MoR 05 - Rubikon
und Hügelland aufgestellt. Die Soldaten sahen nach Osten, was bedeutete, daß sie die aufgehende Sonne gegen sich hatten. Den linken Flügel bildete eine große Abteilung Reiter, den rechten eine kleinere Schar.
Caesars Armee war zwar kleiner, aber er verteilte die Legionäre so, daß die von der Zehnten rechts den pompeianischen Bogenschützen und Schleuderern und einem Teil von Labienus’ Reiterei gegenüberstanden. Nach links schlossen sich daran an die Siebte, die Dreizehnte, die Elfte, die Zwölfte, die Sechste, die Achte und die Neunte. Die Vierzehnte, die in Äginium von zehn auf acht Kohorten ausgedünnt worden war, postierte er auf dem rechten Flügel hinter den tausend germanischen Reitern; die Legionäre der Vierzehnten waren statt mit den üblichen Speeren mit langen Stangen mit Widerhaken bewaffnet. Der linke Flügel am Fluß mußte ohne Verstärkung durch Reiter auskommen. Die Befehlshaber der einzelnen Abteilungen waren der tüchtige Publius Sulla auf dem rechten Flügel, Calvinus in der Mitte und Marcus Antonius auf dem linken Flügel. Reservetruppen hatte Caesar keine.
Auf einer Anhöhe hinter den acht Kohorten der Vierzehnten mit den langen Stangen saß Caesar wie gewohnt auf seinem Pferd, seine Haltung aufrecht und entspannt. Legionäre, die sich umdrehten, sollten sehen, daß ihr Feldherr keinen Zweifel an ihrem Sieg hatte.
Pompeius war ein Narr! Er hatte offenbar Labienus die Schlacht planen lassen und alles auf drei unsichere Annahmen gesetzt — daß seine Reiterei Caesars rechte Flanke umfassen und sein Heer von hinten aufrollen könnte, daß seine Soldaten Caesars Männer zurückschlagen könnten und daß er sie erschöpfen könnte, indem er sie den ganzen Weg zu sich rennen ließ. Caesar sah zu Pompeius hinüber, der ihm genau gegenüber hinter den Schleuderern und Bogenschützen auf seinem Schimmel saß. Pompeius tat ihm leid, denn er würde diese Schlacht, die entscheidende, nicht gewinnen!
Caesars eigener Schlachtplan war drei Tage zuvor in allen Einzelheiten aufgestellt und seitdem jeden Tag überarbeitet worden. Als Labienus’ Reiter angriffen, blieben Pompeius’ Legionäre noch stehen. Dafür griffen Caesars Legionäre an. Auf halber Strecke pausierten sie, um Atem zu schöpfen, dann stürzten sie sich mit großer Wucht auf ihre Gegner. Die tausend germanischen Reiter auf Caesars rechtem Flügel fielen vor Labienus’ Angriff zurück, ohne ernsthaft zu kämpfen. Labienus verschwendete keine Zeit auf ihre Verfolgung, sondern ließ wenden, als er am hinteren Ende der Zehnten angekommen war — und ritt direkt in einen Wald langer, eisenbewehrter Stangen, welche die Legionäre der Vierzehnten, die diese Technik drei Tage lang geübt hatten, den Galatem und Kappadokem ins Gesicht stießen. Genau wie die Phalanx der alten Griechen, dachte Labienus verwirrt. Unter seinen Reitern brach Chaos aus, und das war das Signal für die Germanen, wie die Wölfe über sie herzufallen, und das Signal für die Zehnte, seitlich auszubrechen, die Bogenschützen und Schleuderer niederzumetzeln und dann Labienus’ zersprengten Reitern den Rest zu geben. Pferde gingen wiehernd zu Boden, Reiter stürzten schreiend aus dem Sattel, und überall herrschten nur noch Panik und Schrecken.
Auch anderswo war das Durcheinander vollkommen. Als Pompeius’ ausländische Hilfstruppen sahen, daß die Reiterei zurückgeschlagen wurde, traten sie die Flucht an. Die meisten Legionäre von Pompeius’ römischen Legionen kämpften tapfer weiter, die achtzehn Kohorten auf dem rechten Flügel am Fluß dagegen flohen ebenfalls. Nach einer knappen Stunde war alles vorbei.
Pompeius ritt vom Schlachtfeld, sobald er erkannte, daß die Schlacht verloren war. Er verwünschte Labienus, der Caesars Soldaten als unerfahrene Rekruten verspottet hatte! Ganz im Gegenteil, Caesar hatte erfahrene Soldaten, die sich auf ihr blutiges Geschäft verstanden! Pompeius hatte also doch recht gehabt und seine Legaten unrecht! Was wollte Labienus noch auf dem Schlachtfeld? Keiner konnte Caesar in der Schlacht besiegen! Caesar war in jeder Beziehung überlegen.
Pompeius ritt ins Lager zurück, ging in sein Zelt und setzte sich hin, den Kopf schwer in die Hände gestützt. Aus, vorbei! Er weinte nicht, nein, die Zeit der Tränen war endgültig vorüber.
In dieser Haltung saß er noch da, als Marcus Favonius, Lentulus Spinther und Lentulus Crus eintraten.
»Steh auf, Pompeius!« Favonius trat zu ihm und legte ihm die Hand auf den
Weitere Kostenlose Bücher