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MoR 05 - Rubikon

Titel: MoR 05 - Rubikon Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Colleen McCullough
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ein eisgrauer Veteran, der auf einem Auge erblindet war. »Nach dem Unfall mit Bibulus’ Söhnen war die Ruhe dann vorbei — das weißt du ja sicher. Die Legionäre kamen wieder nach Antiochia, die Anführer wurden hingerichtet. Die anderen Zenturionen wollte General Achillas unbedingt behalten. Jetzt bin also primus pilus in einer Legion von Juden.«
    Die Fahrt dauerte lange. Pompeius und Septimius plauderten eine Weile, dann fiel Pompeius die Rede ein, die er in mühevoller Arbeit ausgearbeitet hatte. Eine blumige Ansprache an einen zwölfjährigen Jungen zu halten, und das Ganze auch noch auf Griechisch, war nicht einfach. Er drehte sich um.
    »Philippus, gib mir bitte meine Rede.«
    Philippus reichte ihm die Rolle. Pompeius machte sie auf und beugte sich darüber.
    Dann waren sie plötzlich, ohne daß er es bemerkt hatte, am Strand angekommen.
    »Hoffentlich mache ich mir die Schuhe nicht schmutzig!« sagte er lachend zu Septimius.
    Doch die Ruderer trieben das Boot geschickt über das schmutzige, verschlammte Wasser am Ufer, bis es knirschend mit dem Bug über den trockenen Sand fuhr.
    »Wunderbar!« sagte er zu sich selbst, merkwürdig glücklich. Die Nacht mit Cornelia war von Lust erfüllt gewesen, es würden ihr noch viele lustvolle Nächte folgen, und er freute sich auf Serica, auf ein neues Leben, in dem er exotischen Menschen die Tricks alter römischer Soldaten beibringen würde. Er hatte gehört, daß es dort Menschen gab, denen der Kopf aus der Brust wuchs, Menschen mit zwei Köpfen, Menschen mit einem Auge und Seeschlangen.
    Caesar sollte ruhig den Westen behalten! Er, Pompeius, zog nach Osten — nach Serica und in die Freiheit. Was wußte man in Serica schon von Piceruim oder Rom? Ein Mann aus Picenum galt dort genausoviel wie ein Julier oder Cornelier!
    Etwas riß an ihm, knirschte und brach. Er war schon halb aus dem Boot gestiegen, als er sich umdrehte und Lucius Septimius direkt hinter sich sah. Eine warme Flüssigkeit lief an seinen Beinen hinunter, und für einen Augenblick glaubte er, er habe uriniert, doch dann drang ein unverwechselbarer Geruch in seine Nase: Blut. Sein Blut? Aber er spürte nichts! Seine Beine gaben nach, und er stürzte zu Boden. Was war mit ihm geschehen? Septimius drehte ihn auf den Rücken, Pompeius spürte ihn mehr, als daß er ihn sah, und dann sah er undeutlich ein Schwert über seiner Brust.
    Er war ein adliger Römer! Sie durften sein Gesicht nicht sehen, wenn er starb. Sie durften auch jenen Teil seines Körpers nicht sehen, der ihn zum Mann machte. Er mußte wie ein adliger Römer sterben! Mit letzter Kraft zerrte Pompeius mit einer Hand seine Toga über die Hüfte, mit der anderen eine Falte des Stoffes über sein Gesicht. Mit einem kraftvollen Stoß drang die Klinge in seine Brust. Er bewegte sich nicht mehr.
    Achillas hatte die beiden Zenturionen von hinten angegriffen, doch zwei Männer auf einmal zu töten, war schwierig. Es kam zum Kampf. Die Ruderer eilten ihm zu Hilfe. Philippus und der Sklave saßen wie erstarrt auf ihren Plätzen, doch als sie erkannten, daß auch sie sterben würden, fuhren sie hoch, sprangen aus dem Boot und rannten davon.
    »Ich renne ihnen nach!« rief Septimius.
    »Zwei blöden Griechen? Was können die ausrichten?« Achillas winkte ein paar Sklaven heran, die mit einem großen irdenen Topf in der Nähe warteten. Sie hoben den Topf, der sehr schwer zu sein schien, und kamen her.
    Septimius hatte inzwischen die Toga von Pompeius’ Gesicht gezogen. Es war nicht verletzt und trug einen friedlichen Ausdruck. Er stach mit der Spitze seines blutigen Schwertes in den Kragen der Tunika mit dem breiten Purpurstreifen auf der rechten Schulter und schlitzte sie bis zur Hüfte auf. Der zweite Stoß war tödlich gewesen, er hatte Pompeius ins Herz getroffen.
    »So, wie er daliegt, kann ich ihn nicht enthaupten«, sagte der Zenturio. »Ich brauche einen Holzklotz.«
    Ein Holzklotz wurde beschafft, Septimius legte Pompeius darüber, hob das Schwert und ließ es auf Pompeius’ Nacken niedersausen. Es war ein glatter, sauberer Schnitt. Pompeius’ Kopf rollte ein Stück über den Boden, sein Körper glitt in den Schlamm.
    »Daß ausgerechnet ich ihn einmal töten würde, komisch... Er war ein guter Feldherr, aber lebendig würde er mir auch nichts nützen. Soll ich seinen Kopf in den Topf legen?«
    Achillas nickte, durch Pompeius’ Tod mehr erschüttert als der römische Zenturio. Als Septimius den Kopf an den silbergrauen Haaren packte, sah

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