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Morbus Dei: Im Zeichen des Aries: Roman (German Edition)

Morbus Dei: Im Zeichen des Aries: Roman (German Edition)

Titel: Morbus Dei: Im Zeichen des Aries: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bastian Zach , Matthias Bauer
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die Männer weiter, während die Schüsse hinter ihnen weniger wurden und schließlich ganz aufhörten.
    Johann und Wolff verharrten einen Augenblick, dann ließen sie sich erschöpft zu Boden fallen und versuchten, wieder zu Atem zu kommen.
    „Warum verfolgen sie uns nicht?“, keuchte Wolff.
    Johann sah zur Schanze, auf der mehrere Soldaten standen und Fackeln schwenkten, aber keine Anstalten machten, sie zu verfolgen. Auch ein Angriff durch die gefürchtete Kavallerie blieb aus.
    Johann blickte wieder nach vorn. In einiger Entfernung ragten die gewaltigen Wehrmauern Turins wie schwarze Grabsteine in den wolkenbedeckten Himmel. Es war vollkommen ruhig.
    „Hauen wir ab“, sagte Wolff und wollte gerade aufspringen, als Johann ihn zurückriss.
    „Warte“, sagte er beschwörend und machte keine weitere Bewegung.
    Wieder rissen die Wolken auf, wieder erhellte das Licht des Mondes die Nacht.
    „Verdammt“, entfuhr es Wolff, als er erkannte, wo sie hineingeraten waren.
    Er und Johann lagen auf einem freien Feld, das mit einer Unzahl von Krähenfüßen übersät war. Diese Defensivwaffe kannte Johann nur zu gut, sie war bei Fußtruppen und Reiterei gleichermaßen gefürchtet. Aus Eisen geschmiedet hatte sie vier vom Zentrum ausgehende Dornen. Egal wie sie zu Boden fiel, immer ragte ein Dorn nach oben und bohrte sich gnadenlos in Schuhwerk, Hufe und Fleisch.
    „Das beantwortet deine Frage. Wenn wir nicht aufpassen, erledigen diese verdammten Krallen die Arbeit der Franzosen“, sagte Johann.
    „Und wie kommen wir hier wieder raus?“
    „Sehr vorsichtig, mein Freund, sehr vorsichtig“, flüsterte Johann und kroch auf allen Vieren zwischen den Krähenfüßen hindurch.
    LXVIII
    Der Preuße stand vor dem Haus und blickte auf die Wälder und Berge. Der Himmel war pechschwarz, Wolken verdeckten die Sterne. Ein frischer Wind wehte, es roch nach nassem Gras und würzigem Herdfeuer.
    Es hätte ein schöner Abend sein können. Aber es war der Abend vor der Schlacht.
    In der Nacht zuvor hatte Heinrich zwei Männer ausgeschickt, die Sovino und seine Soldaten von einem Joch herab im nächsten Tal lagern gesehen hatten. Sie waren nicht mehr weit, würden morgen das Dorf erreichen, bei Tag, wenn sie am verwundbarsten waren.
    Ein vertrautes Gefühl ergriff vom Preußen Besitz – das Gefühl, das er vor jeder Schlacht verspürte. Es würde nie verschwinden, trotz der unzähligen Kämpfe, die er gefochten hatte.
    Angst .
    Die schlichte, nackte Angst, sein Leben zu verlieren; etwas, das jeder Soldat kannte. Wer einmal am Schlachtfeld gestanden hatte, wusste, dass es keine Helden gab und dass es nur am Glück und der Gnade Gottes lag, ob man überlebte.
    Mit dem Gewehr im Anschlag kniete man im blutigen Schlamm. Kugeln pfiffen einem um die Ohren und die Kameraden links und rechts fielen wie die Fliegen. Zwei Ellen weiter links und die Kugel hätte einen zwischen den Augen getroffen.
    Am nächsten Tag das gleiche Spiel.
    Und am nächsten.
    Hinter ihm knarrte die Tür. Der Preuße spürte im Rücken die Wärme, die der Stube entwich und hörte leise Gesprächsfetzen.
    Die Tür wurde wieder geschlossen, dann trat Sophie neben ihn und richtete den Blick ebenfalls in den sternenlosen Himmel.
    Keiner der beiden sprach ein Wort, genauso wie bei den Vorbereitungen, die sie heute für den Kampf gegen Sovino getroffen hatten. Still hatten sie in Einklang nebeneinander gearbeitet, als ob der eine die Absichten des anderen ahnte.
    Der Preuße wusste nicht genau, was ihn bei Sophie hinter die Krankheit blicken ließ. Aber etwas war da, er hatte es schon gespürt, als er die einsame Gestalt vor dem Haus zum ersten Mal gesehen hatte.
    Als er sie jetzt aus dem Augenwinkel heraus beobachtete, während der Wind durch ihr Haar fuhr, da wusste er auf einmal, was es war.
    Sie hatte nichts zu verlieren. So wie er.
    Sie räusperte sich. „Die anderen warten schon.“
    Der Preuße nickte. „Dann sollten wir wohl hineingehen. Nicht, dass Ludwig umsonst gekocht hat.“
    Sie öffneten die Tür und gingen ins Haus, über ihnen schrie die verzerrte, in den Ast geschnitzte Fratze lautlos in die Nacht …
    Als Sophie und der Preuße die Stube betraten, saßen alle bereits dicht gedrängt im großen Schankraum, den Heinrich und die anderen nach dem Brand notdürftig wiederhergestellt hatten. Die dicken Bohlen rochen immer noch nach dem verheerenden Feuer jener Nacht. Petroleumfunzeln warfen flackerndes Licht.
    Sophie gefiel, dass die Tische gleichmäßig im

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