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Morbus Dei: Im Zeichen des Aries: Roman (German Edition)

Morbus Dei: Im Zeichen des Aries: Roman (German Edition)

Titel: Morbus Dei: Im Zeichen des Aries: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bastian Zach , Matthias Bauer
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wer sie ist.“
    Widerwillig hob der Söldner die Plane wieder an und betrachtete Elisabeth, die sich wimmernd den Bauch hielt.
    „Ganz recht“, setzte Alain nach, „das ist das Weib, das beim Maréchal de camp in der Kutsche war.“
    Der Söldner, dessen Gesicht mehr aus Narben als aus ebener Haut bestand, blickte Alain zornig an.
    „Ich geh ein paar Schritte mit ihr“, schlug Alain vor, „dann wird das schon wieder. Hat sicher ihren Monatsfluss.“
    „Das geht euch einen feuchten Dreck an“, schimpfte Elisabeth und stöhnte weiter.
    „Siehst du.“ Alain zwinkerte dem Söldner zu.
    „Von mir aus“, blaffte der Söldner, entriegelte die Tür und schob sie auf. „Aber einen Schritt zu weit weg und ich erschieß euch beide.“
    Alain half Elisabeth hoch und stützte sie beim Aussteigen. Diese ging sofort am Boden in die Hocke und stützte sich schwer atmend am nachfolgenden Gefährt ab – dem Proviantwagen. „Danke“, stieß sie jammernd in Richtung des Söldners hervor.
    „Weiber!“ Er schüttelte verächtlich den Kopf und schloss die schwere Gittertür.
    Elisabeth versuchte, sich mit schnellen Blicken einen Überblick zu verschaffen: So gut wie alle Soldaten waren damit beschäftigt, den ersten Menschenkäfig wieder fahrtauglich zu machen. Ein Reiter bildete den Abschluss, starrte aber gelangweilt in den Himmel. Wenn sie Glück hatten, würde das Pferd beim Feuerblitz der Explosion scheuen.
    Die Kutscher der jeweiligen Wägen halfen ebenfalls bei der Instandsetzung des ersten mit. Vom hinteren Ende des Proviantwagens waren es nur wenige Schritte bis zum Waldrand, und das Dickicht würde verhindern, dass man ihnen auf Pferden folgen konnte.
    Elisabeth sah Alain an, er wusste, dass sie zu allem entschlossen war – und nickte ihr unmerklich zu.
    Stöhnend humpelte Elisabeth am Proviantwagen entlang. Mit der Linken stützte sie sich auf Alain, mit der Rechten an die Seitenwand des Wagens. Alain sah sich vorsichtig um, aber niemand schien auf sie zu achten.
    Noch ein paar Schritte, dann waren sie auf der Höhe der Öllampen. Alain räusperte sich kurz, Elisabeth blickte zum Menschenkäfig zurück. Der Söldner hatte ihnen den Rücken zugewendet und pinkelte in den Schlamm vor der Wagentür.
    Mit einem Satz sprang Elisabeth in die Höhe, griff über die Bordwand und fischte eine Lampe unter der Plane heraus – alles in einer einzigen Bewegung. Alain stellte sich vor sie, griff die Öllampe, schob das Schutzglas hoch und hielt ein Stück Zunderschwamm hinein. Mit einem kaum hörbaren Zischen entflammte der Docht.
    Alains Herz schlug rasend, seine Augen fuhren blitzschnell umher: Der Söldner war noch immer mit seiner Notdurft zu Gange – der Reiter suchte noch immer den Himmel nach Gottweißwas ab – der erste Wagen steckte noch immer im Schlamm fest.
    Dieu avec nous.
    Er sah Elisabeth in die Augen. Sie blinzelte ihm zu und verharrte einen Augenblick.
    Dann lief sie los.
    Mit einem Mal schien ihr alles um sie verlangsamt.
    Das Spritzen des Schlamms zu ihren Füßen.
    Das Werken der Soldaten am Wagen.
    Das Schnauben der Pferde.
    Sie umklammerte die Öllampe, gewiss, dass sie nicht nur ihr eigenes Leben in den Händen trug, sondern auch das ihres ungeborenen Kindes und das Johanns. Noch nie zuvor hatte sich alles so sehr auf einen einzelnen Augenblick zugespitzt, noch nie hatte sie sich entschlossener gefühlt.
    Sie erreichte das Ende des Proviantwagens und sah die von einer Plane abgedeckten Pulverfässer die Bordwand überragen.
    Jetzt!
    Elisabeth holte aus –
    Ein grober Handgriff riss sie jäh zurück. Ein Söldner, der hinter dem Wagen gestanden hatte, packte die Öllampe und funkelte sie wütend an. Mit der anderen Hand schlug er Elisabeth roh ins Gesicht, sie fiel und schlug hart am Boden auf.
    Der Söldner starrte sie an, dann blickte er zu Alain, der wie versteinert dastand. „Was hat das zu bedeuten?“, brüllte er – von Alain kam keine Antwort.
    Der Söldner setzte seinen Stiefel auf Elisabeths Hals, im Begriff zuzutreten. „Ich hab dich was gefragt, Weib!“
    Elisabeth brachte kein Wort heraus, wie ohnmächtig betrachtete sie die Unterseite des Proviantwagens und den Stiefel auf ihr, der wie der eines Riesen wirkte. Der Kopf des Riesen, der viel zu klein aussah, verschwamm vor ihren Augen.
    Ein gedämpftes Zischen zerschnitt die Luft – der viel zu kleine Kopf zerbarst halbseitig, Blut und Knochenstücke regneten herab. Die Hand über ihr ließ die Lampe los, der Körper fiel nach

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