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Morbus Dei: Die Ankunft: Roman (German Edition)

Morbus Dei: Die Ankunft: Roman (German Edition)

Titel: Morbus Dei: Die Ankunft: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Matthias Bauer , Bastian Zach
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Geschwister. Durch einen Biss oder Kratzer. Bei manchen hat es Tage gedauert, bis man’s gemerkt hat, bei manchen nur eine Nacht.
    Immer mehr haben sich verändert, sind wie ein Nachtmahr durch das Dorf und die Wälder gehetzt und haben Angst und Schrecken verbreitet.
    Also haben die Dorfältesten beraten, was man dagegen tun konnte.
    Und der Beschluss war hart, aber einstimmig, bis auf den damaligen Pfarrer, der war natürlich dagegen. Mit den Kindern hatte man Mitleid, es wurde angeordnet, sie den alten Franziskanermönchen zu überlassen. Die haben oben in den Wäldern gelebt, in der verlassenen Burg.
    Aber damit hat sich das Dorf schwer versündigt. Die eigenen Kinder weggeben!
    Und die anderen, die von den Kindern angesteckt waren, die hat man wie Vieh eingefangen und oben im Wald auf einem riesigen Scheiterhaufen verbrannt. Um ihre Seelen zu reinigen, wie beteuert worden ist. Die Schreie waren herzzerreißend, die hat man bis ins Dorf herunter gehört. Aber die Leute haben ihren Kindern die Ohren zugehalten und gewartet, bis es vorbei war …
    Viele Jahre später – ich war noch sehr jung, aber ich erinnere mich, dass es ein eisig kalter Winter war – sind dann immer wieder Leute erschlagen aufgefunden worden. Alle aus den Familien, die damals die Kinder weggegeben haben.
    Natürlich haben wir gewusst, wer’s war.
    Als immer mehr gestorben sind, haben sich die Männer auf den Weg zu den Franziskanern gemacht. Diese wollten die ihnen Anbefohlenen aber nicht herausgeben. Sie haben gesagt, dass man sich nicht gegen Gottes Geschöpfe versündigen soll, gegen keines seiner Geschöpfe.
    Also haben die Dorfbewohner die Burg mit Mann und Maus niedergebrannt. Der Feuerschein war noch hier unten zu sehen, und die Rauchsäule war so gewaltig, dass sie den ganzen nächsten Tag die Sonne verdunkelt hat.
    Aber wer Wind sät, wird Sturm ernten …
    Die Ausgestoßenen, die überlebt haben, sind dann über das Dorf hergefallen, es war entsetzlich, wie der jüngste Tag. Vermummte Geschöpfe mit Krallen und schwarzen Augen, mit schier übermenschlichen Kräften, haben alles Lebendige vernichtet.
    Die Menschen haben sich natürlich gewehrt, aber es hat keinen Sinn gehabt.
    Alle aus dem Dorf haben sich dann am Hauptplatz vor der Kirche versammelt, um der Raserei gemeinsam Einhalt zu gebieten. Die Ausgestoßenen sind auf sie zugekommen, gnadenlos und unaufhaltsam, aber plötzlich sind sie wie erstarrt stehen geblieben.
    Weil die Kirche auf einmal in Flammen stand.
    Auch die Dorfbewohner waren wie versteinert.
    Und dann hat uns der damalige Pfarrer beschworen, den Kampf zu beenden. Und als er so dagestanden ist, vor der brennenden Kirche, und mit donnernder Stimme gesprochen hat – da war es, als redete Gott selbst durch ihn.
    Und so haben wir uns gefügt.
    Sie sind wieder hinauf, und wir haben alles wieder aufgebaut und sind geblieben. Das war es, was der Pfarrer gepredigt hat: Wir sollen bleiben und nicht weggehen, es sei Gottes Wille. Damit wir ihnen in den kalten Wintern beistehen können, wenn sie sich nicht mehr aus eigener Kraft ernähren können. Immerhin waren sie genauso ein Teil von uns wie wir von ihnen.
    Und so ist es dann geschehen. Wir lassen sie in Ruhe und sie uns. Nur in den ganz kalten Wintern holen sie sich manchmal Vieh oder Getreide, um zu überleben.
    Dort oben, in diesen verfluchten Wäldern …

    Der Großvater hatte geendet, in der Stube war es still. Elisabeth schien wie vor den Kopf gestoßen.
    „Und deshalb redet niemand darüber“, sagte Johann schließlich.
    Der Großvater nickte. „Sie wollen vergessen …“
    „Daher auch die Bannzeichen überall.“
    „Bannzeichen? Das sind keine Bannzeichen, das sind Schutzzeichen!“, entrüstete sich der Großvater. Johann wusste, dass dies reine Schönfärberei war, denn ob man jemanden von sich fernhalten oder sich vor jemandem schützen wollte, lief letztendlich auf dasselbe hinaus:
Sie
sollen fernbleiben.
    „Was bedeutet das Zeichen denn genau?“, fragte Johann.
    Der Großvater schüttelte müde den Kopf. „Genau weiß ich es nicht, und es ist jetzt auch nicht mehr wichtig. Es hat etwas mit dem Tierkreiszeichen des Aries zu tun, der alte Pfarrer hat einmal gesagt, dass sie um diese Zeit das erste Mal erschienen sind.“ Er stand auf. „Ich bitt euch noch einmal: Verlasst das Dorf. Ich fürcht, es wird nicht mehr lange dauern, bis
es
passiert.“
    Johann und Elisabeth sahen sich an.
    „Was meinst du damit?“ Elisabeths Stimme zitterte

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