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Morbus Dei: Im Zeichen des Aries: Roman (German Edition)

Morbus Dei: Im Zeichen des Aries: Roman (German Edition)

Titel: Morbus Dei: Im Zeichen des Aries: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bastian Zach , Matthias Bauer
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und Verschläge des Quarantäneviertels abgerissen wurden. Man konnte sich des Eindrucks nicht erwehren, dass die Obrigkeit jedes sichtbare Zeichen der Krankheit so schnell wie möglich beseitigen wollte, in der Hoffnung, damit auch die Erinnerung an die Deportation der Infizierten auszulöschen.
    Bereits am nächsten Tag füllten sich die Straßen und Gassen wieder mit Bürgern und Händlern, die ihren Geschäften nachgingen, als hätte es die Ereignisse der letzten Wochen nie gegeben.
    Vor dem Riesentor des Doms zu St. Stephan standen zwei Dutzend Rösser. Sie waren mit schwarzen Seidenschabracken bedeckt, die über ihre Köpfe bis zu den Hufen reichten. Der Reichsadler zierte die Seiten der Schabracken, ebenso wie die Standarten, die von Dienern gehalten wurden.
    Rundherum drängten sich neugierige Bürger, die einen Blick ins Innere des Gotteshauses erhaschen wollten, wo die feierliche Totenmesse für General Ferdinand Philipp von Pranckh stattfand.
    Im Dom war es dunstig. Der süßliche Geruch von Weihrauch lag in der Luft, die schweren Bässe der großen Orgel am Füchselbaldachin ließen die mit Kerzen bestückten Kandelaber erzittern.
    Auf den Sitzbänken des gotischen Langhauses waren fast alle Plätze von amtlichen Würdenträgern und einflussreichen Bürgern besetzt, vor dem Altar war der kunstvoll einbalsamierte Leichnam von Pranckhs in einem geschmückten Zinnsarg aufgebahrt. Eine Halsmanschette kaschierte, dass das Haupt vom Rumpf getrennt worden war.
    Bischof Harrach stand vor dem Sarg, hielt die Hände gefaltet und den Kopf gesenkt. Der Klang eines Requiems erfüllte die Kathedrale und nötigte die Andächtigen, ehrfürchtig an das Unausweichliche denken.
    Memento Mori.
    Bedenke, dass du sterben musst.
    Auch Bürgermeister Tepser hatte den Kopf in Demut geneigt, seine Augen waren geschlossen. Nicht mehr lange, dann würde dieses unrühmliche Kapitel seiner Amtszeit der Vergangenheit angehören, und somit der Vergessenheit.
    Nicht mehr lange.
    Der Chor sang die letzte Strophe des Dies Irae .
    Lacrimosa dies illa,
    Qua resurget ex favilla
    Iudicandus homo reus – 1
    In diesem Moment schlug die schwere, eisenbeschlagene Tür des Riesentores auf. Chor und Orgel verstummten wie auf Kommando. Zwanzig schwarz gekleidete Männer marschierten durch das Langhaus auf den Altar zu, ohne auf die Liturgie Rücksicht zu nehmen.
    Ein Raunen ging durch die Trauergäste, niemandem war klar, was dies zu bedeuten hatte oder wer die Männer waren. Der Anführer stellte sich theatralisch vor den Sarg, Bischof Harrach wich einige Schritte zurück.
    Bürgermeister Tepser musterte ihn: Der Mann war von vierschrötiger Statur, Haar und Vollbart kurzgeschoren, sein eiskalter, stechender Blick verriet keine Gefühlsregung. Tepser hatte ihn noch nie gesehen, aber sein Äußeres und sein Auftreten verhießen nichts Gutes.
    Jetzt hob der Mann die Hände und das Gemurmel verstummte augenblicklich. Mit einem lauten Knall schlug er den Zinnsarg zu. „Ihr ehrt einen Verräter!“ Seine Worte hallten durch den Dom und trafen die Trauergäste wie eine Ohrfeige.
    Tepser sprang auf. „Mit welcher Rechtfertigung erdreistet Ihr Euch hier einzudringen?“
    Der Anführer fixierte den Bürgermeister, dann holte er eine Bulle unter seinem Umhang hervor und lies sie abrollen. „Ich bin Antonio Maria Sovino, Visitator seiner Heiligkeit Papst Clemens des XI, Befehlshaber der Schwarzen Garde. Und Ihr werdet mir Folge leisten!“
    Wieder ging ein Raunen durch die Menge, die Geistlichen senkten ihre Häupter.
    Tepser spürte, wie unbändiger Zorn in ihm aufstieg. Es war ihm im Augenblick völlig egal, ob von Pranckh nun der Heiland oder der Leibhaftige persönlich gewesen war. „A schene Leich“ , wie der Wiener Volksmund zu sagen pflegte, war er allemal, denn damit titulierte man eine prachtvolle und würdevolle Bestattung mit ausreichend Trauergästen und anschließendem Leichenschmaus. Wen interessierte es also noch, was dieser Mann zu Lebzeiten verbrochen hatte? Für die einen ein Feldherr, für die anderen ein Schlächter – es kam nur auf den Nachruf an. Und diesen Nachruf wollte Tepser mit der Trauerfeier formen. Ein toter Wiener Held – der nächste würde kommen wie das Amen im Gebet.
    Aber dieser sogenannte Visitator war im Begriff, all das zunichtezumachen. Und zudem wagte er es, Tepsers Autorität in aller Öffentlichkeit in Frage zu stellen.
    Voll Zorn blickte der Bürgermeister Sovino an. „In meinem Amt in einer Stunde!“,

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