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Morbus Dei: Die Ankunft: Roman (German Edition)

Morbus Dei: Die Ankunft: Roman (German Edition)

Titel: Morbus Dei: Die Ankunft: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Matthias Bauer , Bastian Zach
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du das, ich hab grad keine Hand frei“, sagte sie zärtlich …

XXXII
    Elisabeth erwachte. Fahles Licht fiel von draußen herein, bald würde der Morgen anbrechen.
    Und
es
beginnen.
    Sie drehte sich um, zu dem Mann, der an ihrer Seite lag.
    Johann.
    So geborgen hatte sich Elisabeth noch bei niemandem gefühlt. Ihre Mutter hatte sie nie gekannt, und ihr Vater hatte ihr das Leben alles andere als leicht gemacht.
    Johann hingegen – er war stark, er war zärtlich, und er würde einen Ausweg finden und sie nie allein lassen, dessen war sie sich gewiss.
    Die Decke war verrutscht und gab einen Blick auf seinen vernarbten Oberkörper frei. Elisabeth fröstelte. Was mochte Johann erlebt haben, was verbarg er?
    Plötzlich hörte sie, wie sein Atem schneller wurde. Er musste träumen, und was immer es war, es war nichts Angenehmes. Er stieß seltsame Worte hervor, wild und fremdartig, sodass Elisabeth es mit der Angst zu tun bekam. Sie zögerte, dann rüttelte sie ihn an der Schulter.
    Er öffnete die Augen.
    „Johann, du träumst nur!“
    Der Schnitter, im Totentanz mit seinen Opfern
.
    „Johann?“
    Blut an den Wänden
.
    Erst jetzt schien er Elisabeth zu erkennen, nahm schweigend ihre Hand, bis sein Atem wieder ruhiger ging.
    „Was hast du denn geträumt, um Himmels Willen?“, fragte sie besorgt.
    Er wollte nicht antworten. Konnte es nicht.
    „Oder war’s kein Traum?“ Elisabeth strich mit der Hand über seine vernarbte Brust und sah ihm tief in die Augen. „Manchmal tut’s gut, wenn man darüber spricht.“
    Da war sie wieder, diese unglaubliche Stärke in ihren Augen, in die er sich so verliebt hatte.
    Er wollte es ihr nicht sagen.
    Er musste es ihr sagen. Sie hatte ein Recht darauf.
    Johann setzte sich auf und starrte zum Fenster. Der Morgen würde sich noch etwas Zeit lassen.
    „Elisabeth – du hast mich gefragt, ob ich immer schon Schmied war. Und woher ich manche Sachen kann, die ein normaler Schmied nicht kann.“
    Sie lächelte, strich über seinen Oberarm. „Na ja, manche der Sachen kann sicherlich auch ein normaler Schmied.“ Als sie sein ernstes Gesicht sah, errötete sie. „Verzeih bitte.“
    „Ich hab dir ja erzählt, dass ich von Mönchen in einem Kloster aufgezogen worden bin.“
    „Bei Abt Bernardin.“
    „Ja. Priester wollt ich aber keiner werden, also haben sie mich ziehen lassen, Abt Bernardin hat sogar dafür gesorgt, dass mich ein Schmied, den er gut gekannt hat, als Geselle aufgenommen hat. Da war ich grad mal elf oder zwölf Lenze alt. So hab ich dann gelernt bei dem. Ich war nicht ungeschickt, und es hat eigentlich alles gut ausgeschaut, bis –“
    Sie sah ihn an.
    „Bis ich eines Tages Soldaten in die Händ gefallen bin. Die haben dringend Männer für den Krieg gebraucht, aber ein Tyroler darf ja nicht im Ausland kämpfen, nur bei den Sturmscharen und nur wenn’s um Tyrol geht. Aber denen war das egal, die haben einfach einkassiert, wen sie gefunden haben, ich war nicht der einzige Tyroler. Da hast du nichts dagegen machen können, die haben uns mitgenommen und in ein Ausbildungslager gesteckt.
    Es hat sich dann herausgestellt, dass ich im Nahkampf richtig gut war, also haben sie mich der Infanterie zugeteilt, obwohl das so eine Sache war – meistens bist du gar nicht erst zum Nahkampf gekommen, weil sie dich über den Haufen geschossen haben, wenn du über das Schlachtfeld auf den Gegner zugelaufen bist.
    Na, jedenfalls hab ich lange genug überlebt, dass sie mich nach Italien zum Prinz Eugen gekarrt haben, gegen die verfluchten Franzosen.
    Da war’s dann richtig schlimm.
    Wir sind gegen die Franzosen angerannt, sie gegen uns, und die Dörfer mit den Zivilisten oft in der Mitte. Die Leut – Soldaten wie Dörfler – sind zu hunderten verreckt, die meisten erst nach der eigentlichen Schlacht, an ihren Verletzungen. Und unser Kommandant hat dabei nur hämisch gegrinst. Sein Generalstab war um nichts besser, es ist so, wie die Leute sagen: Der Fisch beginnt am Kopf zu stinken.
    Wobei – der Kopf selbst war in Italien ja noch in Ordnung, der Prinz Eugen und die meisten seiner Leute sind ehrenhaft geblieben, soweit das im Krieg überhaupt möglich ist. Aber unseren Zug kann er nicht im Auge gehabt haben, denn die Offiziere waren allesamt ein Ausbund an Grausamkeit, denen hat’s Spaß gemacht, den Boden mit Blut zu düngen. Müsste sowieso von Zeit zu Zeit sein, um das Land zu reinigen, haben sie immer gesagt und gelacht, der Kommandant am lautesten.
    Er hatte auch allen

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