Morag und der magische Kristall
zur U-Bahn zu finden. Shona beobachtete ihn ungeduldig, ihre gelben Augen glitzerten im Licht der vielen Mondsteine, die die Höhle säumten.
»Oh, beeil dich, Bertie!«, rief sie ungehalten. »Mir wird es langsam ein wenig eng hier drin.« Sie verlagerte ihr Gewicht von einem Bein auf das andere und streckte die Vorderbeine aus, um ihm zu zeigen, was sie meinte. Ihre Schuppen klickten leise, wenn sie sich bewegte. Bertie nickte.
»Lass mich nachdenken, lass mich nachdenken«, murmelte er vor sich hin.
»Aldiss, kannst du ihm nicht zur Hand gehen?«, fragte Morag den kleinen Ratterich zu ihren Füßen. Seine Schnurrhaare zuckten.
»Nein, aber ich kann ihm zur Pfote gehen!«, erwiderte er mit einem Kichern und huschte zu Bertie hinüber, der sich am Kopf kratzte. »Du brauchst meine Hilfe, Bertie?«, fragte er.
»Hm, ich weiß nicht, ob du mir helfen kannst. Ich bin mir sicher, dass er hier irgendwo sein muss …«
»Wer soll hier irgendwo sein?«, fragten Aldiss und Morag wie aus einem Mund.
»Der Türgriff«, sagte Bertie bekümmert. »Er ist definitiv irgendwo an der Wand, aber ich kann ihn einfach nicht finden.«
»Wie sieht er denn aus?«, wollte Morag wissen und schaute sich um. Sie erwartete, einen glänzenden Messingtürgriff aus der Wand ragen zu sehen. Es war keiner da, nur Gestein und noch mehr Staub.
»Hm, es ist ein Türgriff wie jeder andere«, begann Bertie. »Nur dass er aus Stein gemacht ist wie der Rest dieser Höhle.« Er klopfte an die Wand vor ihm. »Er ist rund, wie ein altmodischer Türknauf, aber er lässt sich nicht drehen. Man drückt ihn und die Geheimtür öffnet sich.«
Er lehnte sich an die Wand. »Oh«, sagte er verzweifelt. »Ich fürchte, wir werden ihn niemals finden, und wir werden nicht rechtzeitig nach Murst kommen, um das Auge zu retten. Oh, es ist ganz und gar schrecklich! Oh! Liebe Güte, liebe Güte. Oh! Liebe!!! GÜTE!!!!!«
Und als er sich zurücklehnte, öffnete sich in der Höhlenwand plötzlich eine Tür. Dahinter führte eine lange, enge Treppenflucht in die Tiefe. In einem Wirbel von Federn fiel Bertie rückwärts die genau einunddreißig Stufen hinunter. Er wusste das, weil er sie zählte, während er hinunterkullerte. Autsch! Autsch! AUTSCH! Seine Freunde konnten nur voller Entsetzen zusehen, wie er in der pechschwarzen Dunkelheit verschwand. Morag rannte zur Tür und spähte ängstlich hinunter.
»Oh, Himmel! Bertie!«, rief sie, als sie das Wummern seines Körpers auf der Treppe und seine Schreie hörte, während er immer weiter hinabrollte. »Bertie! Ist alles in Ordnung mit dir? Bertie, kannst du mich hören? Ist alles in Ordnung?«
Aus den Tiefen der Erde kam eine winzige Stimme.
»Mir geht es gut! Kommt herunter! Ich glaube, ich habe die U-Bahn gefunden!«
In ihrer Angst, dass er verletzt sein könnte, verschwendete Morag keine Zeit. Während sie die gewundene Treppe hinunterschlitterte und -stolperte, wünschte sie, sie hätte daran gedacht, einen Mondstein mitzunehmen, um ihren Weg zu beleuchten, denn die Treppe war so dunkel wie das Fell einer Hexenkatze.
Klack, klack, klack.
Sie konnte Shonas große Klauen auf den steinernen Stufen hinter sich hören.
Husch, husch, husch.
Sie vermutete, dass dieses Geräusch von Aldiss kam, der hinter ihnen hereilte. Immer weiter lief sie, nahm zwei Stufen mit jedem Schritt, bis sie plötzlich in ein großes, gut beleuchtetes Gewölbe kam, das starke Ähnlichkeit mit dem Bahnsteig menschlicher U-Bahn-Stationen hatte. Es gab zwei Paar Schienenstränge und zwei Bahnsteige und zwei Tunnel auf jeder Seite. Die Wände und der Boden des Bahnsteigs waren mit cremefarbenen Keramikkacheln bedeckt. Abgesehen von einigen Bänken, war der Bahnsteig leer – bis auf einen mürrischen Vogel. Bertie saß in der Nähe der Tür und rieb sich den Flügel. Als er sie sah, winkte er.
»Ist alles in Ordnung mit dir?«, fragte Morag abermals und kniete sich hastig neben ihn.
»Oh, ja, ja«, antwortete er. Dann zuckte er zusammen, als er versuchte, sich zu bewegen. »Nur ein paar Beulen und blaue Flecken, das ist alles. Nichts gebrochen bis auf eine Feder, aber mir wird eine neue wachsen, es ist also kein Verlust«, sagte er munter. »Sind die anderen bei dir?« Er spähte um Morag herum. »Ah, ja, da sind sie.«
Sie drehte sich um und sah die besorgten Gesichter von Shona und Aldiss, die auf sie hinabblickten. Sie half Bertie auf die Füße. Als er aufstand, tränten die Augen des dicklichen, kleinen Vogels vor
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