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Morbus Dei: Im Zeichen des Aries: Roman (German Edition)

Morbus Dei: Im Zeichen des Aries: Roman (German Edition)

Titel: Morbus Dei: Im Zeichen des Aries: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bastian Zach , Matthias Bauer
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rund um den Strick am Hals.
    Das letzte Zeichen des Erstickungskampfes.
    Schockiert trat Wolff neben Johann. „Das müssen mehrere Dutzend sein. Was haben sie bloß getan?“
    „Wer weiß, vermutlich waren sie alle nur zur falschen Zeit am falschen Ort, gemeinsam mit den wenigen Schuldigen. Falls es die überhaupt gab.“
    Wolff bekreuzigte sich.
    „Ich nehme an, dass dies eine Vergeltungsaktion der Franzosen war, um ein Exempel zu statuieren. Dies passiert uns also im besten Fall, wenn sie uns schnappen.“ Johann sah Wolff an, der gedankenverloren die Allee der Gehenkten hinunterstarrte. „Machen wir, dass wir fortkommen.“
    Wolff nickte knapp. Als sie davoneilten, setzte sich hinter ihnen der erste Rabe auf die Schulter einer Gehenkten und begann, sich an ihrem Auge zu laben.
    LXI
    Rasch ging Sophie zwischen den Häusern durch. Die Sonne war bereits untergegangen, zwischen den Bergen, wo sie verschwunden war, zogen dunkle Wolken auf. Bald würde das Wetter umschlagen, Sophie wusste, dass ihr für das Heueinbringen nicht mehr viel Zeit blieb.
    Plötzlich hörte sie es – Hufgetrappel. Sie erstarrte, dann rannte sie zum letzten Haus am Rand des Dorfes.
    Sie erblickte Reiter, die auf das Dorf zuhielten. An der Spitze erkannte sie einen Mönch, und hinter ihm –
    Sophie sah genauer hin, betrachtete den großen kräftigen Mann, der ihr merkwürdig bekannt vorkam. Mit einem Mal schlug ihr Herz schneller.
    Gottfried?
    Von Freising und die anderen sahen die Gestalt, die wie erstarrt vor dem verfallenen Haus stand. Sonst war niemand zu sehen.
    Langsam ritt der Jesuit auf die Gestalt zu.
    „Wie die Lämmer zur Schlachtbank“, murmelte Karl. Hans nickte. Er und die anderen hatten das gleiche Gefühl, seit sie den Talkessel erreicht hatten. Die dunklen, teils verbrannten Häuser, die Wälder, die Berge – alles wirkte wie eine Falle, in die sie geradewegs hineintappten.
    Von Freising hielt vor der Gestalt an. Es war eine junge Frau. Da sie im Schatten des Vordachs stand, war ihr Gesicht nicht genau zu erkennen. Er beugte sich zu ihr hinunter.
    „Seid gegrüßt! Ich bin Pater von Freising. Wir sind gekommen, um euch vor großer Gefahr zu warnen. Kannst du mich zu eurem Obersten führen?“
    Jetzt trat die Frau aus dem Schatten. Von Freising hörte, wie seine Männer erschrocken Luft holten. Es war eine Sache, von den Ausgestoßenen zu hören, eine andere, sie zu sehen. Auch wenn die Frau nicht alle Anzeichen der Krankheit aufwies, die ihnen Johann und von Freising beschrieben hatten, bot sie einen erschreckenden Anblick: die notdürftig geflickte Kutte, die schwarzen Adern über ihrem totenblassen Gesicht, das sich vor dem verbrannten Gerippe des Hauses abzeichnete …
    Die Frau blickte den Preußen an. Von Freising hätte schwören können, dass ein Ausdruck der Enttäuschung auf ihrem Gesicht zu erkennen war. Dann wandte sie sich an ihn. „Geht. Wenn sie euch sehen –“
    Der Jesuit machte eine abwehrende Handbewegung. „Die Deinen kennen mich. Anselm kennt mich.“
    „Anselm ist tot. Heinrich steht nun dem Dorf vor.“
    Von Freising machte einen betroffenen Eindruck. „Dann bring mich zu ihm.“
    Die Frau zögerte.
    Von Freising blickte sie ernst an. „Bitte. Du musst uns vertrauen.“
    „Das kann ich nicht.“ Wieder musterte die Frau den Preußen. „Aber ich werde euch trotzdem zu Heinrich bringen.“
    „Ich danke dir“, sagte von Freising.
    Sie drehte sich um und ging den Weg zwischen den Häusern entlang. Von Freising stieg vom Pferd, nahm die Zügel in die Hand und folgte ihr.
    Die Männer blieben auf ihren Pferden sitzen und sahen sich unbehaglich an.
    „Nun macht schon. Es wird uns nichts geschehen“, forderte von Freising sie auf.
    „Dem sein Gottvertrauen möcht ich haben“, brummte Hans.
    Der Preuße seufzte. „Aber allein können wir ihn auch nicht gehen lassen.“ Sie stiegen von den Pferden und folgten von Freising und der Frau.
    Während sie an Häusern vorbeigingen, öffnete sich eine Tür nach der anderen. Gestalten in Kutten und Umhängen kamen herausgeschlichen.
    Schweigend nahmen die Gestalten sie in die Mitte und bildeten eine unheimliche Eskorte.
    Die Männer erschauderten, als sie die weißen Gesichter unter den Kapuzen sahen, die schartigen Münder, die spitzen Zähne und die schwarzen Adern. Anders als die Frau glichen diese Gestalten keinen Menschen mehr – sondern Ungeheuern aus den Geschichten, die sie als Kinder gehört hatten, Wesen der Nacht, die danach trachteten,

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