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Morbus Dei: Im Zeichen des Aries: Roman (German Edition)

Morbus Dei: Im Zeichen des Aries: Roman (German Edition)

Titel: Morbus Dei: Im Zeichen des Aries: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bastian Zach , Matthias Bauer
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Johann und Wolff warteten im Kellergewölbe, bewacht von sechs Soldaten.
    Johann konnte immer noch nicht recht glauben, was für ein Glück sie gehabt hatten. Zwar traute er dem launisch wirkenden Musikliebhaber noch nicht ganz, aber andererseits – wenn von Daun ihnen ans Leder gewollt hätte, wäre jetzt die beste Gelegenheit gewesen. Die Soldaten, die ihn und Wolff bewachten, blickten zwar grimmig, ließen sie aber sonst in Ruhe.
    Plötzlich wurde die eisenbeschlagene Tür am Ende der Treppe aufgerissen, ein Soldat kam mit einem Haufen Kleidungsstücken im Arm herunter und warf sie auf den Boden.
    „Anziehen!“, befahl er mit stoischer Miene.
    Johann blickte auf die grauen Uniformteile – auf die französischen grauen Uniformteile. Wolff grinste und begann sich umzuziehen. „Irgendwie besser, als sich mit ein paar Bündeln Reisig zu tarnen, was?“, sagte er und stieß Johann an.
    Dieser brummte zustimmend und ärgerte sich gleichzeitig darüber, dass ihm diese Täuschung nicht selbst eingefallen war.
    Tarnen und täuschen ist immer besser als kämpfen und sterben , hatte ihm ein Kamerad einst gesagt.
    Als sie umgezogen waren, setzte Wolff Johann beinahe feierlich den schwarzen Dreispitz auf. „Mon ami“, 12 scherzte er und stand stramm.
    Grinsend tat Johann dasselbe bei seinem Kameraden. „Wenn ich es nicht besser wüsste, würde ich uns für Verräter halten“, schmunzelte Wolff, „und uns erschießen lassen.“
    „Formidabel!“, schallte es durch das Gewölbe. Oben auf der Treppe stand der General und betrachtete die beiden Männer. Dann kam er mit zwei weiteren Männern, die nicht wie Soldaten gekleidet waren, die Stufen herunter.
    „Ich gebe Euch zwei meiner verlässlichsten Mineure mit – Angelo Manara und Pietro Micca.“
    Johann musterte die beiden. Der erste Mann war schmächtig und wirkte fahrig, mehrere Narben zeichneten sein Gesicht. Der zweite war drahtig, mit entschlossenem Blick und gepflegtem Schnurrbart.
    Die Männer schüttelten sich die Hände.
    „Die beiden“, fuhr Graf von Daun fort, „werden Euch durch die Stollen geleiten. Und Ihr habt Glück. Einer unserer alten Tunnel verläuft zu weit, er führt bis unter das Lager der Franzosen. Wir fürchten einen Einbruch, sollte er entdeckt werden, deshalb wollten wir ihn morgen sprengen. Aber warum nicht gleich heut Nacht?“
    „Habt Dank“, sagte Johann und salutierte instinktiv.
    „Nur ein Schmied also“, grinste von Daun und salutierte ebenfalls. „Grabt von dem Tunnel einen Schacht nach oben und steigt ins Lager. Dann wird Signore Micca den Stollen sprengen.“
    Nun salutierte auch Wolff. Dann folgte er Angelo und Pietro zum Eingang des Stollens, der in die Wand des Kellers geschlagen war.
    „Und List –“ Von Daun hielt Johann an der Schulter fest und drückte ihm einen versiegelten Umschlag in die Hand. „Damit könnt Ihr Euch vielleicht Eintritt zum Offizierslager verschaffen. Enttäuscht mich nicht – der Kommandant der Franzosen, Herzog La Feuillade, hat seinen Männern im Falle des Sieges vier Tage und Nächte völlige Straffreiheit im eroberten Turin versprochen. Sie können also ungehindert und ungestraft plündern, morden und vergewaltigen. Vielleicht versteht Ihr jetzt, wie schwer mir die Entscheidung gefallen ist, Euch Glauben zu schenken.“
    „Ihr werdet es nicht bereuen“, entgegnete Johann. Er sah sich das Siegel an, dessen kunstvoll reparierte Bruchlinie nur bei sehr genauer Betrachtung erkennbar war. Das muss reichen, dachte er und steckte den Umschlag ein. „Was steht da drin?“
    „Ein Antwortschreiben von Herzog La Feuillade, gerichtet an Generalleutnant Gamelin. Er bestätigt darin, dass er in wenigen Tagen im Lager ankommt. Viel Glück!“
    „Euch auch.“
    Dann folgte Johann Wolff und den Mineuren in den Stolleneingang.
    LXXVI
    Die Stollen wahren mannshohe, aus Ziegelsteinen gemauerte Tunnel mit Tonnengewölbe. Immer wieder zweigten Nebenstollen ab und verloren sich in der Finsternis, sodass das Ganze einem unterirdischen Spinnennetz glich. An den Wänden liefen kleine Rinnsale herunter, die an den Seiten in schmalen Kanälen aufgefangen und abgeleitet wurden. Die Luft war frisch, in regelmäßigen Abständen brannten Kienspäne in Nischen.
    Je weiter sie gingen, desto wärmer wurde es.
    „Wie weit verzweigt ist das hier unten?“, erkundigte sich Johann.
    „Sehr weit“, antwortete Pietro mit starkem italienischen Akzent. „Die meisten der Stollen sind über hundert Jahre alt und

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