis, Marcus Peticius«, sagte er jetzt stolz. Und an Pompeius gewandt: »Wohin, Pompeius?«
    »Nach Amphipolis« sagte Pompeius. Der Name war ihm zuerst eingefallen.
    »Eine gute Wahl!« meinte Peticius erfreut. »Von dort wollte ich sowieso eine Ladung Ebereschen mitnehmen; sie sind in Aquileia so schwer zu bekommen.«
    Für Caesar, den Sieger von Pharsalus, war der neunte Tag des Sextilis ein Tag wechselvoller Gefühle. Seine eigenen Verluste waren

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