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Morbus Dei: Im Zeichen des Aries: Roman (German Edition)

Morbus Dei: Im Zeichen des Aries: Roman (German Edition)

Titel: Morbus Dei: Im Zeichen des Aries: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bastian Zach , Matthias Bauer
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Außerdem klangen seine Worte im Gegensatz zu denen Melchiors schlüssig – wenn von Freising Böses vorgehabt hätte, wäre es einfacher gewesen, mit Sovino zusammen das Dorf zu überfallen.
    Ihr Blick wanderte zu den Männern in der ersten Bank. Zu dem, den sie Preuße nannten.
    Im Licht der Kerzen fragte sie sich, wie sie ihn für Gottfried halten hatte können. Sicher, er war groß und kräftig, aber sonst hatte er keine Ähnlichkeit mit ihm. Und doch – als die Männer vorhin auf sie zugeritten waren und sie ihn gesehen hatte, war ihr fast das Herz stehen geblieben.
    Anna drückte ihre Hand ganz fest und rief sie in die Wirklichkeit zurück. In diese Kirche, wo der Disput immer lauter wurde und die Stimmung sich langsam aber sicher gegen jene wandte, die ihnen helfen wollten. Alle spürten es, die Spannung war förmlich greifbar.
    Von Freising und Heinrich blickten sich hoffnungslos an. Sophie sah, dass die rechte Hand des Preußen zu seiner Seite glitt, wo er mit Sicherheit eine Waffe verborgen hatte.
    Da spürte sie, dass Anna ihre Hand losließ. Das kleine Mädchen stand auf. „Sie werden kommen!“
    Niemand hörte sie. Anna warf Sophie einen verzweifelten Blick zu. „Sie werden kommen“, wiederholte sie, diesmal lauter.
    Keiner wusste, wie es geschah – aber irgendwie drangen Annas Worte durch das Stimmengewirr. Alle verstummten, es war fast so, als ob sie die Stimme des Mädchens in ihrem Kopf hörten.
    „Und sie bringen den Tod mit sich.“ Sie blickte den Preußen und seine Männer an. „Aber nicht diese da. Sie sagen die Wahrheit.“
    Es war still in der Kirche. Verblüfft blickten sie auf das kleine Mädchen, das mit so schrecklicher Endgültigkeit gesprochen hatte.
    Der Preuße stand auf. „Das Maderl hat recht! Der Tod wird kommen.“ Eindringlich blickte er in die Menge. „Dieses Dorf und diese Wälder werden erneut zum Grab werden.“ Seine Stimme wurde lauter. „Aber wenn es nach uns geht, zum Grab für Sovino und seine Schwarze Garde. Darum hat Pater von Freising uns hergeführt. Und darum werden wir mit ihm kämpfen.“
    „Warum zur Hölle solltet ihr das tun?“ Ein Mann stand auf, das Gesicht fast völlig von Verästelungen durchzogen. Er war jung, hatte aber die Haltung eines Greises. „Warum nimmt man die Mühsal auf sich, das Reich zu durchqueren, um jemandem zu helfen, der nicht um Hilfe gebeten hat?“
    Der Mann hatte eine Frage ausgesprochen, die dem Preußen und ohne Zweifel auch seinen Männern im Kopf herumgegeistert war, seit sie in Göss aufgebrochen waren. Aber sie hatten nie darüber gesprochen, hatten das Ziel allem anderen untergeordnet.
    Warum?
    Gespannt blickten die Ausgestoßenen den Preußen an. Er sah die Männer, Frauen und Kinder, die Anzeichen der Krankheit. Und auf einmal wusste er die Antwort.
    „Vielleicht gerade deshalb“, sagte er. „Vielleicht, weil man ganz tief in sich spürt, dass es das Richtige ist. Und vielleicht, weil man sonst keine Aufgabe mehr im Leben hat, als denen zu helfen, die das Schicksal schwerer bestraft als einen selbst.“
    Der junge Mann senkte den Blick und setzte sich wieder.
    Der Preuße schlug mit der Faust auf die Sitzbank. „Wenn ihr uns nicht glaubt, dann seis drum, bleibt sitzen und erwartet euren Untergang. Alle anderen folgen mir!“
    Er schritt durch die Reihen der Ausgestoßenen nach draußen. Hans, Karl, Ludwig und Markus folgten ihm.
    Zweifelnd sahen die Ausgestoßenen sich an. Dann stand Sophie auf. Mit ihr erhoben sich Anna und Magdalena und gingen ebenfalls hinaus.
    Heinrich musterte die Bewohner des Dorfes. „Wir haben nur eine Chance. Und das sind er und seine Männer“, er zeigte auf von Freising, „und ihr Mut, der sie hergeführt hat. Wir sollten aufhören, ihnen zu misstrauen und ihnen endlich helfen. Und damit uns selbst.“
    Niemand sprach ein Wort, jeder schien zu überlegen und abzuwägen.
    Dann erklang die brummige Stimme des alten Melchior. „Verdammt will ich sein, aber Heinrich hat recht!“
    Er stand auf und verließ die Kirche – und die anderen folgten ihm. Still leerten sich die Reihen, bis nur mehr von Freising und Heinrich in der Kirche waren.
    Heinrich reichte dem Jesuiten die Hand. „Ich danke Euch, Pater. Dass Ihr zu uns gekommen seid und dass Ihr es wert findet, mit uns“, er zögerte, „die Ihr Ausgestoßene nennt, zu kämpfen.“
    Von Freising ergriff Heinrichs Hand und drückte sie. „Es gibt hier keine Ausgestoßenen, keine Kranken, keine Gesunden – nur Gottes Geschöpfe,

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