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Morbus Dei: Die Ankunft: Roman (German Edition)

Morbus Dei: Die Ankunft: Roman (German Edition)

Titel: Morbus Dei: Die Ankunft: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bastian Zach
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Runde!“, rief er dem Wirt zu, der hinter der Schank stand.
    Sophie, ein munteres Ding mit langen schwarzen Haaren, die unter dem Kopftuch hervorquollen, sah Johann herausfordernd in die Augen. „Pass auf, unser Krautschnaps ist nur was für gestandene Mannsbilder.“
    Der Wirt brachte jedem am Tisch ein kleines, verziertes Trinkgefäß aus Zinn. „Wohl bekomm’s!“, sagte er lakonisch in Johanns Richtung. Der nickte ungerührt, hob das Gefäß wie alle anderen.
    „Auf die G’sundheit.“ Johann leerte den Schnaps in einem Zug.
    Etwas scharf, aber nicht schlecht, dachte Johann. Einen Augenblick später entfaltete der Schnaps sein volles Aroma, und Johanns Speiseröhre begann von der Kehle abwärts zu brennen. Tränen schossen ihm in die Augen, er musste kurz aufstoßen. Dann folgte ein faulig gegorener Geschmack, der vom Rachen in die Nase quoll. Plötzlich war der schlechte Geschmack verflogen, auch das Brennen, übrig blieben ein wohliges Wärmegefühl und ein leichtes Sausen im Kopf.
    Interessant
.
    Johann bemühte sich, keine Miene zu verziehen, und stellte das Trinkgefäß wieder ab. Die anderen am Tisch blickten ihn fassungslos an.
    „Hab noch nie einen gesehen, der sich beim ersten Mal nicht halberts angespieben hätt“, meinte Sophie mit einem Anflug von Respekt in der Stimme.
    Johann grinste. „Kann mich halt beherrschen.“
    Albin beugte sich zu Johann vor. „Aber wenn du ihn so gut verträgst, kann ich dir ja noch einen einschenken, was meinst?“
    „Dann kannst mich hier aber raustragen“, entgegnete Johann trocken.
    Sophie rückte näher zu Johann hin. „Und in meine Kammer bringen.“
    Johann spürte, wie sich ihre Hand auf seinen Oberschenkel legte und langsam nach oben wanderte. Auf den Gesichtern der anderen Knechte machte sich ein Grinsen breit, Albin verdrehte die Augen. „Kannst ihm nicht ein paar Tag Zeit geben, bis er sich hier eingelebt hat, Sophie?“
    Die Magd drückte Johanns Oberschenkel. „Ich kann dafür sorgen, dass du dich hier schneller einlebst, als d’ glaubst.“
    Virgil und Albin lachten wissend. Johann versuchte, sich nichts anmerken zu lassen, und wechselte das Thema. „Sitzt bei euch immer das ganze Dorf in der Schenke beisammen?“
    Sophie zog die Hand blitzschnell zurück und sah Johann unruhig an. „Nur wenn’s draußen Winter wird, weil –“
    Ein Schatten fiel über den Tisch, Sophie verstummte.
    Jakob Karrer stand vor ihnen. „Wir gehen!“ Albin und Sophie standen gehorsam auf, Johann blieb sitzen. „Du auch!“ Karrer hob den knorrigen Stock, den er in der Hand hatte, und tippte damit auf Johanns Brust. Dieser trank den letzten Schluck Bier aus und folgte Albin und Sophie aus der Schenke in die eisige Nacht hinaus. Jakob Karrer ging als Letzter, die Tür fiel krachend hinter ihm zu.
    Die anderen im Raum sahen ihnen nach.
    „Das wird dem Karrer noch leid tun“, spottete die alte Salzmüller und spuckte wieder zu Boden. „Und uns auch.“
    Niemand antwortete.
    Vor der Schenke war es schneidend kalt, der Mond tauchte das verschneite Dorf in eisiges Blau. Johann folgte Karrer, Albin und Sophie den Dorfweg entlang, zurück in Richtung des Hauses, wo er aufgewacht war.
    Die Schritte knirschten in der nächtlichen Stille.
    Dann kamen sie zu einem größeren Bauernhaus, schmucklos wie die anderen. Johann war sich sicher, dass es das Haus war, an dessen Tür er mit letzter Kraft geklopft hatte.
    Karrer öffnete die schwere Eingangstür und trat ein, sein Gesinde folgte ihm. „Albin, du nimmst ihn mit und zeigst ihm alles. Schlafen tut er in deiner Kammer.“
    „Ist recht, Herr.“
    Karrer trat nahe zu Johann hin, sah ihm in die Augen. „Du machst mir keinen Ärger – ich kenne Leut deines Schlages. Wenn doch, prügle ich dich durch das Dorf wie einen Hund.“
    Johann sah ihn ungerührt an. Karrer grinste, wandte sich ab und ging durch die Labe in das hintere Zimmer. „Und lass die Finger von ihm, Sophie, verstanden?“, befahl er nachdrücklich, dann knallte er die Tür zu.
    Sophie zeigte ihm hinter vorgehaltener Hand die Zunge.
    „Der hat dich sofort ins Herz geschlossen, Johann“, sagte Albin leise.
    Johann nickte. „Ich ihn auch.“
    „Komm, wir gehen zu Bett. Morgen müssen wir früh raus.“
    Albins Kammer war winzig, ein schlichter Raum, in dem sich nur zwei schmale Betten und zwei Truhen befanden. Durch das vereiste Fenster konnte Johann die nächtlichen Wälder und den Mond über dem Gebirge sehen.
    Albin setzte sich auf eines der Betten

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