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Morbus Dei: Im Zeichen des Aries: Roman (German Edition)

Morbus Dei: Im Zeichen des Aries: Roman (German Edition)

Titel: Morbus Dei: Im Zeichen des Aries: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bastian Zach , Matthias Bauer
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die Seelen der Lebenden in die Fänge zu bekommen.
    Die Männer bekreuzigten sich unwillkürlich.
    „Ich hoffe, Ihr wisst, was Ihr tut, Pater“, sagte der Preuße leise.
    Der Jesuit antwortete nicht. Unbeirrt schritt er weiter hinter Sophie her. Diese führte die Männer stumm auf die alte Kirche zu, deren Türen langsam aufschwangen.
    Sie sah, dass die dunklen Wolken zwischen den Bergen dichter geworden waren, sie breiteten sich am nächtlichen Himmel aus und ließen die Sterne verschwinden.
    Ich habe geträumt, dass ein Sturm kommt und uns alle verschlingt.
    LXII
    Johann war auf einen Baum geklettert und zupfte ein Blatt vom Ast. Er schloss die Augen und roch daran. Erinnerungen an seine Kindheit im Kloster blitzten auf, an den Kirschbaum im Klostergarten, seine Zufluchtsstätte.
    Eine Zeit, in die der unmittelbare Tod noch keinen Einzug gehalten hatte. Sie mutete an wie aus einem anderen Leben.
    Johann öffnete die Augen wieder und sah in einiger Entfernung die harte Wirklichkeit. Dichte Pulverschwaden zogen über die Felder vor den Befestigungen der Stadt, unaufhörlich dröhnte Kanonendonner.
    Wie vielen Männern wohl in diesem Augenblick die Hand zerfetzt wurde? Wie vielen das Bein? Und wie vielen wurde das Leben entrissen, als zerquetsche man Ungeziefer? Johann musste sich bemühen, bei diesen Bildern einen klaren Kopf zu behalten.
    Kämpfte man an vorderster Front, hatte man keine Zeit, sich derlei Gedanken zu machen, geschweige denn sein Tun oder das der anderen zu hinterfragen. Dort war man gezwungen zu handeln. Aber auf diesem Baum, in dieser Entfernung fragte Johann sich doch, zu wessen Wohl dies alles stattfand.
    Er ließ das Blatt los und versuchte, durch all den Pulverdampf Stellungen, Befestigungen und Lager auszumachen. Nach einer Weile kletterte er wieder hinunter.
    Wolff sah ihn neugierig an.
    „Im Norden ist das Hauptlager, das ist am stärksten befestigt. Wenn, dann sind Gamelin und Elisabeth dort.“ Johann nahm einen Schluck Wasser aus dem Trinkschlauch. „Die Sappeure werden wohl noch einige Zeit brauchen, bis sie am Glacies angelangt sind.“
    „Gut, das gewährt uns mehr Zeit, Elisabeth zu finden. Hab ich recht?“
    Johann nickte. „Am besten wird sein, wir umgehen das Lager und versuchen morgen früh, uns reinzuschleichen“, schlug er vor.
    „Was zwischen die Rippen zu bekommen wäre auch nicht schlecht. Du hast dein Hemd schon mal besser ausgefüllt.“
    Johann schlug Wolff auf den Bauch. „Mal sehen …“
    Erneut klopfte Wolff an die geschwärzte Holztür, diesmal mit der Faust. Wieder keine Reaktion. „In Herrgottsnamen, macht auf!“
    Vorsichtige Schritte näherten sich der Tür. Mit einem Ächzen wurde sie einen Spaltbreit geöffnet, ein alter Mann lugte zitternd heraus.
    „Per favore, vi abbiamo già dato tutto“, 2 sagte er mit wimmernder Stimme.
    Wolff trat einen Schritt zurück. „Entschuldigt, aber –“
    „Austriaco? Österreicher?“
    Wolff nickte. „Wir wollen euch nicht berauben, wir wollten euch nur ein wenig Brot abkaufen. Wenns recht ist.“
    Johann streckte dem Alten zehn Kreuzer entgegen.
    Der alte Mann hustete, dann öffnete er die Tür ganz. „Kommt herein“, sagte er langsam.
    Die Stube war klein und düster, eine niedrige Tür führte in einen Nebenraum. Der eiserne Ofen glühte, er musste wohl erst vor Kurzem angefeuert worden sein. Außer dem Tisch und dem Ofen stand nur eine kleine Truhe im Raum.
    Der Alte deutete auf eine Frau, die am Tisch saß und das Gesicht in die knöchernen Hände vergraben hatte. „Das ist meine liebe Grete.“
    „Gnä’ Frau“, sagte Wolff und verbeugte sich leicht.
    „Ihr müsst entschuldigen, heut war …“ Der Alte stockte und wischte sich eine Träne von der Wange. „Setzt euch, ihr macht den Eindruck, als ob ihr einen Bären fressen könntet.“
    Der Alte humpelte in den Nebenraum. Johann und Wolff setzten sich an den Tisch, unschlüssig, wie sie sich gegenüber der schluchzenden Frau verhalten sollten.
    Johann versuchte schließlich, ihr die Hand auf die Schulter zu legen, aber sie zuckte zurück, als hätte der Leibhaftige sie berührt.
    „Entschuldigt, ich wollte nicht –“
    „Du kannst nichts dafür“, sagte der Alte, der gerade wieder in die Stube hinkte. In seinen Händen hielt er mehrere Würste.
    Er lud sie auf dem Tisch ab und stützte sich ab, um wieder zu Atem zu kommen. „Ihr müsst wissen: Erst kamen Soldaten und raubten alles Essen, das wir hatten.“
    Überrascht blickte Johann auf den

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