Morag und der magische Kristall
Aus Berties Gesicht wich alle Farbe.
»Was ist ein Klappdämon?«, erkundigte Morag sich, die sich jetzt um ihre eigene Sicherheit und die Sicherheit ihrer neuen Freunde sorgte. Der Name dieser neuen Kreatur hörte sich definitiv nicht gut an.
»Ein Klappdämon …«, begann Bertie.
»… bedeutet Ärger«, beendete Shona seinen Satz. »Ihr müsst ihn finden und töten«, sagte sie zu dem Dodo. »Bevor er abhaut!«
»Ihn töten?«, fragte Morag, die den Gedanken hasste, irgendetwas zu töten. »Aber warum?«
»Weil er es verraten wird«, sagte Bertie schlicht, während er grimmig Ausschau hielt. Er legte den Kopf zur Seite und lauschte. Dann begann er, auf dem Hügel hin und her zu laufen, wobei er einen Mondstein hoch über den Kopf hielt, um so viel Licht wie möglich zu haben.
»Ich verstehe nicht. Wem wird er es verraten? Was wird er verraten?«, fragte Morag.
»Meine liebe Morag«, antwortete Bertie, der von der Anstrengung seiner Suche leicht atemlos war. »Wenn wir ihn nicht finden und töten, wird er zu Devlish zurückkehren und ihm verraten, was hier geschehen ist. Und dann wird Devlish uns finden und uns alle zu Stein verwandeln – oder in etwas viel Schlimmeres! Wir dürfen ihn nicht entwischen lassen. Jetzt komm mit, und hilf, ihn zu finden, bevor es zu spät ist!«
Kapitel 6
Shona war noch immer zu schwach, um ihnen bei der Jagd zu helfen, daher ruhte sie sich auf dem Hügel aus, während Morag, Bertie und Aldiss die umliegenden Sanddünen absuchten.
Morag hatte keine Ahnung, nach was für einer Art von Kreatur sie Ausschau halten sollte, verfolgte den schwer fassbaren Klappdämon aber dennoch zusammen mit ihren beiden Freunden weiter. Nach ungefähr einer halben Stunde verzweifelten Suchens gab das Trio schließlich auf.
»Es hat keinen Sinn«, sagte Bertie angstvoll. »Er ist fort. Oje, oje, oje. Das ist nicht gut. Montgomery wird furchtbar wütend sein. Er hat mir eigens aufgetragen, Shona zu befreien, ohne Devlish darauf aufmerksam zu machen, und jetzt habe ich ihn enttäuscht. Was soll ich nur tun?«
Er warf sich in das Dünengras und schob den Kopf unter seinen Flügel. Morag konnte leises, gedämpftes Schluchzen unter den Federn hören. Sie verstand nicht, warum Bertie derart außer sich war.
»Vielleicht ist es ja gar nicht so schlimm«, meinte sie, während sie sich neben ihn setzte. Sie legte einen Arm um seine Schultern und spürte das Zittern des Dodos. »Vielleicht war es doch kein Klappdämon und wir haben keinen Grund zur Sorge.«
»Es war ein Klappdämon«, erwiderte Aldiss. »Es gibt nichts, was so schrecklich und so muffig und so widerlich riecht wie ein Klappdämon.«
»Er hat recht«, meldete sich Shona zu Wort, die nicht mehr gar so große Angst vor der Ratte zu haben schien. »Es sind grässliche Kreaturen. Schlimmer als Ra… schlimmer als viele Dinge«, korrigierte sie sich hastig. Sie sah schuldbewusst zu Aldiss hinüber, der nicht bemerkt hatte, dass sie um ein Haar »Ratten« gesagt hätte.
Aldiss schauderte. »Yep«, sagte er.
Morag sah Shona an.
»Was sind Klappdämonen überhaupt? So schlimm können sie doch nicht sein, oder?«, fragte sie.
Shona verzog das Gesicht. »Oh doch, das sind sie«, sagte sie. »Ich erinnere mich gut an sie. Sie sind hässliche, affenähnliche Kreaturen mit langen Armen und Beinen. Sie haben zottiges, verfilztes Fell, große Glotzaugen und scharfe Zähne, mit denen sie das Fleisch toter Dinge abreißen, die sie fressen, und je fauliger, umso besser. Sie haben den übelsten Atem auf Erden und große Ohren, mit denen sie Leute belauschen, um Devlish erzählen zu können, was sie gehört haben. Sie interessieren sich für nichts anderes als Gold, und davon gibt ihnen Devlish reichlich, damit sie die Drecksarbeit für ihn erledigen.«
»Gibt es viele Klappdämonen?«, erkundigte Morag sich.
»Es gibt eine Familie von etwa sechzig Klappdämonen, die sich die Meermores nennen und die alle dem Befehl des Großen Pappy Meermore folgen. Früher gab es noch weitere Klappdämonenfamilien, aber die Meermores haben sie getötet und gefressen. Sie sind durch und durch böse, kriechen überall herum und spionieren unschuldige Leute aus.« Shona machte ein angewidertes Gesicht, als sie dies erzählte.
»Warum habe ich dann noch nie einen gesehen?«, wollte Morag wissen, denn sie war davon überzeugt, dass sie sich daran erinnern würde.
»Oh, sie verstehen sich sehr gut darauf, sich zu verstecken«, antwortete Aldiss.
»Hast du nie
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