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Morbus Dei: Im Zeichen des Aries: Roman (German Edition)

Morbus Dei: Im Zeichen des Aries: Roman (German Edition)

Titel: Morbus Dei: Im Zeichen des Aries: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bastian Zach , Matthias Bauer
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rief er ihm zu. „Die Trauerfeier ist bis auf Weiteres auszusetzen!“
    Sovino nickte spöttisch, Tepser stand auf und verließ wütend den Dom.
    VIII
    Nach einiger Zeit nahm Elisabeth das Rütteln und Schaukeln des Wagens kaum mehr wahr, wie ein Seemann, der sich an die stürmische See gewöhnt hatte.
    Ihre Gedanken hörten auf, sich ausschließlich um die Frage zu drehen, wann ihre Rettung kommen würde und was sie selbst tun konnte, um zu entkommen. Eine ungekannte Leere breitete sich in ihr aus, gleich einem immer dichter werdenden Nebel, der einem nicht nur die Sicht raubt, sondern auch die Vorstellung von dem, was sich hinter ihm erstrecken könnte.
    Elisabeth war sich dieser Leere bewusst, konnte aber nichts dagegen tun. Auch die anderen Gefangenen schienen die aufkeimende Apathie zu teilen. Die Gerüchte wurden weniger, Mutmaßungen verstummten und Fragen blieben ungeflüstert. Alle schienen nur noch auf den nächsten Halt zu warten, auf das nächste verkommene Essen oder auf das nächste tiefe Schlagloch in der Straße. Auf alles, was sich von den monotonen Bewegungen des Wagens unterschied.
    Ein schmerzhaftes Ziehen in Elisabeths Unterleib riss sie aus ihren Gedanken. Sie schlang ihre Arme zusammen und drückte sie gegen ihren Bauch, der sich noch gut verbergen ließ. Lange würde das jedoch nicht mehr möglich sein.
    Elisabeth schloss die Augen.
    Noch am selben Tag wurde ein Mann neben Elisabeth zunehmend unruhiger. Seine Haut war wächsern, sein Mund schartig, sein Zahnfleisch blutete. Die Krankheit schien bei ihm stärker ausgeprägt zu sein als bei den anderen. „Ich halte das nicht mehr aus!“, brüllte er plötzlich.
    „Sei bloß still!“, herrschte ihn eine weibliche Stimme aus der Finsternis vom anderen Ende des Käfigs scharf an.
    Der Mann atmete immer schwerer und blickte hektisch um sich, als hätte er jede Orientierung verloren. Elisabeth kroch vorsichtig von ihm weg. Die Wut in der Stimme des Mannes und die ausgeprägten Symptome der Krankheit erinnerten sie voll Schrecken an ihren Vater, nachdem er zu einem von ihnen geworden war.
    Plötzlich sprang der Mann auf und rüttelte an den ehernen Gitterstäben. „Ich halte das nicht mehr aus!“, schrie er, so laut er konnte.
    „Halt dein Maul, du Narr, du bringst uns noch alle um!“, rief ein anderer Mann.
    „Sollen sie doch, ich muss hier raus!“
    Kinder begannen zu weinen. Der Wagen hielt, die Gefangenen hörten, dass Pferde gezügelt wurden und die Söldner zum Wagen gelaufen kamen.
    „Ich werde euch alle umbringen da draußen, euch alle!“ Der Mann verfiel in Raserei.
    Die Plane wurde zurückgezerrt. Diesiges Tageslicht schnitt scharf in den Menschenkäfig und brannte den Kranken auf der Haut.
    Der Mann fing an, mit dem Schädel gegen die Eisenstäbe zu schlagen. Blut rann ihm die Stirn hinab und über die schwarzen Verästelungen, die sich unter seiner milchigen Haut verzweigten.
    „Hör auf mit der Narretei oder es war deine letzte!“, schrie ein Söldner in den Käfig, wobei er seine Muskete mit aufgepflanztem Bajonett hochhielt.
    „Wenn ihr mich nicht rauslasst, dann sterben hier alle!“ Der Mann wischte sich Schaum vom Mund, dann packte er eine junge Frau am Hals und riss sie in die Höhe. Die Söldner stachen mit den Bajonetten in den Käfig, aber der Rasende wich zurück.
    Andere Söldner versuchten hektisch, das schwere Schloss zu entriegeln. Der Mann brüllte auf und schlug den Kopf der Frau gegen die Stäbe. Bewusstlos sackte sie zu Boden.
    Mit blutunterlaufenen Augen sah der Rasende die anderen im Käfig an. Sein Blick fiel auf Elisabeth, die panisch zurückwich. Er grinste. „Du!“
    Gerade wollte er einen Schritt auf sie zu machen, als er von hinten gepackt und aus dem Wagen gezerrt wurde: Die Söldner hatten die Tür entriegelt. Mit aller Gewalt versuchte der Rasende, sich ihnen zu entwinden, aber kaum war er aus dem Käfig, vergruben drei Söldner ihre Bajonette in seinem Leib.
    Er riss die Augen auf, sein Blick wurde starr. Seine blutigen Lippen formten ein leises „Ja“, dann entspannte sich der Körper und lag still.
    „Merde!“, schimpfte ein junger Söldner und beugte sich über ihn. Er griff den Kiefer und drehte den Kopf hin und her, als wollte er die Beweglichkeit einer Puppe testen.
    Plötzlich schnellte der Totgeglaubte hoch und biss dem Söldner in die Hand. Dieser schrie auf, fuhr zurück und trat mit dem Stiefel auf das Gesicht des Rasenden ein, immer und immer wieder, bis dieses einem

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