Morag und der magische Kristall
wurde. Seine Mutter wäre entsetzt, wenn sie hören könnte, was Sie über Ratten sagen«, bemerkte Bertie.
Shona blickte von Bertie zu Morag, von Morag zu Aldiss und schließlich wieder zu Bertie.
»Also schön«, sagte sie zögernd und machte einen unsicheren Schritt auf die drei zu. »Aber nur wenn Sie mir versichern können, dass von ihm absolut keine Gefahr ausgeht.«
»So ist es!«, antworteten Morag und Bertie wie aus einem Mund.
»So ist es!«, sagt Aldiss.
»In Ordnung«, sagte die Drachenfrau. Sehr behutsam tatzelte sie wieder auf die Kuppe des Kliffs zurück und legte sich hin. Die Anstrengung ließ sie zittern.
Sie erholte sich noch immer von dem Zauberbann, unter dem sie so lange gestanden hatte, und war ziemlich erschöpft. Schließlich beruhigte sie sich und konnte über dringendere Dinge nachdenken.
»Was gibt es zum Abendessen?«, fragte sie nach einer Weile.
»Ah, ja!«, antwortete Bertie schnell. Er stöberte in seinem Tornister und förderte ein Glas eingelegter Zwiebeln zutage. Morag zog die Brauen zusammen. Dieses Glas hatte etwas Vertrautes – es stammte aus Jermys und Moiras Keller! Shonas gelbe Augen leuchteten auf und sie leckte sich die Lippen. Drachen lieben eingelegte Zwiebeln. Bertie mühte sich, das Glas mit dem Schnabel zu öffnen, und wurde vor Anstrengung ziemlich rot im Gesicht. Morag hatte Mitleid mit ihm, schnappte sich das Glas, bekam es mit einer schnellen Drehung auf und hielt es der Drachenfrau hin. Shona nahm das Glas vorsichtig entgegen und kippte den gesamten Inhalt mit einem Schwung in ihren Hals.
Während sie die Drachenfrau beim Essen beobachteten, erinnerte Morag sich plötzlich daran, wie hungrig sie selbst war, und ihr Magen knurrte. Sie sah Bertie an.
»Ich nehme nicht an, dass du da sonst noch etwas drinhast, oder?«, fragte sie.
»Was hättest du denn gern?«, antwortete er.
»Was hast du denn?«, sagte Morag.
»Alles, was dein Herz begehrt«, erwiderte er mit einem Lächeln. Morag war verwirrt. Der Tornister war ziemlich klein, daher konnte er unmöglich viele Dinge enthalten. Sie beschloss, frech zu sein und nach etwas zu fragen, das Bertie auf keinen Fall darin haben konnte.
»Ich hätte gern …«, sagte sie, »ein großes Glas heißer Schokolade und einen Teller geröstete Marshmallows.« Sie ließ Bertie nicht aus den Augen, um seine Reaktion zu sehen.
»Kein Problem«, sagte er und schob einen Flügel in die Tasche. Er holte eine dampfende, heiße Schokolade heraus, schnell gefolgt von einem Teller warm gerösteter rosa und weißer Marshmallows. Er reichte sie der erstaunten Morag.
»Wie hast du das gemacht?«, fragte sie mit vor Staunen offenem Mund. Neuer Respekt für Bertie stieg in ihr auf.
»Nun, ganz so einfach ist es nicht«, begann Bertie.
»Doch, ist es wohl!«, unterbrach ihn Aldiss. Hinter ihm zuckte Shona vor Schreck zusammen. Sie fürchtete sich noch immer vor der Ratte, aber Aldiss schien es nicht zu bemerken. »Das ist ein magischer Tornister, jawohl!«, verkündete er. »Es gibt dir jede Art von Essen oder Trinken, die du willst. Schau! Bertie, könntest du mir bitte ein großes Stück Schokoladenkuchen und ein kleines Glas Milch besorgen?«
Bertie, der ein wenig verärgert über Aldiss’ Unterbrechung und die Tatsache war, dass die Ratte jedem sein Geheimnis verraten hatte, schob nichtsdestotrotz einen Flügel in den Tornister und zog ein saftiges Stück Kuchen und ein kleines Glas Milch daraus hervor. Beides reichte er Aldiss, der Kuchen wie Milch gierig verschlang. Die Milch ließ einen weißen Rand um die Schnauze des Rattenmannes zurück und tropfte von seinen Schnurrhaaren, während er zufrieden lächelte.
»Das ist eine fantastische Tasche!«, rief Morag. »Darf ich es auch mal versuchen?« Sie streckte die Hand aus, aber bevor der Dodo Einwände erheben konnte, wurden sie von einem Rascheln in dem langen Gras auf den Sanddünen hinter ihnen gestört. Die magische Blase, die sie zuvor umgeben hatte, war geplatzt, und sie konnten die Geräusche der Wellen und des Windes um sie herum wieder hören.
»Was ist das?«, fragte Aldiss erschrocken. Seine Schnurrhaare zitterten vor Furcht. Er schnupperte lange und gründlich. »Oh nein!« Seine Augen weiteten sich entsetzt.
Bertie lief zu ihm hinüber. »Was? Was?«, fragte er bestürzt.
Aldiss sah seinen Freund mit echter Furcht in seinen kleinen schwarzen Augen an. »Ich rieche einen … einen … Klappdämon!«, quiekte er und brachte sich hinter Morag in Sicherheit.
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