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Morbus Dei: Im Zeichen des Aries: Roman (German Edition)

Morbus Dei: Im Zeichen des Aries: Roman (German Edition)

Titel: Morbus Dei: Im Zeichen des Aries: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bastian Zach , Matthias Bauer
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die sich gemeinsam einer Bedrohung entgegenstellen und für ihr Leben und ihre Zukunft kämpfen.“
    Heinrichs Blick verfinsterte sich. „Um unser Leben ja. Aber selbst wenn wir dieses bewahren können – unsere Zukunft bleibt so düster wie bisher.“
    Von Freising legte ihm den Arm um die Schultern. „Verzagt nicht und vertraut auf den Herrn. Er wird uns beistehen.“
    Und ich hoffe, dass er auch Johann beisteht, fügte er im Stillen hinzu. Denn dann würde es, so sie diesen Kampf überlebten, vielleicht auch eine Zukunft für dieses Dorf und die geplagten Seelen geben, die es bewohnten.
    LXIV
    „Wir verlassen euch nun“, flüsterte Johann vor der Tür zur Kammer des alten Ehepaars. Er und Wolff hatten in der Stube am wärmenden Ofen geschlafen.
    Erneut klopfte Johann an die Tür, vernahm aber keine Reaktion.
    „Entschuldigt, aber –“ Johann schob die ächzende Tür auf.
    Dann senkte er den Blick und verharrte eine Weile regungslos.
    Schließlich machte er ein Kreuzzeichen und schloss die Tür. In seinen Kopf hatte sich das Bild eingebrannt: die beiden Alten im Sonntagsgewand nebeneinander im Bett, die Hände sanft ineinander verschränkt, die fahlen Gesichter einander zugewandt, ein Lächeln auf den Lippen.
    Sie würden nie mehr aufwachen.
    Johann wusste nicht, ob es das traurigste oder das schönste Bild war, das er je gesehen hatte.
    Wolff wartete vor dem Haus, rauchte eine Pfeife und starrte in den morgendlichen Nebel.
    „Sie sind nicht mehr da“, sagte Johann leise und schulterte den Lederbeutel, den er mit den restlichen Würsten gefüllt hatte.
    Wolff schwieg.
    Gemeinsam gingen sie dem Donner entgegen.
    Eine Karawane aus Menschen und Tieren, Gefährten und Gütern staute sich vor den Kontrollposten des französischen Lagers. Penibel prüften die Wachen Dokumente und Ladungen.
    Links und rechts der Straße erhoben sich vorgeschobene Schanzen, bestehend aus Gräben und Erdwällen, die mit Palisaden, Sturmpfählen, angespitzten Stöcken und Verhauen gesichert waren. Kreisförmig schlossen sie das Lager ein.
    Johann und Wolff hatten sich in sicherer Entfernung hinter einer eingestürzten Mauer verschanzt und beobachteten das Geschehen. Der beißende Geruch verbrannten Schwarzpulvers war allgegenwärtig.
    „Sich kontrollieren zu lassen wäre Selbstmord“, urteilte Wolff.
    „Ich könnt vorgeben, als Schmied angeworben zu sein –“
    „Ja, oder als Tänzerin zu Gamelins Gaudium, das wäre genauso glaubhaft.“
    Verärgert verzog Johann das Gesicht.
    „Du hast nicht einmal Werkzeug dabei“, sagte Wolff. „Wenn das so einfach wäre, dann würden ja feindliche Spione rein- und rausmarschieren, wie es ihnen beliebt, und könnten Waffen oder Gerät nach Lust und Laune sabotieren –“
    „Ich habs verstanden, Wolff“, erwiderte Johann bestimmt. Natürlich hatte er nicht angenommen, dass die Franzosen es ihnen leicht machen würden, aber gehofft hatte er es trotzdem.
    Johann rieb schnell und fest über seine kurzen Haare, als könnte dies eine Idee herbeibeschwören. Wie um alles in der Welt konnten sie ins Lager eindringen? Und noch wichtiger: Wenn sie drinnen waren, wie konnten sie Gamelins Zelt finden, ohne entdeckt zu werden?
    „Schauen wir uns die Schanzanlagen Richtung Po an, vielleicht sind sie dort noch nicht so ausgebaut“, schlug Wolff vor.
    „Einen Versuch ist es wert“, stimmte Johann zu.
    Gebückt schlichen sie von der Mauer weg, bis sie sich außer Sichtweite der Wachen wähnten. Dann schritten sie die Lagerbefestigung ab und suchten nach Schwachstellen.
    Und mit jedem Schritt wuchs in Johann die schreckliche Erkenntnis, dass die Befreiung Elisabeths möglicherweise ein unausführbares Unterfangen war …
    LXV
    Fahles Licht drang durch das schmale Fenster der Sakristei. Schwere Bücher, die man einst aus dem brennenden Kloster gerettet hatte, stapelten sich bis zu den Deckenbohlen. Der Deckel einer eisenbeschlagenen Truhe stand offen, ihr Inneres war leergeräumt.
    Mit einem tiefen Seufzer schloss der Preuße die Truhe und setzte sich darauf. Er sah zu den anderen, sah den zweifelnden Blick von Freisings, die entschlossene Miene Heinrichs und den Groll in den Augen des alten Melchiors. Sie alle standen dicht gedrängt in dem viel zu kleinen Raum, aber sie hatten sich hierher zurückgezogen, damit niemand sie belauschen konnte.
    „So versteht doch endlich“, sagte der Preuße. „Die Schwarze Garde besteht nicht aus Wandermönchen, die auch ein Schwert halten können. Das sind

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