Morbus Dei: Im Zeichen des Aries: Roman (German Edition)
gegen die er vorging.
Gefolgt von seinen Männern ritt Sovino langsam auf das Dorf zu. Als sie die ersten Häuser erreichten, ertönte grollender Donner und der Himmel öffnete seine Schleusen.
LXXII
Der Preuße und seine Männer hatten sich strategisch günstig hinter Häusern und auf Dächern verschanzt und beobachteten, wie Sovinos Männer sich dem Dorf näherten. Die Kutten, die sie übergezogen hatten, sollten Sovino verwirren, denn er rechnete vermutlich nicht damit, dass die Ausgestoßenen sich bei Tag bewegen konnten.
Wenn der nächste Schritt des Plans klappte, würde die Falle schon bald zuschnappen.
Der Preuße bemühte sich, ruhig zu atmen. Schritt für Schritt, ermahnte er sich. Jede Ungeduld konnte den Tod bedeuten. Der Regen prasselte herab, als er den ersten Mann, der heranritt, ins Visier nahm.
Auch seine Kameraden suchten ihre Ziele.
Dass der Gesandte aus Rom keinen Gedanken an Deckung verschwendete, zeugte von seiner Arroganz. Wie das leibhaftige Abbild der Inquisition ritt er an der Spitze seiner Männer ins Dorf – in der Gewissheit, die Macht Gottes auf seiner Seite zu haben. So war es in all den Jahren, auf all seinen Missionen gewesen und so würde es wohl auch immer sein.
In wenigen Augenblicken würden sie von ihren Pferden steigen, sie aus ihren dunklen Löchern zerren und ihrer Bestimmung zuführen.
„Hört mich an!“, begann Sovino mit theatralischer Stimme. Er zog die Bulle hervor, die in einer Schutzhülle aus dickem Leder steckte, und hielt sie gen Himmel. „Ich komme im Namen des Herrn und Seiner Heiligkeit Papst Clemens XI. Euch wird die Gnade zuteil, all eure Sünden abzulegen und der ewigen Verdammnis des Höllenfeuers zu entrinnen! So kommt aus euren Hütten, tretet mit offenen Herzen hervor, und der Weg ins Himmelreich ist euch gewiss!“
Die Worte Sovinos verhallten im Prasseln des Regens. Aber keine Tür öffnete sich, kein Mensch trat hervor.
Sovinos Miene verfinsterte sich. Er empfand es immer als lästig, wenn Leute versuchten, dem Unausweichlichen zu entrinnen, denn dies bedeutete nur zusätzliche Mühsal für ihn und seine Männer. Verärgert steckte er die Bulle wieder weg und drehte sich nach hinten, um den Befehl zum Zugriff zu geben.
In diesem Moment fiel ein Schuss. Sovino fühlte Hitze an seiner Stirn vorbeistreichen, etwas Warmes rann ihm über die Augen. Weitere Schüsse knallten, dann war Riccardi bei ihm, riss ihn aus dem Sattel und zerrte ihn an einer Hauswand in Deckung.
Verdammt, dachte der Preuße. Gerade, als er abgedrückt hatte, hatte Sovino sich bewegt. Wenn er den Anführer getroffen hätte, wäre der Kampf vielleicht vorbeigewesen, bevor er angefangen hatte.
Hans und Karl hatten zwei weitere Männer der Schwarzen Garde aus ihren Sätteln geholt, die nun bewegungslos auf der Erde lagen. Sovino war verwundet, ebenso ein anderer, der ins Bein getroffen worden war.
Die restlichen Männer der Schwarzen Garde hatten Deckung genommen und feuerten blind in die Richtung des Preußen und seiner Kameraden.
Der Köder ist gelegt. Jetzt muss die Beute nur noch folgen.
Rückwärts kroch der Preuße das Hausdach hinunter und ließ sich zu Boden fallen. Er rollte sich ab und lief zum Friedhof. Hans und Karl waren bereits dort, Ludwig und Markus kamen von links und rechts auf ihn zu.
Schüsse knallten über sie hinweg. Sie zogen die Köpfe ein und rannten über den Friedhof aus dem Dorf und auf den Wald zu.
Sovino beobachtete, wie fünf Gestalten in Kutten sich dem Wald näherten. „Seguili!“, 10 schrie er. Blut rann ihm in die Augen, er wischte es weg. Seine Männer zögerten. „Cosa stai aspettando?“ 11
Er sprang auf sein Pferd und jagte zwischen den Häusern hindurch, so schnell, dass ihm seine Männer kaum folgen konnten.
Der Preuße hörte das Hufgetrappel hinter sich. Er blickte sich um. Die Schwarze Garde hatte den Friedhof erreicht und kam immer näher.
Jetzt muss die Beute nur noch folgen.
Keuchend rannten sie weiter. Der Regen hatte die Wiese bereits durchtränkt, die nasse Erde sog an ihren Stiefeln, schien sie festhalten zu wollen.
Der Waldrand war schon in Sichtweite, als wieder Schüsse knallten und Kugeln über sie hinwegpfiffen. Karl hörte einen Schrei. Er blickte zur Seite, sah Hans zu Boden fallen. Seine Kapuze rutschte zur Seite, entblößte das Loch in seinem Hinterkopf. Er war schon tot gewesen, bevor er auf der Erde aufgeschlagen war.
Geschockt blieben sie stehen. „Hans“, sagte Karl leise und beugte sich zu
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