Morbus Dei: Im Zeichen des Aries: Roman (German Edition)
Teller heiße Suppe finden.“
„Wenn es euch so gut geht, warum führt ihr dann Krieg gegen uns?“ Elisabeth starrte ihn mit geröteten Augen an.
„ Ihr führt Krieg gegen uns . Die Habsburger haben sich mit England gegen uns verbündet und machen uns den uns rechtmäßig zustehenden Thron Spaniens streitig.“
Elisabeth schüttelte den Kopf. Nicht nur hatte sie keinerlei Ahnung, ob Alain die Wahrheit sprach oder nicht, es war ihr auch einerlei. „Ich denke, dass wir uns alle verstehen könnten, wenn wir nur wollten“, sagte sie knapp, schloss die Augen und beendete damit das Gespräch.
Es ist keine Frage des Wollens, dachte Alain und schloss ebenfalls die Augen, sondern eine Frage des Zulassens.
XXI
Mühsam staksten die Pferdevon Leutnant Wolff und seinen Männern den alten Saumweg zum Semmering hinauf. Der Regen hatte die Straße matschig werden lassen, Rinnsale bahnten sich ihren Weg und dicke Erdklumpen hingen an den Hufen der Tiere.
„Wir hätten die Unwetter in Schottwien abwarten sollen, so wie die anderen auch“, sagte der erste Offizier zu Leutnant Wolff.
„Das hat der Franzmann ja auch nicht getan, oder?“, entgegnete dieser harsch und war überrascht, seinen Atemhauch in der kalten Luft zu sehen. Der Offizier grummelte etwas Unverständliches vor sich hin und zog den Kragen seines Ledermantels enger.
Wolff musste schmunzeln, er kannte den nicht ganz ernstzunehmenden Missmut des Mannes, der eigentlich ein herzensguter Mensch war. „Wirst sehen, Hermann, in ein paar Tagen kannst wieder die Füße am Kaminfeuer ausstrecken und dich von vorn bis hinten von deinem Weib bedienen lassen“, sagte Wolff.
„Das glaubst auch nur du. Maria ist das dritte Jahr in Folge in anderen Umständen, die hat eine Laune wie ein Lohnkutscher im Winter.“
„Und daran bist du natürlich völlig unbeteiligt, was?“, stichelte Wolff. „Wennst schon im Kindbett über sie herfällst …“
„Ich soll über sie hergefallen sein? Hat sie dir das erzählt?“, erboste sich der Offizier und fügte mit einem Grinsen hinzu: „Es war eher umgekehrt.“
„Na, ihr werdets das schon wissen“, schmunzelte Wolff und widmete sich wieder seiner Aufgabe. Er suchte die schlammige Straße nach Wagenspuren ab, aber der starke Regen machte es ihm nicht leicht. Selbst dort, wo schwere Äste über die Straße hingen und Teile des Weges vor dem Regen schützten, waren keine Spuren auszumachen.
Eine innere Stimme sagte Wolff immer lauter, dass Gamelin sie zu täuschen versuchte.
„Was ist?“, fragte sein Offizier, der die Sorge in seinem Gesicht erkannte.
„Ich weiß nicht, Hermann, irgendwie habe ich das Gefühl, dass wir sie verloren haben.“
Der Offizier kniff die Augen zusammen, um im Regen etwas zu erkennen. „Ich sags ehrlich, Georg, selbst wenn die Wägen vor nur einer Stunde hier entlanggerollt wären, die Spuren wären weggewaschen. Außerdem: Wo sonst sollten sie denn entlang?“
„Es gibt hier unzählige kleine Pfade, die von Dieben und Schmugglern benutzt werden. Auch sie führen über den Semmeringpass.“
„Da kommen sie aber mit den Wägen nicht durch.“
„Wenn du dich da mal nicht täuschst“, murmelte Wolff nachdenklich.
„Sollen wir umkehren?“, wollte der Offizier wissen.
Wolff schloss für einen Moment die Augen, horchte auf den Hufschlag seines Pferdes und das Trommeln des Regens.
„Nein, die Richtung stimmt“, sagte er schließlich und blickte zu seiner Rechten in den Wald. „Wir sind nur auf dem falschen Weg.“
Er zog an den Zügeln, vorsichtig stapfte sein Pferd ins Unterholz und ließ die Straße hinter sich. Seine Männer folgten ihm.
XXII
„Wohin des Weges, schönes Kind?“, fragte Karl.
Die Dirne antwortete mit einem aufreizenden Kichern und wischte sich demonstrativ die Regentropfen vom üppigen Dekolleté. Sie fuhr sich durch das blondgelockte Haar, zwinkerte Karl zu und verschwand in einer windschiefen Kneipe am Wegesrand. Dahinter versperrte eine wuchtige Wehrmauer die Talschneise, die nur durch ein Mauttor passierbar war.
„Wir sollten hier warten, bis das Unwetter vorübergezogen ist“, sagte Karl, ohne die Kneipe aus den Augen zu lassen.
„Hättest du wohl gern“, entgegnete Hans. „Und natürlich denkst du dabei nur an unsere Sicherheit und die Sicherheit unserer Pferde.“
„Ausschließlich!“, sagte Karl in unschuldigem Tonfall.
„Bezahlen wir erst einmal die Maut, dann sehen wir weiter“, sagte der Preuße und gab Karl einen Schlag auf die
Weitere Kostenlose Bücher