Morbus Dei: Im Zeichen des Aries: Roman (German Edition)
heißt Euer Weib?“, fragte der General, plötzlich irritiert.
„Elisabeth! Elisabeth Karrer“, rief Johann.
Von Daun schritt auf Johann und Wolff zu. „Aus Tyrol seid Ihr gekommen? Wann?“
„Im Januar brachen wir auf.“ Johann konnte sich keinen Reim auf die Fragen machen.
„Wart Ihr in Begleitung?“
„Wir zogen gemeinsam mit Pater Konstantin von Freising und seinem Novizen und schlossen uns schließlich einem Pilgerzug an.“
„Und wer soll diesen Zug angeführt haben?“ Von Daun sah Johann mit stechendem Blick an.
„Burkhart von Metz. Aber er starb, als er –“
„– als er eine Frau vor dem Angriff von Banditen schützte. Er stürzte über die Teufelsbrücke in den Tod, gemeinsam mit deren Anführer.“
Johann nickte verwundert.
„Wie sieht Euer Weib aus?“, fragte von Daun.
„Sie ist jung und hübsch“, antwortete Johann und hatte sofort Elisabeths Bild vor Augen. „Sie hat dunkles Haare, tiefblaue Augen und das blasse Gesicht voller Sommersprossen.“
Der General überlegte. „Sie wurde mir zwar madonnenähnlicher beschrieben, aber wir wissen ja, wie sich Geschichten bei jedem Erzählen verändern. Burkhart war ein alter Freund von mir, seit wir gemeinsam auf Pilgerreise waren. Ich hörte schon vor einiger Zeit von seinem heroischen Tod.“
Von Daun blickte Johann und Wolff an, dann schien er einen Entschluss gefasst zu haben. „Wenn sich ein Mann wie Burkhart für ein Weib opfert, dann muss sie etwas Besonderes sein. Womöglich habe ich mich in euch getäuscht.“
Er machte eine Handbewegung, seine Männer gaben Johann und Wolff frei.
Johann konnte kaum glauben, dass nicht Können, nicht List oder Tücke, sondern ein gemeiner Zufall ihnen das Leben gerettet hatte.
Ich danke Euch, Burkhart von Metz – Ihr habt uns ein zweites Mal vor dem Tode bewahrt.
„Ihr habt im Übrigen recht“, sagte von Daun. „Meine Späher haben mit berichtet, dass ein gewisser Generalleutnant Gamelin vor wenigen Tagen im Lager Quartier bezogen hat. Wenn Ihr also dermaßen dringend ins feindliche Lager wollt“, fuhr von Daun fort, „dann sollt Ihr dort auch hingelangen.“
LXXIV
Der Preuße lag im Unterholz und blickte in den steilen Wald hinab. Er war bis auf die Haut durchnässt und fröstelte. Die Muskete lag vor ihm und zielte nach unten, dorthin, wo der Gegner kommen würde.
Wenn er denn kam.
Aber die Spuren waren deutlich, die Falle musste einfach zuschnappen.
Sophie, die mit von Freising hier auf sie gewartet hatte, lag neben dem Preußen. Die anderen hatten sich bei den Felsbrocken so positioniert, dass sie schießen und sich dann zurückziehen konnten. Sie hatten nicht viel Munition, jeder Schuss musste sitzen. Wenn die Musketen bei dem Regen überhaupt funktionieren, dachte der Preuße und blickte besorgt auf das nasse Steinschloss.
Markus und Ludwig standen unterhalb von ihnen, beide hatten eine Axt in den Händen, mit der sie jederzeit die Seile durchschlagen konnten, die vor ihnen den Baum hinaufführten.
Karl lag rechts von ihnen, von Freising über ihm auf einem der Felsblöcke.
Alles war vorbereitet, jetzt konnten sie nur noch warten.
Blitz und Donner gingen mit unverminderter Gewalt auf sie nieder. Sophie blickte nach oben in den stürmischen Wolkenhimmel.
Ich habe geträumt, dass ein Sturm kommt und uns alle verschlingt.
Anna hatte recht gehabt, in jeder Hinsicht.
Der Preuße sah sie an. „Wenn etwas schief geht, lauf hinauf und warn die Deinen.“
Sie schüttelte den Kopf. „Ich kämpfe mit euch.“
„Das musst du nicht. Du solltest bei deinen Leuten sein, wenn –“
„Ich habe schon einmal jemanden ziehen lassen. Ich werde das nicht noch einmal tun.“ Sie machte eine Pause, ihre Stimme wurde leiser. „Und außerdem weiß ich nicht, ob sie je wirklich meine Leute sein werden. Im Moment stehe ich dazwischen, bin weder bei ihnen noch bei euch.“
Mit einem Male klang ihre Stimme so traurig, dass der Preuße ihr am liebsten von dem Heilmittel erzählt hätte, dass es angeblich in Altmarienberg gab. Aber von Freising hatte ihnen davon abgeraten, nichts war schlimmer als Hoffnung, die nicht erfüllt wurde. Sollten sie den Kampf mit Sovinos Männern überleben, würde man weitersehen.
Plötzlich packte Sophie ihn am Arm. „Da!“
Der Preuße blickte hinab – schwarz gewandete Gestalten waren zwischen den Bäumen aufgetaucht.
LXXV
Es war beißend kalt, der Atem bildete im Schein der Fackeln kleine Wölkchen, die sich gleich wieder verflüchtigten.
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