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Morbus Dei: Im Zeichen des Aries: Roman (German Edition)

Morbus Dei: Im Zeichen des Aries: Roman (German Edition)

Titel: Morbus Dei: Im Zeichen des Aries: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bastian Zach , Matthias Bauer
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sehen“, knurrte der Preuße und kratzte sich die Narbe in seinem Gesicht, die in Richtung seines linken Ohrs verlief. „Der Quacksalber hat mir eine Kräutermixtur auf die Wunde geschmiert. Die juckt zwar wie die Hölle, dafür scheint die Heilung schneller vonstatten zu gehen.“
    „Ich weiß ja nicht einmal, wo ich anfangen soll zu suchen“, entgegnete Johann, ohne auf seinen Kameraden einzugehen. „Nach Wien hinein kann ich nicht, dort knüpfen sie mich vermutlich schon auf, bevor ich die Stadtmauer passiert habe. Und wenn die Kutsche die Stadt verlassen hat, dann könnte sie überallhin sein.“
    „Ich würde mit dem Grafen sprechen, der scheint noch einige Kontakte zu haben. Und er ist ein Mann von Ehre, das hat er bewiesen“, sagte der Preuße.
    „Ja, wer hätte das einem Blaublütigen zugetraut?“
    „Noch dazu einem Protestanten“, fügte der Preuße trocken hinzu.
    Einen Augenblick später grinsten die beiden Männer. Sie konnten sich nur zu gut an Elisabeths Entsetzen erinnern, als sie zum ersten Mal auf von Binden getroffen waren.
    „Das muss man unseren Kirchenherren lassen“, sagte der Preuße, „ob Protestant, Jud oder einer der Ausgestoßenen – sie machen jeden nieder, der anders ist.“
    „Ich hab auch bessere gekannt“, entgegnete Johann. „Männer wie Pater von Freising oder Burkhart von Metz. Gerecht und kampfstark, mit Wort und Schwert immer auf der Seite der Schwachen.“
    „Aber die haben nichts zu sagen“, antwortete der Preuße. „Das ist so, wie es bei uns war – was nutzt einem Soldaten ein Gewissen, wenn ein von Pranckh befiehlt?“
    „Aber wir haben etwas unternommen.“
    „Und was hats gebracht? Von Pranckh hat Karriere gemacht und uns in Wien fast erwischt. Kriege gegen alles und jeden, der anders ist, wirds noch bis zum Jüngsten Gericht geben.“ Seine Stimme wurde leiser. „Draufzahlen tun die Schwachen. Die sterben.“
    „Heinz –“
    Der Preuße winkte ab. Die beiden Männer schwiegen. Als bald darauf die Dämmerung hereinbrach, gingen sie ins Haus.
    VI
    Graf von Binden drückte einem zerlumpt aussehenden Mann eine Münze in die Hand. Dieser biss kurz darauf und lief dann davon, als wäre der Leibhaftige hinter ihm her.
    Von Binden ging zur Hütte des Medikus zurück, vor der Hans, Karl, Markus und Johann Fische ausnahmen, die sie am Morgen in der Donau gefangen hatten. Johann sah ihn erwartungsvoll an. „Und?“
    „Die schwarze Kutsche hat Wien noch am selben Tag verlassen“, berichtete der Graf. „Zusammen mit zwei anderen Wägen, die mit Planen verhüllt waren. Es heißt, sie wären Richtung Süden gezogen.“
    Johann sprang auf. „Ich danke dir, dann –“
    Von Binden machte eine abwehrende Geste. „Nichts überstürzen. Eskortiert wurde der Treck von über einem Dutzend Söldner.“
    „Ein Dutzend?“ Karl machte ein überraschtes Gesicht. „Was eskortieren die denn so Wichtiges?“
    „Niemand in der Stadt weiß es. Oder will es wissen. Aber es scheint etwas mit der Krankheit zu tun zu haben, die im Quarantäneviertel ausgebrochen war.“
    Fieberhaft dachte Johann nach. Etwas in den Worten von Bindens hatte sich in seinen Gedanken festgesetzt; die Kutsche, zwei andere Wägen – Söldner – und plötzlich kamen Erinnerungen hoch, und er war wieder dort, an jenem verhängnisvollen Tag.
    Er und von Pranckh, die sich auf einem flachen Holzboot gegenüberstanden, über ihnen der düstere Gewitterhimmel.
    Von Pranckh, der die Pistole auf ihn richtete. „Adieu, List, so trennen sich unsere Wege. Aber dank dir wird General Feuillade ein ganz besonderes Geschenk erhalten .“
    „Feuillade!“, rief Johann aus.
    „Feu-was?“, fragte Hans.
    „General Feuillade. Von Pranckh hat gesagt, ich hätte ihm ein besonderes Geschenk gemacht.“
    „Du schenkst einem Franzosen etwas?“, hakte Karl verwundert nach.
    „Blödsinn“, mischte sich der Preuße ein, der grinsend aus der Hütte kam. „Das Einzige, was Johann je einem Franzosen geschenkt hat, war die eine oder andere Kugel.“
    Hans und Karl mussten ebenfalls grinsen, aber Johann blieb ernst. Er wandte sich von Binden zu: „Könnt Ihr mit dem Namen etwas anfangen?“
    Der Graf nickte. „General La Feuillade marschiert mit Marschall Vendôme und den französischen Truppen auf Turin zu.“
    „Und von Pranckh hat mit einem gewissen Generalleutnant Gamelin paktiert, zumindest hat er damit geprahlt, als er mich folterte“, meinte Johann nachdenklich.
    „Jetzt mal langsam“, sagte Hans und

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